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Autor: Lice Veröffentlicht: 26.01.2002, 12:17:36 Letzte Änderung: 07.03.2002, 21:23:51 Schreibrecht: Nur Administratoren [ Artikel bearbeiten ] Abstract: Liebe unter dem Licht Wandelnden und auch ihr die dies nicht seid! Lang sind die Wartezeiten auf neue Romane von Robert Jordan und so hoffe ich euch mit meiner Geschichte ein bisschen beschäftigen zu können. Ca. 70 Jahre nach den Geschehnissen in Randland, so wie sie uns bekannt sind, erhaltet ihr Einblick in das Leben einer Aufgenommenen (sie ist übrigens meiner Wnigkeit nachempfunden! J ) und ihrer Freunde auf der Weißen Burg. Viel Spaß beim Lesen! Lice Lice trat ans Fenster und strich dabei unbeabsichtigt ihr weißes Aufgenommenengewand glatt. Auf dem Hof konnte sie die trainierenden Behüter und ihre Schüler beobachten, deren freie Oberkörper vor Schweiß glänzten. Sie musste schmunzeln, als sie daran dachte, wie oft ihre Freundinnen zu ihr ins Zimmer kamen, nur der Aussicht wegen. Als hätte ihr Gedanke sie erreicht, klopfte es auch schon an der Tür und als sie sich, ohne Aufforderung von Seiten Lices öffnete, streckten Lea und Kristina ihre Köpfe ins Zimmer. Lice gab ihnen einen auffordernden Wink und drehte ihnen wieder den Rücken zu. Sie schaute weiter nach draußen, und ihr Blick schweifte weg von den Behütern, dahin, wo die Bäume schon hellgrünes Laub zeigten und Vögel leise zwitscherten. Ein perfekter Morgen, dachte sie wehmütig. Gedanken an ihre Heimat kamen ihr, an eine enge Stadt in den Grenzlanden und an Frühlingswanderungen mit ihrer jüngeren Schwester Daria. Lea war von hinten an sie herangetreten und legte ihren Arm um Lices Schultern. „Denkst du schon wieder an Zuhause? Ich vermisse meine Kinderfrau auch sehr.“ Das lockte bei Lice ein kleines Lächeln hervor, als sie daran dachte, dass Lea aus einer adeligen Familie kam. Wenn sie nicht eine Ausbildung zur Aes Sedai angefangen hätte, hätte sie in 5 - 10 Jahren vielleicht schon einen hohen Rang innerhalb ihres Hauses innegehabt. Lächelnd drehte sich Lice zu ihren Freundinnen, nur um Kristina mit einem scharfen Blick zu bedenken, die es sich auf Lices ordentlich gemachtes Bett bequem gemacht hatte. Diese grinste nur schelmisch und schüttelte ihren Kopf mit den kurzen blonden Haaren. Ihre blaugrauen Augen blitzen auf, während sie anfing mit kleinen Lichtkugeln zu jonglieren. „Du weißt, dass das verboten ist!“, ließ Lice vermerken und tauschte mit Lea einen langen Blick. Diese hatte einst bei einem ähnlichen Kunststück, das sie verbotenerweise ausgeführt hatte, einen der uralten Hängeteppiche in einem der langen Gänge der Weißen Burg angekokelt. Sehr zum Ärger der Novizenmeisterin. Alle drei Mädchen lachten, wohlwissend an die Erinnerungen der beiden anderen. Noch ein junges Mädchen trat in den Raum, Saskia, die Vierte der Freundinnen. Wie immer war ihr Blick verträumt. „Seid gegrüßt, ihr Edle, die ihr das bescheidene Zimmer unserer Kameradin hier betretet!“ , zwitscherte Lea mit kokettierender Stimme, um daraufhin einen Lachanfall zu bekommen, wohlwissend das Saskia aus ärmlichen Verhältnissen ebou darischer Weber stammte und in ihren ersten Tagen als Novizin oft von den Aes Sedai für ihre Aussprache getadelt worden war. Für Lice ein Zeichen ihrer eingefleischten Spottlust, die Lea sich erst langsam abzugewöhnen schien. „Ich habe Neuigkeiten“, verkündete Saskia, nachdem sie Lea freundschaftlich zugegrinst hatte, mit vor glühendem Stolz leuchtenden Augen. Die anderen drei Aufgenommenen stürzten auf Saskia zu. „Was, was?!“, verlangten sie zu wissen. Saskia lachte nur und lies sich auf Lices Bett nieder, was wiederum ein ärgerliches Stirnrunzeln bei dieser hervorrief. „Die Novizenmeisterin hat mich in ihr Büro bestellt und ich dachte schon, sie hätte herausbekommen, wer letzte Woche einen Schwall Wasser aus heiterem Himmel auf die Schüler der Behüter niedergehen lassen hat...“ bei diesen Worten mussten die Vier lachen, als sie sich an den Trick von Saskia und Lice erinnerten: „...aber dann...“ Bei diesen Worten machte Saskia eine Pause um die Spannung zu steigern: „...hat sie mir eröffnet, dass ich jetzt weit genug bin, um die Prüfung zur Aes Sedai abzulegen!“ Erst waren Lea, Kristina und Lice sprachlos, dann fielen sie Saskia jubelnd um den Hals. „Ich hätte nie gedacht, dass du die Erste von uns sein würdest, “ meinte Kristina: „Aber ich freue mich wirklich für dich!“ Als sich die Aufregung wieder ein wenig gelegt hatte, kehrte Lice zu ihrem Fenster zurück, Lea belegte den einzigen Stuhl im Zimmer und fing an Lices Briefpapier mit kleinen Zeichnungen zu verschönern und Saskia und Kristina teilten sich Lices Bett, die es mittlerweile aufgegeben hatte, ihre Freundinnen deswegen zu tadeln. Nachdenklich spielte Saskia mit ihren dunkelblonden Locken, während Kristina eine Lichtkugel erschuf, die sie durch den Raum schweben lies. Eine ganz Kleine natürlich. „Weißt du schon, welcher Ajah du beitreten möchtest?“ fragte Lea, gerade dabei dem Bildnis einer jungen Frau zwei riesige Augen zu zeichnen. Lice lehnte sich gegen die Wand und beobachtete ihre Freundinnen aufmerksam. „Die Braune“, dachte sie sich: „Bestimmt die Braune, das wäre die Richtige für einen die Natur so erforschenden Menschen wie Saskia.“ „Nun, ich habe schon mit einer unser uralten Lehrerinnen Verin Sedai geredet“, meinte Saskia: „Sie hat mir ans Herz gelegt, die braune Ajah zu wählen, und ja, ich denke, dort würde ich mich sehr wohl fühlen.“ „Und wie ist es mit einem Behüter?“ fragte Lea sofort. „Die grüne Ajah“, dachte Lice. „Also, ich will mindestens zwei oder drei Behüter haben“, lachte Lea und grinste dabei über ihr ganzes rosiges Gesicht. Kristina hatte die Lichtkugel verschwinden lassen: „Oh oh, willst du wirklich zu den Braunen? Dein ganzes Leben hinter Büchern oder im Staub bei irgendwelchem Unkraut kniend verbringen? Und am Ende so senil wie Verin Sedai werden?“ Die Aufgenommenen lachten, an Gedanken an Verin Sedai, die sich strikt weigerte auf irgendeinem Bauernhof ihren Lebensabend zu verbringen und statt dessen noch immer unterrichtete und ihre Schülerinnen manchmal mit Geschichten über die Zeit des Drachen unterhielt, wobei sie offen zugab, dass sie schon so einige Erinnerungslücken hatte. Saskia sprang auf und warf Kristina einen tadelnden Blick zu: „Ja, das will ich wirklich.“ Dann lief sie zu Lice, umarmte sie und gab ihr ein Küsschen auf die Wange, das gleiche wiederholte sie bei Lea und Kristina. „Ich überfliege noch mal die Texte über die Aes Sedai Prüfung,“ entschuldigte sie sich und verlies den Raum. Lice seufzte und lies sich dann auf dem Bett nieder. Sie knuddelte Kristina freundschaftlich: „Du bist auch echt unverbesserlich! Und welche Ajah nimmst du, wenn man mal so fragen darf? „Hm, wahrscheinlich die Gelbe!“ meinte Kristina. Lice konnte sich das gut vorstellen, da sie ihre Freundin manchmal um ihre überragenden Fähigkeiten im Bereich Geist beneidete. „Und weißt du was mein größter Wunsch wäre? Die legendäre Nynaeve Sedai kennen zu lernen!“ , meinte Kristina ehrfurchtsvoll. „Also, ich würde lieber den legendären und angeblich so gut aussehenden Lan kennen lernen“ lies sich Lea da vom Schreibtisch her vernehmen. „Ach ja, und außerdem würde ich natürlich die Grüne Ajah wählen!“ „Hab ich’s mir doch gedacht“ dachte Lice im Stillen. „Was ist eigentlich mit dir?“ fragte Lea Lice und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Nun ja“ antwortete Lice, wurde aber durch das Geräusch von an das Fenster ihrer Kammer klopfenden Steinchen unterbrochen. Die Aufgenommenen eilten zum Fenster. Unter ihnen standen 4 Schüler der Behüter, die ihnen zuwinkten und sie angrinsten. Lice bedeutete den Jungen zu warten. Einen Türschlag, 2 Gänge und eine der breiten Treppe weiter waren die drei an der Zuschauerbalustrade angekommen. Lea strich noch schnell ihre langen rotbraunen Haare zurück und Kristina kniff sich in ihre Wangen bis sie rot und frisch aussahen, als auch schon die 4 Jungen unter ihnen auftauchten. „Kommt doch herunter! “ schrie Tekki, der dunkle Haut und kurze krause braune Haare besaß. Lice legte ihren Kopf schief: Wir haben in einer Viertelstunde Unterricht!“ „Sei doch nicht immer so pflichtbewusst!“ schimpfte Lea und lief schon die schmale Wendeltreppe zum Hof hinunter, gefolgt von einer lachenden Kristina. Lice folgte ihnen und hörte Kristina dabei einen üblen Fluch ausstoßen, weil sich ihr Gewand mit feuchtem Schlamm vollgesogen hatte. Vorsichtig lenkte Lice einen Strang Luft und verband ihn mit der Erde, um den Stoff zu reinigen. Auf ihre eher ungewöhnliche Begabung im Bereich Erde war sie besonders stolz. „Wo ist eigentlich Saskia?“, ließ sich da der große schlaksige Bene vernehmen. „Oh, sie lernt gerade für ihre Aes Sedai – Prüfung“ entgegnete Lea leichtfertig. Benedikt schien auf einmal blass zu werden. Kristina knuffte ihn freundschaftlich: „Dann wirst du ja bald Behüter, Bene!“ und grinste dann schelmisch. Alle lachten, worauf der Vierte der Jungen, ein gut gebauter Bursche mit schwarzen Haaren und Schlitzaugen namens Zensei meinte: „Nanana, noch ist unsere Ausbildung nicht abgeschlossen!“ „Und du,“ meinte Kristina und umarmte Zensei daraufhin: „Du wirst mein Behüter!“ Lice grinste: „Tja, einer Aes Sedai sollte man nicht wiedersprechen!“ „Hey Umino, du hinkst ja!“ rief Kristina da und sprang aufgeregt auf und ab. „Los, ich möchte dich heilen!“ „Muss das denn sein?“ fragte Umino mit gequältem Gesichtsausdruck, ließ sich dann aber von Lice auf einen bemoosten Findling drücken. Kristina kniete sich neben sein Bein, und Lice bereitete sich schon mal darauf vor schon wieder Kristinas Gewand reinigen zu müssen. Schon oft hatte sie Kristina mit diesem kleinen Trick geholfen, da diese, eine Aes Sedai relativ unwürdig, ziemlich tollpatschig war und ständig ihre Kleider bekleckerte. Kristina umarmte die Quelle und Lea und Lice konnten die feinen Stränge der Einen Macht sehen, die aber etwas außer Kontrolle geraten zu sein schienen. Prompt schrie Umino auch auf. „Beim Schöpfer, was tust du da?“ fluchte er und wollte schon zu einer längeren Schimpftirade ansetzen, als eine schneidende Stimme ihn mit einem „Ihr da!“ unterbrach. ... ... Die gesamte, um den Findling versammelte Gruppe drehte sich um und sah die ehrwürdige Lehrein Nicola Sedai auf sich zukommen. „Kristina!“, sagte diese mit kalter Stimme: „Heilungen ohne die Aufsicht einer vollwertigen Schwester sind strengstens verboten! Begib’ dich sofort zur Novizenmeisterin und hol’ dir dort deine Strafe ab!“ Als Kristina losrannte, wandte Nicola Sedai sich den anderen zu und bedachte die Jungen mit einem scharfem und prüfenden Blick unter dem diese sich zu winden schienen. „Und ihr geht dahin, wo ihr hergekommen seid!“ Umino stützend, der Lice noch einen langen Blick zuwarf, machten sich die Schüler sich aus dem Staub. Mit vor Zorn sprühenden Augen wandte Nicola Sedai sich den übrig gebliebenen Mädchen zu, aber plötzlich glätteten sich ihre angespannten Züge und sie sagte als wären ihre Gedanken mittlerweile an einem ganz anderen Ort: „Von einer Strafe für euch, Töchter will ich absehen, aber seht zu, dass ihr in meinen Unterricht kommt!“ Lea und Lice rannten los und als Lice sich umdrehte, sah sie, wie ihre Lehrerin sich nachdenklich auf den Findling setzte. Vor kurzem hatte sie ihren Behüter verloren und seit dem war sie nicht mehr die Alte. „Puh, Glück gehabt“, flüsterte Lea vom Laufen keuchend: „Ich weiß’ echt nicht was mit der Frau los war! Über wen hast du deinen Geschichtsaufsatz geschrieben ?“ „Über die Weißmäntel mit besonderen Schwerpunkten auf Pedron Niall und Jaret Byar.“, erwiederte Lice und rutschte danach beinah auf dem glatten Steinboden der Gänge der Weißen Burg aus, konnte aber gerade noch von Lea festgehalten werden. Als die beiden Mädchen den Unterrichtssaal erreichten, war Nicola noch nicht angekommen. Schnell liefen Lice und Lea zu ihren Plätzen und winkten Saskia zu, die ein fragendes Gesicht machte und auf Kristinas Stuhl zeigte. „Später!“ flüsterte Lice und erntete dafür einen ärgerlichen Blick von Nicola Sedai, die in diesem Augenblick würdevoll in den kleinen Raum glitt. Bis auf Lea, Kiki und Saskia war keine andere Schülerin mehr im Raum, da heute ein Ter’Angreal gestaltet werden sollte. Bei dieser Prozedur war immer eine vollwertige Aes Sedai zugegen, allerdings war es für diese Aufgenommenen schon das dritte Mal. „Liefert eure Aufsätze bei mir ab und beginnt dann mit der freien Gestaltung eines Ter’Angreals! Auf dem Regal liegen einige Kleinigkeiten, die ihr benutzen könnt!“ sagte Nicola Sedai in einem angespannten Tonfall und setzte sich hinter ihr Lehrerpult. Dann begann sie mit starrem Blick aus dem Fenster zu schauen. Lice beugte sich über die kleine silberne Brosche in Form einer Feder, die sie sich ausgesucht hatte und überlegte angestrengt, wie sie diese verändern sollte. Sie schaute sich um und sah Saskia einen kurzen Holzstab bearbeiten. „Ich will, dass er die Farbe wechselt, wenn er Bewegungen der Einen Macht spürt!“ flüsterte diese Lices Blick bemerkend. „Und wozu soll das gut sein?“ , flüsterte Lea da und besah die dünne Glasscheibe in Größe eines Tellers, die vor ihr lag. „Allerdings habe ich auch keine bessere Idee!“ Lea seufzte. Was das Gestalten von Ter’ Angrealen anging, war sie wirklich untalentiert. „Ich finde nicht, dass Nicola Sedai uns in ihrem Zustand beaufsichtigen sollte!“ flüsterte Saskia und warf der Aes Sedai bei diesen Worten einen langen mitleidigen Blick zu. „Es wird schon nichts passieren“, beruhigte Lice ihre Freundin und wandte sich wieder der Silberfeder zu. Dann umarmte die Quelle vorsichtig. Wie immer wirkte sie berauschend und lockte noch mehr von ihr aufzunehmen. Als Lice die Brosche aufnahm durchfuhr Saidar sie mit einer heißen Woge. So viel der Einen Macht hatte die junge Aufgenommene noch nie in sich gespürt und ehe sie bewusstlos wurde, bemerkte sie noch, wie sie von der Quelle abgeschnitten wurde und erinnerte sich seltsamerweise daran, wie die altehrwürdige Nicola Sedai ihnen einst erzählt hatte, dass es in ihrer Jugend überlebensnotwendig gewesen war, eine andere Person schnell von der Einen Macht trennen zu können. Lice spürte, dass sie auf einem weichen Bett lag. Noch hielt sie ihre Augen geschlossen und nahm dabei die von dicken Mauer ausgehende angenehme Kühle wahr. Durch ihre geschlossenen Lieder bemerkte sie Sonnenstrahlen und die Luft roch gut und frisch. Auch andere Personen schienen im Raum zu sein, aber diese verhielten sich still, nur das Geräusch leiser, behutsamer Schritte war zu hören. Langsam atmete Lice aus und erinnerte sich dabei an die Geschehnisse im Unterrichtsraum. Dann endlich öffnete sie ihre Augen und nahm zuerst das warme Licht wahr, dass die Steinmauern eines freundlichen langgestreckten Saales, in dem viele Liegen platziert waren, beschien. „Die Krankensstation“ , dachte Lice und drehte ihren Kopf zur Seite, worauf Nicola Sedai, die in ihrer Nähe neben einer Tür lehnte in ihr Blickfeld kam. Nicola musterte Lice besorgt und zum ersten Mal seit dem Tod ihres Behüters schien die Verhärmtheit in ihrem Gesicht freundschaftlicher Sorge gewichen zu sein. Eine an ihrer Stola als gelbe Schwester erkenntliche Aes Sedai eilte an Lices Bett und legte ihr eine kühle Hand auf die Stirn. Auch Nicola Sedai war zu ihr getreten und half Lice sich im Bett aufzurichten. „Was ist passiert?“, fragte Lice. „Ein Unfall“ antwortete die gelbe Schwester. „Nicola Sedai hat dich hier hergebracht. Du warst nur bewusstlos, nicht einmal eine Heilung war nötig. Seltsamerweise hast du fast 2 Tage geschlafen... .“ „Die silberne Brosche, sie war anscheinend ein Schlaf – Ter’Angreal, der unter die von auch zu bearbeiteten Sachen gekommen ist“ , erklärte Nicola Sedai: „Als ich plötzlich gespürt habe, wie die Eine Macht sich in zu großer Menge in dir verfestigte, habe ich mir Vorwürfe gemacht, weil ich nicht besser auf euch aufgepasst habe. Geht es dir gut?“ Lice musste über dieses seltene und kostbare Geständnis ihrer Lehrerin lächeln und nickte dann nachdrücklich: „Ich habe nur Hunger.“ Kurze Zeit später, nachdem Nicola gegangen war, saß Lice essend auf ihrer Lagerstatt, als die gelbe Schwester, sie hatte sich als Sianna Sedai vorgestellt, ihre Freundinnen zu Lice führte. Kristina fiel ihr stürmisch um den Hals: „Die anderen haben mir alles erzählt! Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“ Lea setzte sich zu Lice aufs Bett und schnappte sich einen kleinen Honigkuchen. „Und ich auch! Hier passieren schon seltsame Dinge!“ Lice schaute zu Saskia auf und ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Ehrwürdige Saskia Sedai, was für eine Ehre, das ihr mich mit eurem Besuch erfreut!“ Saskia zupfte etwas verlegen an ihrer braunen Stola: „Naja, ich in noch nicht einmal seit 24 Stunden eine vollwertige Aes Sedai!“ „Sie will uns nichts von den drei „Ter’Angrealen erzählen!“ beschwerte sich Kristina, die sich neben dem Bett Platz genommen hatte. „Das geht uns ja auch nichts an!“ mischte sich Lea da ein und schnappte sich einen zweiten Honigkuchen. Sianna Sedai legte gerade einen Stapel weißer Leinentücher in einen schmalen Wandschrank und beobachtete dabei die 4 Mädchen. „Drei Mädchen und eine junge Aes Sedai!“ verbesserte sie sich in Gedanken und schmunzelte dann. Wie fröhlich diese Töchter doch waren! Und dann zollte sie dem Schöpfer Dank, dass sie alle so sorgenfrei leben konnten... Eine halbe Stunde nachdem Lice von ihren Freundinnen in ihr Aufgenommenenquartier gebracht worden war und nachdem Umino kurz vorbei geschaut hatte, klopfte es an ihrer Tür. „Herein“ rief Lice und legte ihr Buch (Die gesammelten Schriften und Briefe des Eric Clayton) zur Seite. Zögernd wurde die Tür geöffnet und eine schwarzlockige Novizin in einem blütenweißen Gewand lugte in Lices Raum. Mit einem Wink bedeutete Lice ihr hineinzukommen (erschrocken stellte sie bei dieser Geste fest, wie ähnlich sie den Aes Sedai schon geworden war) und erhob sich von ihrem kleinen Schreibtisch. Nervös bis sich die Novizin auf ihre Unterlippe, solange bis Lice ihr freundlich zulächelte und fragte: „Hast du vielleicht eine Nachricht für mich?“ Heftig nickte die Novizin mit ihrem Kopf: „Ein Familienmitglied erwartet sie in der Großen Eingangshalle.“ Rasch löschte Lice die Kerze in ihrem Zimmer mit einem kleinen Ballen verdickter Luft, was bei der Novizin große Augen hervorrief und warf dabei einen Blick aus ihrem kleinen Fenster. Draußen hatte die Abenddämmerung eingesetzt und die Sicht wurde von einem feinen Sprühregen verschleiert. „Wer auch immer gekommen ist, hatte nicht gerade das angenehmste Wetter auf seiner Seite“ dachte Lice, während sie gedankenverloren der jungen Novizin folgte. Sianna Sedai hatte ihr von schweren Frühjahrstürmen erzählt. Irritiert blieb Lice plötzlich stehen: „Wohin führst du mich?“ , wandte sie sich an die Novizin. Dieser schossen Tränen in die Augen, während Lice sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte: Was war das nur für ein Mädchen, das so wenig Selbstsicherheit an den Tag legte und wie würde es ihr erst ergehen, wenn eine der strengeren Aes Sedai sich ihr zuwenden würde! Lice trat zu der Novizin und legte ihr tröstend ihren Arm um die Schultern: „Ich weiß’ aber wo es lang geht!“ Auf dem Weg erfuhr sie dann, dass ihr neuer Schützling Celine hieß, aus einem kleinen Dorf nahe Falme kam, von einer umherziehenden exzentrischen Roten Schwester auf Jagd nach Schattenfreunden entdeckt worden war und mit dieser einige unerfreuliche Erlebnisse, die sie zutiefst erschüttert hatten, mit Schattengezücht gehabt hatte und erst seit 3 Tagen auf der Weißen Burg war. Gleich hatten ihr die Aes Sedai Botengänge zugeteilt, da sie die Burg besser kennen lernen sollte. Schließlich waren die beiden in der Eingangshalle angekommen. Immer noch fühlte Lice sich von der Erhabenheit der riesigen Säulen und des hohen Gewölbes in Ehrfurcht versetzt, aber schnell wurde ihre Aufmerksamkeit auf eine kleine Person im Schatten einer Säule gelenkt. Jubelnd lief diese auf Lice zu und umarmte sie stürmisch. „Daria!“, rief Lice und konnte es kaum glauben ihre jüngere Schwester vor sich zu haben. „Das gibt es doch nicht, du bist wirklich hier!“ Atemlos löste Daria sich von ihrer Schwester und strahlte zu ihr hoch. „Eine alte Aes Sedai hat mich entdeckt ... auf ihrer Durchreise ... Vater hatte die Arbeiten an dem neuen Stall bei ihrem Gasthof überwacht ... und als ich ihm Essen vorbeigebracht hatte, sprach sie mich plötzlich an ... ich war total erschrocken ...“ Eine Stunde später, die Nacht hatte sich über die Weiße Burg gesenkt und die Mädchen hatten sich in einen kleinen, zu diesem Zeitpunkt unbenutztem Speisesaal zurückgezogen, Celine inklusive und auch Lices drei Freundinnen waren hinzugekommen, war Lice über alle Geschehnisse in ihrer kleinen Heimatstadt unterrichtet worden, hatte die Briefe von Familie und Freunden gelesen und hatte sich eine von Darias abenteuerliche Reisegeschichten, die hauptsächlich von den Eigentümlichkeiten der alten Aes Sedai und ihres seltsamen noch viel älteren Behüters handelte angehört. Ausgelassen und glücklich redeten und scherzten die 6 Mädchen und waren froh, das keine Aes Sedai sie in ihrem Beisammensein störte, als Lea plötzlich fragte: „Daria, wie hieß eigentlich die Aes Sedai, die dich entdeckt hat?“ Darias Antwort rief bei den 4 älteren Mädchen ein überraschtes Schweigen hervor: „Nynaeve Sedai.“ “Sagtest du gerade Nynaeve Sedai?” fragte Kristina mit leiser und ungläubiger Stimme und durchbrach damit die Stille. Daria nickte heftig: „Ja doch! Sie ist...“ In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zu dem kleinen Speisesaal in dem die Mädchen saßen. Überrascht sprangen diese auf, als die Herrin der Novizinnen in den Raum trat. „Hier seid ihr also“, sagte diese mit beherrschter Stimme und ließ ihren prüfenden Blick über Darias Reisekleidung wandern. „Was man nicht alles auf einen Rundgang durch die gute alte Burg aufspürt!“ „In mein Büro!“ wandte sie sich an Daria, die erschrocken zusammenzuckte. „Und ihr anderen... in eure Quartiere!“ Die Novizenmeisterin bedachte Saskia mit einem prüfenden Blick, drehte sich an der Tür um und verließ den Raum mit Daria im Schlepptau. Saskia seufzte und ließ den Kopf hängen: „Wahrscheinlich hat sie sich gerade überlegt, ob ich schon reif genug für eine Aes Sedai bin!“ Lea umarmte Saskia freundschaftlich: „Mach dir keine Sorgen... .“ Auch Lice und Kristina lächelten ihrer Freundin aufmunternd zu und erhoben sich, wobei sie ihre weißen Aufgenommenengewänder glatt strichen. Dann eilten sie zur Tür und begutachteten den Gang misstrauisch, als fürchteten sie ein Schattenwesen um die Ecke kommend zu sehen. Kurze Zeit später, nachdem sie Celine den Weg zu ihrem Novizinnenquartier gezeigt hatten, befanden sich Lea, Kristina und Lice in einem der schmaleren Burggänge als sie plötzlich ein feines Surren hörten. Erschrocken sahen sie sich an, denn wie oft hatten ihre Aes Sedai – Lehrerinnen ihnen verboten Wegtore auf den Gängen zu öffnen. Lice schaute ihren Freundinnen fest in die Augen und presste dann ihren Zeigefinder vor die Lippen. An die Wand gedrückt schlichen sich die drei Mädchen den Gang entlang, immer auf die Stelle zu an der sie das Geräusch gehört hatten. Schritte ertönte aus dieser Richtung und murmelnde Stimmen wurden laut. Als sie an einer Biegung ankommen, drehte sich Lea zu ihren Freundinnen um und brachte sie mit einem kurzen Handzeichen dazu stehen zu bleiben. Dann holte sie leise einen kleinen Spiegel heraus und lenkte einen kleinen Strang Geist und Luft, wie Lice sie noch nie in dieser Zusammenstellung gesehen hatte, in ihn hinein. Gebannt starrten die Mädchen auf die kleine Scheibe, auf der sich erst undeutliche Schlieren bildeten, die sich drehten und sich anschließend zu der Gestalt zweier schwarz gekleideter Männer verfestigten. Der eine hatte ein jugendliches Gesicht, vom anderen ließ sich nur ein grauer Hinterkopf erkennen. „Wieso haben sie das getan?“ ließ sich der jüngere Mann vernehmen, als sich der augenscheinlich Ältere plötzlich umdrehte und der Spiegel in Leas Hand in tausend kleine funkelnde Scherben zersprang. Eine unsichtbare Macht, wahrscheinlich verdickte Luft, dachte Lice, um dann mehr oder minder erschrocken festzustellen, dass sie diesen nicht sehen konnte, hob die Mädchen hoch und trug sie um die Ecke... . “Erstaunlich”, dachte Lice, während sie um die Ecke gehoben wurde ohne auch nur einen Anflug von Angst zu verspüren, wohlwissend, dass ihr in der Weißen Burg wenig zustoßen konnte, was nicht immer so gewesen war. Auch Lea und Kristina hatten sich gut unter Kontrolle, Lea stieß lediglich erstaunt die Luft aus. Urplötzlich fielen die Mädchen auf den harten Steinboden. „Argh“, stieß Lice hervor, um sich dann aufzurappeln und ihrer Freundin Kristina aufzuhelfen. Indes war der jüngere Mann auf Lea zugeeilt und streckte ihr seine in einem schwarzen Handschuh steckende Hand entgegen. Erstaunt musterte Lea ihn, ergriff dann seine Hand und ließ sich auf die Füße ziehen. „Ich entschuldige mich vielmals“, ließ sich der jüngere Mann dann vernehmen, während er neben den älteren Mann trat. „Was hat das zu bedeuten“ fragte Lice ruhig in ihrem besten Aes Sedai Tonfall, während sie ihre Gegenüber einer genauen Musterung unterzog: Die beiden Männer waren augenscheinlich Ashaman, die schwarzen Mäntel nach andoranischem Schnitt wiesen sie als solche aus. Der ältere der beiden, ein bereits ergrauter Mann mit zahlreichen Falten und einer langen Narbe an seinem rechten Auge hatte an seinem Mantelkragen einen gold roten Drachen gesteckt, die gegenüberliegende Seite zierte eine Anstecknadel in Form eines silbernen Schwertes. Obwohl er sich durch seine Zeichen als ranghöher als der Jüngere auswies, hatte dieser, Lice schätzte ihn als ein wenig älter als sie selbst, sanft an seinem Unterarm gefasst. „Ihr müsst meinen Patenonkel Nakra entschuldigen. Er hat eine Nachricht für... .“ In diesem Augenblick kamen 6 Aes Sedai schnellen Schrittes in den Gang. „Halt!“ rief eine von ihnen, die Lice als Marleen, Aes Sedai und Sitzende der weißen Ajah erkannte. Unter den anderen befand sich auch eine ihrer Lehrerinnen, Nicola Sedai, die anderen hatte Lice schon oft in der Weißen Burg gesehen. „Hier wurde vor kurzem Saidin gelenkt“, meinte Marleen Sedai kühl und bedachte die beiden Ashaman mit einem scharfen Blick. Abwesend meinte eine der jüngeren Aes Sedai mit einer braunen Stola: „Wie gut, dass die vor vielen Jahren angebrachten Saidin erkennenden Ter’Angreale noch immer funktionieren...“, wurde dann aber von einem strengen Blick Marleen Sedais zum Schweigen gebracht. „Wir haben eine Nachricht für die Amyrlin.“ ertönte da eine tiefe Stimme, und Lice bemerkte erstaunt, dass dies das erste Mal war, dass sie... Nakra Ashaman sprechen gehört hatte. „Es gibt feste Bestimmungen für Boten der Schwarzen Burg...“ entgegnete Marleen Sedai fest und kniff ihre grauen Augen zusammen. Urplötzlich trat der Ältere der beiden Ashaman auf sie zu und zischte ihr leise und schnell einige Sätze zu. Lice war es, als könne sie ein beunruhigtes Flackern in Marleen Sedais Augen erkennen. „Seltsam, sehr seltsam“, dachte sie, nachdem, Marleen den drei Mädchen befohlen hatte mitzukommen und damit begann die gesamte Gruppe den Gang entlang zu führen. Im Büro der Behüterin der Chroniken stehend beobachteten die drei Mädchen mit großen Augen die ehrwürdige Behüterin der Chroniken, die sich im Gespräch mit den Ashaman befand. Wegen der späten Stunde war sie ganz allein, weder Diener noch andere Aes Sedai waren zu sehen, die 6 Frauen die mit ihnen gekommen waren hatte die Behüterin der Chroniken weggeschickt und ihnen, wie Lice bemerkt hatte, zuvor einen strengen Blick geschenkt, als wollte sie diese ermahnen, Stillschweigen zu bewahren. „Was geht hier vor?“ flüsterte Kristina leise, während die Mädchen verwirrte Blicke tauschten. Lice beobachtete die kleine Gruppe vor ihnen genau und spitzte die Ohren. „Anon Merillin Ashaman ist mein Name“ sagte der jüngere der beiden Männer, der mit dem Rücken zu den Aufgenommenen stand, gerade und erntete einen erstaunten Blick von der Behüterin der Chroniken. In einem erklärenden Tonfall fügte er hinzu: „Ich wurde nach meinem Großvater benannt... .“ In diesem Augenblick öffneten sich die großen Holztüren des Büros und eine kleine Frau stürmte in den Raum. Sie trug ein einfaches Kleid aus feingewebter grauer Wolle und eine Stola, die sie als Schwester der braunen Ajah auswies. Sie sah müde aus, aber nicht so, als hätte sie bereits geschlafen, vielleicht hatte sie sich in der Bibliothek aufgehalten. Lice erinnerte sich daran von ihr unterrichtet worden zu sein, und war Avina Sedai nicht auch eine Sitzende des Burgsaals? Jedenfalls schritt diese auf die Ashaman zu und begann mit ihnen einen kurzen Wortwechsel. Wieder bemühte sich Lice zu hören, was dort gesagt wurde, aber sie konnte nur ein gedämpftes Murmeln hören. „Ein Lauschschutzgewebe“, dachte Lice, während Bewunderung in ihr aufwallte, wie unglaublich schnell musste Avina Sedai diesen Schutz gewebt haben und wie fein waren die Stränge Saidars, so fein, dass Lice sich anstrengen musste, um von ihnen überhaupt ein schwaches Schimmern wahrnehmen zu können. Plötzlich stand die Behüterin der Chroniken vor den Mädchen und bedachte diese mit einem scharfen Blick, sodass sich in Lice plötzlich Schamgefühle wegen ihrer Neugier regten. „Ich hätte es für besser gehalten“ begann die Behüterin der Chroniken: „ wenn ihr gar nicht erst in mein Büro gebracht worden wäret. Aber es ist nun mal geschehen und ich werde Marleen Sedai deshalb keinen Vorwurf machen. Ihr Mädchen könnt nichts dafür, dass ihr zur falschen Zeit am falschem Ort wart, dass...“ dabei schienen sich die Augen der Behüterin tief in die Seele der Mädchen hineinzubohren „ dass die Ashaman dort gelandet sind, war ein unglückliches Versehen. Dem Schöpfer sei Dank sind sie es bei Nacht, sodass nur ihr sie bemerkt zu haben scheint. Wichtige Dinge passieren, aber Töchter, sosehr dies hier auch eure Fantasie anregt, ich möchte nicht, dass ihr euch darüber Gedanken macht, und vor allem“ hier schien die Stimme der Aes Sedai gefährlicher und eindringlicher zu werden: „möchte ich nicht, dass ihr darüber mit irgendwem redet. In der Burg gehen viele Gerüchte um, aber es gibt Dinge, die einfach besser geheim bleiben sollten.“ Die Mädchen nickten erschrocken. „Ihr“ fügte die Behüterin der Chroniken hinzu: „könnt euch glücklich schätzen, dass ihr das nächste Jahr nicht auf einem abgelegenem Bauernhof verbringen werdet, aber angesichts eures Potenzials wäre das sicher schade.“ Wieder nickten die Mädchen, diesmal unfähig noch irgendetwas zu entgegnen, zu sehr hatte sie die Vorstellung erschreckt von der Weißen Burg verbannt werden zu können, sei es auch nur für eine bestimmte Zeit. Vielleicht eine Stunde später lag Lice in ihrem Bett und konnte nicht einschlafen. Draußen stürmte der Wind gegen die Fensterläden ihres Quartiers und nur selten schickte der Mond sein fahles Leuchten zu Erde. „Was hat das alles nur zu bedeuten?“ dachte Lice, und während ihre Gedanken zu kreisen schienen wurde sie urplötzlich vom Schlaf übermannt. Das Rad der Zeit drehte sich ein wenig und fast eine Woche verging, die Lice und ihre beiden Freundinnen voller Zweifel und Nervosität durchlebt hatten. Was wenn es sich die Behüterin der Chroniken doch noch anders überlegen und sie auf einen Bauernhof schicken würde? Lice sah aus dem Fenster. Nach den schweren Frühjahrstürmen der vergangenen Woche, schien der angehende Frühling wieder die Oberhand gewonnen zu haben und Lice öffnete das Fenster, um eine sanfte kühle Frühlingsbrise in den stickigen Raum zu lassen, indem sich ca. 20 Novizinnen in weißen Gewändern über ihre Bücher beugten. Aber selbst heute konnte sich Lice durch ihre Lieblingsaufgabe in der Weißen Burg, nämlich das Unterrichten der Novizinnen, ganz ablenken lassen. Ein Mädchen meldete sich und Lice erkannte Celine, die Zimmernachbarin und gute Freundin ihrer jüngeren Schwester. Diese saß neben Celine und war (Lice hatte das bei ihrer Schwester noch nie gesehen) vollständig auf ihre Arbeit konzentriert. "Ich habe da eine Frage zu dem Verlorenen Sammael..." wandte sich Celine leise an Lice, die neben das dunkelhäutige Mädchen getreten war... . Lice stand wieder vor der Klasse: "May, les mir bitte die Stichpunkte vor, die du dir zu Ishmael gemacht hast!" Die schmale blonde Novizin erhob sich und las mit leiser Stimme: "Verräter der Hoffnung... " "Ein bisschen lauter bitte" unterbrach Lice das Mädchen und wunderte sich selbst über ihre schlechte Laune, als es plötzlich an der Tür klopfte. Eine Aufgenommene trat ein, die neben Lice eilte und ihr ins Ohr flüsterte: "Du sollst dich ins Büro der Behüterin der Chroniken begeben!" "Danke Marlies," sagte Lice und raffte ihren langen Rock, um dann beunruhigt den Raum zu verlassen. 'Was war geschehen, oder besser was wird nur geschehen' , dachte Lice und eilte durch die langen Gänge der Weißen Burg. Vor dem Büro traf Lice ihre beiden Freundinnen Lea und Kristina. Während Lea nervös mit ihren langen rotbraunen Haaren spielte, trat Kristina von einem Fuss auf den anderen. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und eine Aes Sedai mit einem alterslosen Gesicht trat in den Gang und bedeutete den Mädchen in den Raum zu gehen. Drinnen saß Aldera Sedai, die Behüterin der Chroniken an ihrem Schreibtisch und war gerade dabei ihre Papiere zu ordnen. "Ah, die Mädchen" bemerkte sie beiläufig, als sie aufblickte. "Lice, was denkst du gerade?" fragte sie urplötzlich. "Ehrlich gesagt, mache ich mir Sorgen", meinte Lice und ärgerte sich ein wenig darüber, das ihre Stimme so schwach klang. "Nunja" Papiere raschelten und Aldera Sedai bückte sich um ein Dokument aufzuheben, dass neben ihren Stuhl gefallen war: "Völlig unnötig. Ich wollte euch dreien nur das Datum eurer Aes Sedai - Prüfung verkünden... ." Überrascht sahen sich die Mädchen an: damit hatten sie nicht gerechnet. 5 Minuten später standen die Aufgenommenen wieder vor dem Büro der Behüterin der Chroniken. Über Leas Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Auch Lice musste lachen und umarmte Kristina glücklich. Ihr Ziel, Aes Sedai zu werden, war nah an sie herangerückt. In nicht einmal drei Monaten würde sie ihre Aes Sedai - Prüfung ablegen dürfen! Die zweite Überraschung des Tages war eigentlich keine Überraschung, denn in einer Burg voller Frauen und Gerüchte blieb nicht viel geheim und so wussten Lice, Lea und Kristina schon, dass sie auf einem abgelegenen Übungsplatz der Behüter Unterricht in der Selbstverteidigung ohne die Eine Macht erwarten würde, als sie über den staubigen Feldweg schritten, der sie dorthin bringen sollte. Dort hatten sich ca. 20 Aufgenommene deren bunte Streifen am Saum ihrer Gewänder mittlerweile schon etwas verschmutzt war eingefunden. 6 Aes Sedai standen etwas abseits von der schnatternden Mädchengruppe und waren in ein Gespräch miteinander vertieft. "Wer uns wohl unterrichten wird?" fragte Lea gespannt. "Hm, vielleicht ein Behüter!" vermutete Kiki, die sich bei Lice untergehackt hatte. In diesem Augenblick trat eine hoch gewachsene Frau mit flammend roten Haaren, die zu einem Zopf gebunden waren, aus dem Wald. Sie trug eine grünbraune Hose mit einem passenden Obergewand, dass sie zwischen den Stämmen der hellgrün-belaubten Bäume fast unsichtbar gemacht hatte. Noch nie hatte Lice eine Frau gesehen, die einen so geschmeidigen Gang hatte und dabei soviel Gefährlichkeit und doch Gelassenheit ausdrückte. Über ihrer rechten Schulter ragte der Griff eines Langschwertes hervor. Unmöglich konnte diese Frau eine Aes Sedai sein, zumal ihr Gesicht nicht so glatt war, wie man es bei diesen erwarten würde. Die Blicke aller Aufgenommenen folgten ihr, während sich diese vor ihnen aufbaute und eine seltsame Stille hatte sich über den Platz gelegt. Sogar die 6 Aes Sedai hatten ihr Gespräch beendet und beobachteten die Frau ruhig. "Man nennt mich Falke" ließ sich die Frau vernehmen während ihre grünen Augen wachsam über die Mädchen wanderten. "Meine Aufgabe ist es euch hochnäsigen Mädchen beizubringen ohne die Eine Macht auszukommen." Lea beugte sich zu Lice: "Diese Frau stammt ohne Zweifel aus Saldea. Ihr Akzent verrät sie." Lice schmunzelte, während sie daran dachte, was jungen Adeligen wie Lea doch beigebracht worden war. In diesem Augenblick sah sie aus den Augenwinkeln, wie eine Aufgenommene, die sie nur vom sehen kannte und die eine markante hohe Stirn besaß einen kleinen Strang Luft formte und ihn auf Falke zuschießen ließ. Ein spöttisches Lächeln hatte vom Mund dieser Aufgenommenen Besitz ergriffen, als sie Falke damit auf die Schulter tippte. Aber zum zweiten Mal an diesem Tag passierte etwas, womit Lice nicht gerechnet hatte: Urplötzlich stand Falke neben dem Mädchen und hatte sie mit einen schnellen Griff auf den schlammigen Waldboden geschleudert. Erschrocken sog dir Aufgenommene die Luft ein und schüttelte verwirrt den Kopf, während die anderen Aufgenommenen nach Luft schnappten und mit vor Erstaunen großen Augen auf die ungewöhnliche Szene starrten, die sich ihnen da bot. "DAS werde ich mir hier nicht erlauben!" sagte Falke streng und half der am Boden sitzenden, noch immer völlig fassungslosen Aufgenommenen auf. "Wie kann das sein" flüsterte Lea völlig perplex, die die ungewöhnliche Fähigkeit hatte, Machtlenker erkennen zu können: "Sie kann die Eine Macht nicht lenken, aber woher wusste sie es?" Der Unterricht hatte begonnen... . Copyright by Lice
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