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Autor: Raziel Veröffentlicht: 07.03.2002, 21:08:17 Letzte Änderung: 25.03.2002, 09:27:44 Schreibrecht: Nur Administratoren [ Artikel bearbeiten ] Abstract: Tja, peoples. Ich habe die Anregungen und Bemerkungen beim letzten Mal ernst genommen und fleißig gelernt... Nun geht es also weiter Anmerkung Avina: alle weiteren Texte werden hier unten angefügt. "Ich werde morgen in der Frühe aufbrechen müssen, damit ich rechtzeitig zu Vaters Namestag zurück sein kann," murmelte Raziel als er die Türe seines Zimmers hinter sich schloss. Der Auftrag der Amyrlin würde sich als schwierig erweisen, dass wusste er. Warum konnte ihm die Amyrlin nicht mehr über diesen Schattenfreund erzählen. Sein Name war Thirion - soviel wusste er schon. Vielleicht habe ich eine Information der Amyrlin überhört... Einen solchen Fehler wie damals bei der Sache mit den Kindern des Lichts durfte er sich nicht mehr erlauben. Er musste über seine eigene Naivität lachen. Sicher, keiner hatte ihn bei der Ermordung des Lordhauptmanns beobachten können, aber die Augen und Ohren der Amyrlin berichteten über einen Ausnahmezustand im Lager der Weißmäntel am nächsten Morgen. Man fand den Lordhauptmann blutüberströmt in seinem Zelt. Das Fehlen irgendeiner Spur oder eines Hinweises auf den Mörder lies sofort Stimmen laut werden, die eine Beteiligung der Weißen Burg vermuteten. Nur die schriftliche Erklärung der Amyrlin, sie habe dieses Blutbad nicht veranlasst, und ihre öffentliche Bekundung der Anteilnahme der Weißen Burg konnten Schlimmeres verhindern. Warum ist mir damals dieser Fehler unterlaufen? Normalerweise ist mir doch bekannt, dass Wunden, die man in Tel'aran'rhiod zugefügt bekommt, auch in der hiesigen Welt sichtbar sind. Wahrscheinlich war er sich damals einfach seiner Sache zu sicher. Die Unterredung, zu der ihn die Amyrlin nachher zitierte, war auch - aber daran wollte er jetzt nicht denken... Während er sich Dinge für die Reise einpackte, ging er das Gespräch mit der Amyrlin nochmals im Geiste durch. Sie nannte ihm den Namen des Schattenfreundes und seinen letzten Aufenthaltsort: Tear. Thirion hatte zwei Schwestern der Gelben Ajah brutal ermordet. Die genauen Umstände der Tat nannte die Amyrlin nicht. Sie sprach lediglich von äußerster Dringlichkeit und gab ihm eine schriftliche Beschreibung seines Aussehens. Seltsamerweise trafen die Angaben auch auf ihn zu... "Ist dies nicht eher eine Angelegeheit der Verteidiger? Sein Name ist bekannt. Er kann vor einen Richter gestellt werden." "Lass die Vorgehensweise meine Sorge sein, Raziel," die Amyrlin sah in mit einem eiskalten, durchdringenden Blick an, der jeden Zweifel über ihre Anordnung im Keim ersticken sollte. "Ihr verheimlicht mir etwas, Mutter." Raziel ließ sich durch ihre Blicke selten beeindrucken. "Du erfährst alles, was ich für notwendig halte." Nach diesen Worten bedeutete sie ihm, dass er gehen möchte. Als er gerade im Begriff war, den Weinkeller zu verlassen, ergriff sie nochmals das Wort. "Der Name Abu el Mot dürfte Dir ja noch ein Begriff sein, oder?" Raziel drehte sich um und sah sie mit einer ausdruckslosen Miene an. Sie lächelte ihn triumphierend an. Diese Information wollte sie ohne weitere Erklärung im Raum stehen lassen. Verdammtes Weibstück, nichts scheint Dir mehr Spaß zu machen, als mir Informationen zu verheimlichen. "Kann schon sein, ich hörte schon viele Namen, Mutter." Die innere Anspannung, die die Erwähnung dieses Namens bei Raziel auslöste, ließ er sich nicht anmerken. Lediglich seine linke Hand verkrampfte sich unter seinem Umhang und er fühlte, wie sich seine Nägel in die Handfläche drückten. Die klebrige Wärme von Blut machte sich alsbald bemerkbar. Nachdem er seine Reisevorbereitungen beendet hatte, wollte er noch ein wenig spazieren gehen. Die frische Luft wird gut tun und ihm einen klaren Kopf verschaffen. Er ließ die Türe seines Zimmers hinter sich leise ins Schloss fallen und ging den schmalen Flur entlang. Die Bilder an den Wänden würdigte er keines Blickes - seine Gedanken waren bei den Dingen, die vor ihm lagen. Er trat hinaus in den Garten. Auch nach acht Jahren in der Weißen Burg konnte er sich nicht daran gewöhnen, die ganze Zeit über versteckt zu leben. Es befand sich niemand in der Nähe und er ging schnellen Schrittes zu dem kleinen Eisentor auf der anderen Seite der Grünanlage. Die Steinplatten, die den Weg durch diesen Garten bildeten, waren vom Gras überwuchert. Man schien diese Grünanlage vergessen zu haben. Mit einem leisen Knarren öffnete sich das kleine, schlichte Tor. Die Eisenstäbe waren an vielen Stellen verwittert und wurden teilweise vom stumpfen Braun des Rostes überzogen. Die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages tauchten die Straßen von Tar Valon in ein warmes Rot. Die Tage wurden wieder länger und die Abende wärmer. Der Frühling hatte sich also endlich durchgesetzt und den langen, kalten Winter beendet. In den Straßen herrschte noch geschäftiges Treiben und Raziel spielte mit dem Gedanken, eine Taverne zu besuchen. Zwei Schattendohlen stritten sich wild flatternd um ein achtlos weggeworfenes Stück Brot. Dieser Auftrag bedurfte einiger Vorbereitungen. Wenn Abu el Mot, der große Assassine des Schattens, seine Finger im Spiel hatte, musste er Eventualitäten einplanen. Bei dem Gedanken an Abu el Mot kamen ihm Bilder in den Sinn, die er lange Zeit verdrängt hat und gerne wirklich vergessen hätte. Abu el Mot hatte vor vier Jahren seine Jugendfreundin Sarine Furenni ermordet - nein, man konnte in diesem Falle nur von Schlachten sprechen. Raziel hatte kurz zuvor im Auftrag der Amyrlin einen einflussreichen Schattenfreund in Tanchico ermordet und so den Sturz des Königs verhindert. Darko Lagirune hatte sich zum Befehlshaber der königlichen Leibgarde hochgearbeitet und plante die Entmachtung mit der Präzision eines Heerführers - alles sollte wie ein Bürgerkrieg aussehen. Raziel heuerte auf einem illianischen Handelsschiff an und half beim Umladen der Kisten für den weiteren Transport nach Tear. Der Vorgang des Umladens dauerte fünf Tage, da es einige Meinungsverschiedenheiten über die Menge der zu transportierenden Kisten gab. Der Kapitän der Grünen Jungfrau, Barinas Kalina, wollte einige Dutzend weitere Kisten auf sein Schiff laden, doch der zuständige Hafenmeister verweigerte ihm in diesem Falle das Auslaufen. Raziel gab, als er sich dem Kapitän vorstellte und um Arbeit bat, seinen Namen mit Girin an. Eine Geschichte über seine Herkunft brauchte er sich nicht ausdenken, es spielte auf dem Schiff keine Rolle, man war einfach froh über weitere helfende Hände. Die Leibgarde des Königs hielt sich oft im Hafengebiet auf und beobachtete die ankommenden Schiffe sehr genau. Zwischen all den prüfenden Gesichtern der Soldaten machte Raziel sehr schnell den Befehlshaber aus. Er sah genau aus, wie man er in der Beschreibung gelesen hatte: Ein großer schlanker Mann, mit einem stechenden Blick aus grünen Augen und einer kleinen Narbe auf der linken Wange. Darko schien auf ein Schiff zu warten und wollte die Ankunft selber nicht verpassen. Was mochte er den Soldaten gesagt haben, damit sie Ausschau nach einem Schiff hielten? Und warum lässt der König zu, dass der Befehlshaber seiner Leibgarde viele Stunden des Tages im Hafen verbrachte? Am dritten Abend gab es ein Handgemenge im Hafen. Die Besatzung der Grünen Jungfrau machte ihrem Ärger über die, ihrer Meinung nach, schlechte Behandlung durch den Hafenmeister Luft. Schnell wurde aus dem kleinen Streit eine handfeste Schlägerei. Einige Seeleute von Nachbarschiffen nutzten die Gelegenheit und prügelten ebenfalls auf die Männer der Hafenwacht ein. Die Leibgarde des Königs sah sich veranlasst, einzugreifen und bemühte sich, die verfeindeten Parteien auseinander zu treiben. Doch damit erreichten sie nur das Gegenteil. Aus einer nahegelegenen Taverne, Raziel konnte den Namen nicht genau erkennen, strömten weitere Seeleute, die offensichtlich durch die späte Stunde und einige Becher Wein stark enthemmt waren, und mischten sich laut grölend in den Streit ein. Raziel stand etwas abseits des aufgebrachten Mobs und konnte sich ein Lächeln nur schwer verkneifen. Besser konnte es nicht laufen. Niemand wird sich daran erinnern können, dass er durch einige geschickte Bemerkungen den Streit angezettelt hatte. Der Befehlshaber der Leibgarde brüllte den Befehl zum Rückzug seiner Gefolgschaft, doch seine Kommandi blieben unerhört. Raziel mischte sich in die tobende Menge und näherte sich langsam dem Schattenfreund. Als dieser den Dolch vor sich aufblitzen sah, war es bereits zu spät. Raziel stach dreimal zu und lies den sterbenden Darko zu Boden sinken. Niemand kümmerte sich um den sterbenden Befehlshaber - man glaubte, er sei nach einem heftigen Faustschlag bewusstlos zusammengebrochen. Raziel lief so schnell er konnte durch die Straßen von Tanchico zum anderen Ende der Stadt, wo er sein Pferd bei einer alten Bauersfrau untergestellt hatte. Als er danach zurück in die Weiße Burg kam, berichtete ihm die Amyrlin, dass man in Tanchico den Tod des Befehlshabers als Resultat des Streites betrachtete. Der Tod von Sarine stand gewiss nicht im Zusammenhang mit diesem Auftrag. Es muss einen anderen Grund geben, warum der Schatten wusste, dass er im Auftrag der Amyrlin vollstreckte. Oder zumindest einer der Verlorenen musste davon Wind bekommen haben. Doch wie? Wie oft hatte sich Raziel schon diese Frage gestellt und war nie zu einem Ergebnis gekommen. Ihn selber haben die Schergen des Bösen nie erwischt. Raziel kannte ihre Methoden und sie nicht sein Versteck. Deshalb ließen sie ihre Wut an den Menschen aus, die er liebte. Als er damals anlässlich des Namenstages seines Vaters in Devenritt weilte, geschah es: Er kam nach einer Wanderung zurück und ging wie gewohnt hinauf in sein altes Zimmer. Er öffnete die Türe und freute sich, als er im Schein der untergehenden Sonne seine alte Freundin Sarine, die Tochter des Müllers Tam Furenni, auf seinem Stuhl sitzen sah. Die Sonne schien ihm direkt in die Augen und er konnte, selbst wenn er blinzelte, nur ihre Silhouette erkennen. Sarine hatte sich mit dem Rücken zur Tür gesetzt und schien den Sonnenuntergang zu bewundern. Doch als Raziel näher kam, machte ihn ihre steife Haltung stutzig. Selbst als er sie direkt ansprach, reagierte sie nicht. Erst jetzt bemerkte er das Blut, welches den Boden seines halben Zimmers bedeckte - sie war ermordet worden! Raziel ging um den Stuhl herum, um das Mädchen von vorne sehen zu können. Da saß sie - an den Stuhl gefesselt und geschächtet wie ein Lamm. Man hatte ihr die Pulsadern aufgeschnitten und sie mittels eines Stofftuchs am Schreien gehindert. Um ihren Hals hing ein Zettel, auf denen Raziel die Worte Dies ist eine Warnung, Schlächter der Weißen Burg. lesen konnte. Als Raziel den Zettel der Amyrlin gab, erkannte sie sofort die Handschrift. "Das ist die Schrift von Abu el Mot. Er macht immer ein so geschwungenes S." Der Augenausdruck der Amyrlin verriet eine gewisse Faszination über die seltsame Handschrift. "Mutter, dies ist kein Zettel, der einen Zirkus ankündigt. Er hing um den Hals meiner Freundin." Raziel hatte Mühe, sich angesichts solcher Kaltschnäuzigkeit im Zaume zu halten. "Ich weiß, wie groß der Schmerz für Dich ist. Auch ich habe schon viele Freunde im Kampf gegen den Schatten verloren." Sie blickte ihn aus kalten Augen, die im totalen Gegensatz zu ihren Worten standen. "Aber das ist die Kehrseite unseres Kampfes. Wir dürfen uns nicht von Gefühlen irritieren lassen. So kann der Schatten unsere Schwäche ausnutzen." Das Gespräch mit der Amyrlin dauerte damals die halbe Nacht. Danach hatte Raziel den einzigen Mord aus Rache begangen. Er tötete den Schüler Abus. Raziel rieb sich die Augen und hoffte so, die Erinnerungen aus seinen Augen wischen zu können. Doch er wollte jetzt nicht mehr an die Vergangenheit denken. Er ging vorbei an den Ständen der Marktleute, die lautstark ihre Waren anpriesen und begab sich in Richtung des Nordhafens - da erblickte er die Frau mit dem Langschwert auf dem Rücken. Sie bewegte mit der Geschmeidigkeit einer Katze zwischen all den Menschen und zog einige bewundernde Blicke auf sich. Sie schien ihn ebenfalls bemerkt zu haben, denn sie ging geradewegs auf ihn zu. "Es ist viel Zeit vergangen, seit wir uns das letzte Mal sahen, Raziel." "Was machst Du in Tar Valon, Falke?" "Die Amyrlin hat mich für die Ausbildung der Aufgenommenen verpflichtet." Sie blickte ihn kurz an und sprach nun etwas leiser weiter. "Bist Du immer noch " Sein Kopfnicken lies den weiteren Teil ihrer Frage unausgesprochen. Sie hätte seine Aufgabe bestimmt treffend umschrieben - auch Falke wusste, wie gefährlich ein falsches Wort zur falschen Zeit sein kann - aber er wollte trotzdem kein Risiko eingehen. In Tar Valon hielt man ihn für einen ausländischen Lord und daran wollte er nichts ändern. Raziels Einladung zu einem Becher Wein musste Falke leider ausschlagen. Ihre Anwesenheit wurde in der Weißen Burg verlangt und sie war bereits spät dran. So verabschiedeten sie sich schnell voneinander - jedoch nicht, ohne sich zu versprechen, den Tavernenbesuch nachzuholen. Raziel setzte seinen Weg in den Nordhafen fort und ging, in Gedanken versunken, durch die abendlichen Gassen Tar Valons. Einmal rempelte ihn ein junger Mann an - entschuldigte sich jedoch sofort und verschwand wieder in der Menschenmege. Niemand bemerkte, dass hierbei ein kleines Röhrchen den Besitzer wechselte. So sollte es auch sein. Raziel hatte sich im Laufe der Jahre, die er bereits im Dienste der Weißen Burg stand, ein kleines Netz an Informanten aufgebaut. Hierbei erachtete er es als besonders wichtig, dass ihn die Boten ebenfalls nur für einen weiteren Überbringer hielten. Keiner von ihnen sollte ahnen, dass sie alle in seinem Dienste standen. Als er den Hafenbezirk erreicht hatte, konnte er bereits von draußen das laute Murmeln der zahlreichen Gäste dieser Taverne vernehmen. Es glich dem Geräusch eines Bienenstocks und wurde mit jedem Schritt in Richtung der massive Holztüre lauter. Raziel öffnete die Eingangstüre, über der das Bild einer fliegenden weißen Taube thronte. Dieses Bild gab dem Gasthaus seinen Namen: Zur flatternden Taube. Der Schankraum war gut besucht und alle Plätze - bis auf einen Stuhl am anderen Ende des Raumes - waren belegt. Raziel durchschritt den Gastraum und nickte dem Wirtin, Frau Ganwyd, freundlich zu. Sie polierte gerade ein Glass mit einem Tuch auf Hochglanz und erwiderte Raziels Gruß ebenfalls sehr freundlich. "Ist dieser Stuhl noch frei, mein Herr?," fragte er den jungen Mann, der auf dem anderen Stuhl an diesem Tisch saß. Auf dem Tisch standen zwei leere Kanne und ein Becher - der junge Mann saß anscheinend schon einige Zeit hier. Er reagierte nicht auf Raziels Frage und starrte weiterhin gedankenverloren den Boden der Schenke an. Nachdem Raziel seine Frage wiederholt hatte - ohne eine Antwort zu erhalten - ergriff er die Schulter des Mannes und rüttelte ihn aus seinen Träumen wach. Ohne Aufzublicken nickte dieser mit dem Kopf und Raziel sah es als Aufforderung an, sich zu setzten. Nun blickte sein Gegenüber aus seinem, in ein Weinglas vertiefen, Blick auf und ihm direkt in die Augen. "Ich stellte mich noch nicht vor, verzeiht. Mein Name ist Raziel." "Nur Raziel? Keinen Familiennamen?" fragte der junge Mann, dessen Alter Raziel auf zwanzig Jahre schätzte, verdutzt. "Nennt mich einfach Raziel." "Dann dürft Ihr mich Devon nennen. Ich komme aus..." "Caemlyn?, " unterbrach Raziel ihn. "Ich erkannte es an eurem Dialekt. Eine schöne Stadt, ich hatte dort schon zu arbeiten. Was treibt euch nach Tar Valon?" "Ich bin hier um die Stadt zu sehen" Devon hielt kurz inne. "Und um eventuell die Aes Sedai um Hilfe zu bitten." Bei diesen Worten blickte er sich nervös im Schankraum um. "Sucht ihr einen Rat?," ergriff Raziel erneut das Wort und der Blick des Mannes ruhte wieder auf ihm. "Ich," Devon unterbrach sich kurz, da ein Schankmädchen einen Becher Wein für Raziel an den Tisch brachte. Mit einer angedeuteten Verbeugung verlies sie die beiden Männer wieder. Raziel trank sofort einen ersten Schluck von dem Wein - andorischer Rotwein. Nachdem er den Becher wieder auf den Tisch setzte, fuhr Devon fort. "Ich muss die Heilung der Aes Sedai in Anspruch nehmen." Raziel strich sich nachdenklich über das Kinn. " Welches Leid plagt euch, dass ihr so weit reist um Heilung zu ersuchen? Ich kenne nicht viele Menschen die eine solch weite Reise in Kauf nehmen um sich durch Aes Sedai und die eine Macht heilen zu lassen." "Ursprünglich wollte ich nur die Stadt besichtigen und da ich nach dem Tod meines Meisters keine Arbeit hatte, reiste ich hierher. Auf der Reise bekam ich diese Kopfschmerzen, ein Pochen in meinem Kopf, das ich nur mit starker Konzentration unterdrücken kann. Es wurde ständig stärker, je näher ich Tar Valon kam." Raziel dachte einen kurzen Moment nach, bevor er erneut das Wort ergriff. Es schien ihm, als haben ihm diese Worte eine neue Sichtweise auf seinen Gesprächspartner eröffnet. Plötzlich war er sich fast sicher, Devon bereits zuvor gesehen zu haben. Doch so gut er auch nachdachte, er konnte sich nicht an den Ort oder den Umstand ihrer Begegnung erinnern. Es lag eine gewisse Vertrautheit in Devons Blick und Raziel wusste nicht warum. Dies machte ihn nervös, doch er lies es sich nicht anmerken. "Ihr seid genau am richtigen Ort um euer Leiden zu kurieren, die gelben Schwestern werden euch schon wieder einen klaren Kopf verschaffen." Raziel musste unwillkürlich lachen, fing sich jedoch schnell wieder und fuhr in ernstem Tonfall fort. "Ihr solltet die Burg so schnell wie möglich aufsuchen, wenn ihr die Schmerzen loshaben wollt. Im Augenblick stehen die Chancen auf eine schnelle Audienz sehr gut." Der Ausdruck in Devons Augen änderte sich schlagartig. "Raziel, ihr scheint etwas über die Weiße Burg zu wissen. Welche Tätigkeit führt ihr aus? Arbeitet Ihr in der Weißen Burg?" "Es tut mir Leid Devon, aber die Arbeit die ich normalerweise verrichte, würde es auch nicht sehr weit bringen." Du wärst zwar Deine Schmerzen los, aber - dachte Raziel ins geheim bei sich. Er wollte diesen Gedanken jetzt nicht weiterdenken. Er würde morgen noch früh genug an seinen Beruf erinnert. "Geht zur Weisen Burg und bittet um Heilung, euch wird sicherlich geholfen." Sie verbrachten den ganzen Abend gemeinsam und leerten zwei Krüge andorischen Weins. Sie traten gemeinsam aus der Türe des Gasthauses und atmeten die kühle Abendluft tief ein. Der Himmel war sternenklar und gab den Blick auf den Mond frei, der die Straßen in ein blasses Licht tauchte. Devon blickte, in Gedanken versunken, die menschenleere Gasse hinab. "Ich wünsche Dir eine gute Nacht, Baradin." "Mögest auch Du einen ruhigen Schlaf finden, Korino," antwortet Raziel, ohne weiteres Nachdenken. Komisch, diese Namen klingen so vertraut in meinem Ohr. Auch Devon blickte ihn fragend an und schien die Situation ebensowenig zu verstehen, wie er. Doch keiner der beiden Männer ergriff erneut das Wort. Sie trennten sich schweigend voneinander und Raziel ging zurück zur Weißen Burg. Morgen hatte er noch viel vorzubereiten. Der Autrag durfte nicht vergessen werden. Wenn er nur wüsste, bei welcher Begebenheit er Devon bereits gesehen hat... In seinem Zimmer zündete Raziel eine Kerze an und nahm sie mit an seinen Schreibtisch. Er zog den Stuhl an den Tisch und holte den kleinen Zylinder aus seiner Jackentasche hervor. Nachdem er sich hingesetzt hatte, schraubte er das eine Ende der Rolle ab und ließ den Inhalt in seine Handfläche rutschen. Es war ein kleiner gerollter Zettel, auf dem er im flackernden Kerzenschein die erwartete Botschaft lesen konnte. Meldet Euch bei mir. Sobald Ihr angekommen seid, holt Euch meine Tochter und wir trinken Wein, wie in alten Zeiten.
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