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Autor: Manshima Veröffentlicht: 31.03.2003, 10:10:42 Letzte Änderung: 11.05.2003, 18:01:51 Schreibrecht: Nur Administratoren [ Artikel bearbeiten ] Abstract: Eine Reihe von Kurzgeschichten über den Untergang eines einst stolzen Reiches Düstere Gassen; Teil 1 Langsam entglitt die Klinge mit der im Griff eingearbeiteten Schlange seiner Hand, streifte die Spitzen seiner Finger und schlug mit einem metallischen Scheppern auf den Bodenfliesen auf. Das Echo hallte lang zwischen Säulen der Halle wieder. Genau so war auch vor wenigen Herzschlägen der Schrei wiedergehallt. Der Schrei des Mannes, dessen Blut nun den Boden benetzte. Nein nicht nur benetzte, es tränkt die Fliesen. War an seiner Kleidung, seinen Händen. Wie viel Blut Menschen doch in sich hatten. Es überraschte den jungen Mann immer wieder, wie schmutzig man bei so einer Kleinigkeit wurde. Nun wurde es aber Zeit zu gehen, schon bald würde man den Tod des Thronfolgers bemerken. Es machte einfach zu viel Freude sein Werk zu betrachten. Immer aufs neue war er stolz auf seine Fähigkeiten. Das halbe Schoß musste dieses Quieken und Kreischen gehört haben. So wandte sich der in gelben Samt gehüllte Mann mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen um. In der Luft öffnete sich vor ihm ein Loch. Erst ein kleiner Streifen, wurde es größer, wuchs an bis man hindurchtreten konnte. Wieder in seinem kleinen Zimmer begann Mandrag sich zu entkleiden und zu reinigen. Die dunklen, mit weißer Spitze bestickten Hosen und die dazu passende Jacke die er nun anlegte ließen ihn wie einen Adligen erscheinen. Ein Mann vom Lande, aber mit den nötigen Mitteln. Er würde noch einige Tage in der Stadt verbringen. Wer sollte ihn schon finden. Nur die Anderen Diener des Großen Herren würden den Dolch erkennen. Und selbst sie wussten nicht wer zur Bruderschaft gehörte. Sie kannten nur den schrecken den sie verbreitete. Niemand brach sein Wort gegenüber eines der Auserwählten. Niemand missachtete die Macht des großen Herren ungestraft. Nun, im Grab würde der Königssohn erfahren was Leid bedeutete. Ewige Qual würde der Lohn des Verrats sein. Mandrag war stolz als Hand des großen Herren der Finsternis dienen zu dürfen. Seinen Willen bedingungslos zu erfüllen. Mit einer Hand strich er vorsichtig über den kleinen glasartigen Körper in seiner Hosentasche. Das Ter`Angreal welches ihm erlaubte Wegtore zu öffnen, hatte man den Umgang einmal erlernt brachte es einen wohin man wollte. Niemand konnte einen kommen sehen oder hören. Kein Ort und war er noch so gut bewacht war unzugänglich für ihn. Er war der Wandelnde Tod. Ja, er war das Lebendige Werkzeug des Schreckens. Mit leichtem Schritt verließ er die Schenke und begab sich in Richtung des Palastes. Noch war die Nachricht vom Tod des ach so geliebten Gandalon, des Thronfolgers, nicht aus dem Palast gedrungen. Die gewundenen Straßen brachten ihn an Tavernen und Geschäften aller Art vorbei. Zu dieser Stunde Herrschte noch ein recht reges treiben. Und gerade nun, da die Sonne sank, waren Gaukler und Feuerspucker an den Ecken zu sehen. Das Lichtfest stand bevor und so strömten diese Leute wie Ameisen in die Stadt. Sie witterten fette Gewinne. Tja, dieses Jahr würde das Fest wohl für die Menschen der Stadt und besonders für ihren Herrscher einen Üblen Beigeschmack haben. Dieses dahergelaufene Pack würde ihren Prinz beweinen und bejammern. Wie erbärmlich sie alle waren. Nicht mehr als Insekten unter den derer die dem wahren Herren dienten. Einst würde er sie noch weiter unter sich stehen sehen. Dann wenn der Große Herr der Finsternis ihm die Unsterblichkeit für seine treuen dienste schenken würde. Vielleicht würde es ihm auch gewehrt werden die Macht zu lenken, so wie er es sich immer erträumt hatte. In inneres Amüsement vertieft bog er in eine dieser kleinen Seitengassen ein welche die Stadt wie Spinnfäden durchzogen. Sie waren gerade breit genug um zwei Erwachsenen Männern das Aneinander Vorbeikommen zu ermöglichen. Hier war es schon düster und schummrig. Kein Mensch war zu sehen. Keine dieser niederen Kreaturen. Was konnten sie ihm schon entgegensetzen. Er könnte jeden von ihnen töten wenn er denn nur wollte. Das wilde treiben auf den Straßen drang zwar immer noch an sein Ohr, doch lag es hinter nun ihm. Noch zwei mal kurz abgebogen und er würde die Mauern des Palastes vor sich haben. Er wollte sehen was Vorging. Sich am Leid der Menschen Ergötzen. Die Menge vor den Thoren weinend zusammenlaufen sehen. Ja, Gandalon war ein beliebter Mann gewesen. Ein Wohltäter, Edelmann und vor allem Ein Verräter des Großen Herren. Die Galle kam Mandrag bei dem Gedanken an diesen Mann hoch. Und bei dem Gedanken an die ganzen kleinen zweibeinigen Ratten die zusammenlaufen würden um zu klagen. Ja, eines Tages würde er sie für alles was sie ihm angetan hatten bestrafen. Vor allem an den Asha`man würde er sich rechen können. Diese verlogene Brut des Drachen die ihn damals nicht hatte aufnehmen wollen. Zu schwach sei er um den Umgang mit der Macht zu erlernen. Für dieses Vergehen würde er sie leiden sehen. So hatte man es ihm versprochen. Ja, er würde das Geschenk erhalten das so viele begehrten. Die Gabe die Macht zu lenken. Und Macht, mehr macht als der armselige König dieser Stadt jemals haben würde. Tief in inneres Gelächter und Vorfreude vertieft hörte er plötzlich einen Laut hinter sich. Ein leises Rascheln direkt an seinem Rücken. Und plötzlich fühlte er einen stechenden Schmerz. Sein Rücken, sein ganzer Körper brannte. Feuer durchzog seine Glieder. Er spürte wie wieder und wieder eine Klinge in ihn eindrang. Noch nicht einmal schreien konnte er. Die laute erstarben in seiner Kehle. Was war das? Nie war er dem gr0ßen Herren untreu gewesen. Nicht ein mal hatte er versagt. Wieso hatte man einen Mörder gesandt? Dann hörte er als er leise zusammen sackte eine Stimme hinter sich. „Hmm, mein kleiner Edelmann, es ist gefährlich in diesen Gassen nicht auf seinen Rücken zu achten.“ Leises röcheln drang an Mandrags Ohr. Das Atmen eines Sterbenden, sein Atmen. Alles verschwamm vor ihm. Seine Augen drohten den Dienst zu versagen. „Ja, ja, dann wollen wir doch mal sehen was das reiche Bürschchen so in den Taschen hat. Du kannst dich glücklich schätzen mein kleiner. Ja, ja, andere Räuber in der Stadt sind nicht so geübt mit dem Messer wie ich. Ja, ja, die hätten sich nie gewagt jemanden so nahe des Palastes zu wählen.“ Alles wurde dunkel um Mandrag. Kälte, eisige Kälte berührte ihn. Nichts war mehr zu hören. Nur leises säuseln drang noch an sein Ohr. Warum war denn niemand da gewesen.... Schreie er hörte die Schreie seiner Opfer. Hörte sie lachen und auf ihn deuten.... Als Meister Semon am Abend in die Seitengasse Neben seiner Schenke trat stockte ihm der Atem. Im Staub des Weges lag ein vollkommen entkleideter Mann. 9 Einstiche waren an seinem von Blut überströmten Leichnam zu sehen War es denn nicht schon schlimm genug das der edle Gandalon in seinen eigenen Mauern ermordet worden war? Oh, wie schlimm waren die Zeiten wenn rechtschaffenen Männern so etwas in der Stadt geschehen konnte Vergangener Glanz; Teil 2 Mit einem leichten Zug an den schon stark verschlissenen ledernen Zügeln brachte Anato Semon den von zwei Pferden gezogenen Wagen am Wegrand zum stehen. Die Mittagssonne brannte heiß auf seiner Haut und blendete seine Augen als er sich langsam vom Kutschbock herabmühte. Dabei viel sein Blick auf seine Frau Mariene die neben ihm auf der schmalen abgenutzten Holzbank des Gespanns gesessen hatte und nun ebenfalls Anstalten machte herab zu klettern. Hinten auf dem Wagen, zwischen den wenigen Habseligkeiten die sie vor dem Brand hatten retten können hockte etwas eingeengt seine Tochter Daina. Ihr dunkles, schwarzes Haar, das sie stets fein zurecht gemacht getragen hatte hing auf grund der Hitze, die durch keinen Luftzug gemildert wurde, schlaff und strähnig herab. Schweißperlen glitzerten durch die Strahlen der Sonne fein auf ihrer Stirn und den Wangen. Doch selbst ihr geschundenes Aussehen konnte die Schönheit ihres sonnengebräunten, zarten Gesichts nicht mindern. Nach wie vor wirkte ihr Haut samtig, leuchteten ihre dunklen, braunen Augen hell in ihrem Antlitz. Etwas entrückt und deutlich von den Anstrengungen der letzten Zeit gezeichnet schaute sie ins Tal hinab. Ihr Blick ging in die Ferne. Zurück zu dem Ort an dem sie aufgewachsen war. Ja, dort hin wo auch Anaton fast sein ganzes Leben verbracht hatte. Mit eingeschnürter Kehle ergriff Meister Semon die Hand seiner Frau die inzwischen neben ihm hinter den Wagen getreten war. Stumm standen beide da während immer wieder voll beladene Wagen an ihnen vorbei rollten. Geistesabwesend nahm er das Holpern der Räder auf dem steinigen Weg war. Das Schnauben der unter der Hitze leidenden Zugpferde drang wie aus weiter Entfernung an sein Ohr. Anaton spürte eine tiefe Sehnsucht als er auf die Stadt hinunter blickte in der seine gesamte Existenz vernichtet worden war. Verbrannt zu Asche. Einst waren er und seine Familie fürs Leben versorgt gewesen. Hatte sich keine Sorgen über die Zukunft machen müssen. Eine dunkle Rauchschwade zog, als wollte sie ihn nochmals daran erinnern gegen Himmel. Selbst von hier oben konnte man einige der zerstörten Paläste erahnen. Doch die Tumulte und Kämpfe die sicher noch in manch einer Straße herrschten waren nicht zu erkennen. Aus dieser Entfernung schien die Stadt fast unwirklich. Vielmehr wie das Bild eines weit entfernten Unbekannten Ortes, nicht wie die Heimat. Wie hatte es soweit kommen können? Diese Frage hatte er sich in den letzten Wochen mehr als einmal gestellt, auch wenn er die Antwort eigentlich wusste. Vor nicht einmal so langer Zeit hatte es begonnen. Die ersten offenen Kämpfe waren vor knapp zwei Monaten ausgebrochen. Nach dem Tod des Königs war eine Leere entstanden. Jedes der größeren Häuser glaubte einen Anspruch auf den Thron zu haben. Eine fette Beute für diejenigen die immer schon nach der Macht im Reich gestrebt hatten. Und keiner war bereit gewesen nachzugeben. Nein, eigentlich hatte es schon früher begonnen. Anatons Gedanken schweiften ab und er begann sich zu erinnern... Im Geiste war ihm der Tag noch vollkommen präsent. Fast so wie der Tag an den er zum ersten mal Daina in seinen Armen gewiegt hatte. Es war am Tag vor dem Lichtfest des vergangen Jahres gewesen. Ein guter Tag für sein Geschäft. Die Menschen waren froh und ausgelassen wie jedes Jahr gewesen. Von überall her waren sie in die Stadt geströmt um zu feiern. Gaukler und Musikanten säumten die Straßen und für freie Kost und Logis waren viele bereit gewesen in seiner Schenke die Gäste zu erheitern. Ein volles Haus hatte er gehabt. Bis auf das letzte Bett war alles belegt gewesen. Selbst auf dem Heuboden seines Stalls hatte er manch fahrenden Schausteller unterbringen können. Im Schankraum hatte er nie zuvor solch eine Stimmung erlebt gehabt. Es versprach das größte Geschäft seid langem zu werden. Viele waren extra wegen der morgigen Ansprache des Königs gekommen. Keiner in der Stadt hatte gewusste worum es gehen würde. Aber viele hatten damit gerechnet das König Mehradon seinem einzigen Sohn an diesem Tag die Krone überreichen werde. Zumal der König zwar geliebt, doch schon alt und erkrankt gewesen war. Selbst eine herbeigerufene Aes Seadi hatte seine Leiden nicht völlig heilen können. Allerdings war die Vorfreude auf eine möglicherweise bevorstehende Krönung Gandalons scheinbar in jenen Tagen vor dem Lichtfest noch das letzte Bisschen gewesen was den Menschen zur totalen Euphorie gefehlt hatte. Anaton erinnerte sich noch genau an den Moment in dem Daina leichenblass durch die Seitentür zur Küche getreten war. Gerade hatte er seiner Köchin Nynaeve aufgetragen gehabt einen weiteren ihrer berühmten Schweinebraten für die Gäste zu zubereiten. Doch der Blick seines kleinen Mädchens hatte ihn alles vergessen lassen. Noch nie zuvor hatte er sie so gesehen.. Die spuren von Tränen waren noch auf ihren Wangen zu erkennen gewesen. Die starke Rötung ihrer Augen hätte niemand übersehen können. Was kann bloß geschehen sein, hatte er sich damals gefragt. Sein erster Gedanke war gewesen das sie wohlmöglich ihre Anstellung im Palast verloren haben mochte. Als eine der Kammehrdienerin Gandalons hatte sie einen der begehrtesten Tätigkeiten am Hof inne gehabt. Doch trotzdem war sie oft noch mehr Kind als Frau und trödelte zuviel herum. Nie hätte Anaton in diesem Augenblick geglaubt das Gandalon tot sein könnte. Gandalon, der Mann den alle geliebt hatten. Selbst heute konnte er es sich noch nicht erklären. Schniefend und mit einem unterdrückten schluchzen hatte Daina es ihnen dann erzählt. Keiner hatte es zunächst glauben wollen. Keiner in der Küche war bereit gewesen die Wahrheit zuzulassen..... Ein leichter Druck an seiner Hand riss Meister Semon aus seinen Gedanken zurück in die Gegenwart. Mit seiner freien Hand wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht. Sein dünnes weißes Hemd klebte feucht an seinem Rücken und der Brust. Sehnsüchtig warf er einen letzten Blick ins Tal bevor er sich gemeinsam mit Mariene umwandte und beide schweigend zum Bock des Wagens zurückgingen. Ja, es war Zeit auf zu brechen. Mit etwas glück würden sie es in 3 Tagen über die Grenz sein. Wenn sie es bis dahin schaffen sollten ohne überfallen zu werden würden sie in Sicherheit sein. Und was dann? Er wusste es nicht. Zwischen den Fronten; Teil 3 Die lauten Geräusche der Schlacht waren immer noch zu hören. Sie hallten wie ein ferner Donner von den Häuserwänden wieder und ließen die Kämpfer viel näher erscheinen. Trotzdem wusste Averen das er es geschafft hatte. Nun war Zeit sich etwas zu verschnaufen. Er lebte noch und außer ein paar Abschürfungen hatte er nicht viel abbekommen. Niemals hätte er früher gedacht das er einmal in eine Schlacht geraten würde. Die Waffe eines Leibkoches war der Herd und nicht die Klinge. Erstrecht in seinem Alter. Doch es hatte sich vieles verändert in dieser Stadt. Seid dem Tot von Gandalon war nichts mehr wie früher gewesen. Erst hatte er seinen Posten verloren und unter einem Mann in der Küche von König Mehradon arbeiten müssen der nicht einmal Suppe von Sauce unterscheiden konnte. Und nun dies. Er war der erste Mann in der Küche seines jungen Herren gewesen, er hatte alle Zügel in der Hand gehabt und nun kauerte er in einem Hauseingang und wusste nicht ob er den nächsten Tag erleben würde. Es hatte nichts gegeben worüber Averen in Gadalons Haus nicht bescheid gewusst hätte. Wahrscheinlich war er der einzige gewesen der über das Geheimnis seines Herren informiert gewesen war. Außer dieser scheinbar noch recht jungen Aes Sedai natürlich. Eine so hübsche Frau war sie gewesen, das Averen seinen Augen nicht getraut hatte. Und dieser riesige Kerl an ihrer Seite, der ihr Behüter zu sein schien tat sein übriges um ihren Auftritt zu verstärken. Doch trotz allem was man diesen Frauen nachsagte konnte es bei ihr höchstens ein Verdacht gewesen sein. So gütig und edel war Gadalon einst gewesen als er Averen eingestellt hatte. Doch der Ehrgeiz den Thron zu besteigen und das Reich wieder zu seiner alten Stärke zu führen hatte ihn geblendet. Hochmütig und voll von Selbstüberschätzung hätte er schließlich alles für seine Ziele getan. Man konnte nur hoffen das der Schöpfer ihm seinen Frevel vergeben möge. Zumal er sich ja am Ende von der Dunkelheit abgewandt hatte. Auch wenn Averen nicht sicher war ob sein Gewissen oder sein Stolz gepaart mit grenzenloser Dummheit diesen Schritt bestimmt hatten. Natürlich bestand auch die Möglichkeit das die Rashima Sedai etwas damit zu tun gehabt hatte. Bei diesen Frauen wusste man nie. Manchmal war der Koch sich nicht sicher ob der Schatten oder doch sie etwas mit dem Mord zu tun gehabt hatte. Aes Sedai konnte man nie trauen das hatte ihn schon sein Großvater gelehrt. Ein begnadeter Koch und weiser Mann. Plötzlich bemerkte Averen das Pferdegetrampel. Schnell verließ er den aus dunklen Steinen gemauerten Hauseingang in dem er seine alten Knochen schon viel zu lange ausgeruht hatte. In einen Kampf pro Tag zu geraten reichte für seinen Geschmack. Man konnte nie wissen zu was die Söldner imstande waren. Manche Häuser begnügten sich mit dem letzten Abschaum um ihre Interessen durch zu setzen. Er hätte doch mehr von den Meisten erwartet. Dazu kam die Gefahr durch die Räuber und Banden die das Chaos schamlos ausnutzten um sich zu bereichern. Niemand konnte heute noch in der Stadt sicher sein, es sei denn er konnte ein Schwert führen oder hatte genug Geld sich frei zu kaufen. Beides traf auf Averen nicht zu. Das Ersparte das ihm geblieben war würde er noch bitter brauchen. Mit etwas Glück würde es ihm gelingen die Stadt bei Anbruch der Dämmerung zu verlassen. Lord Estelmar hielt das Südtor. Solange das der Fall war musste die Gelegenheit genutzt werden. Vielleicht würde man ihm sogar ein altes Pferd oder einen Esel überlassen. Lord Estelmar war ein guter Mann. Er konnte sich noch gut an die Zeit erinnern. Nicht einmal hatte sich der Lord über ihn beklagen müssen und ihn oft sogar zusätzlich belohnt. Doch das Angebot von Gadalon hatte Averen damals nicht ablehnen können. Nicht mehr lange und es würde beginnen zu dämmern. Das Licht wirkte schon leicht rötlich. Auch wenn er sie hier in den Häuserschluchten der Stadt nicht sehen konnte Avern Daimen das die Sonne bald den Horizont berühren würde. Sobald das Licht des Tages verblassen würde, währe die Zeit gekommen. Höchstens zehn Minuten würde er von hier bis zum Tor brauchen. Das war zu schaffen. Genug kleine, dunkle Gasen konnte auf dem Weg Deckung geben. Hoffentlich war Estelmar da. Oder jemand der ihn noch kannte. Was währe wenn man ihn vergessen hatte. Doch wer würde schon einen der besten Köche, nein den besten Koch, des Landes vergessen? Auch sein kleiner Kugelbauch und seine etwas dickliche Nase waren den Leuten noch immer in Erinnerung geblieben. Langsam schlich Averen sich durch die Gassen weiter, als er plötzlich Männer laut brüllen hörte. Ihm stockte der Atem. Die Schreie kamen aus Richtung des Tors. Nein, nicht so kurz vor dem Ziel. Das konnte nicht sein. So lange hatte er in der Stadt überlebt. Freunde und Leute die ihm noch Gefallen geschuldet hatten waren der Grund dafür das er überhaupt so weit gekommen war und trotzdem noch ein Beutel mit Gold in seiner Weste steckte. Nur aus der Stadt müsste er kommen. Alles andere würde sich dann schon finden. Vorsichtig schaute er um die Ecke. Am Ende der vor ihm liegenden Gasse war der Platz vor dem Tor zu sehen. Doch was noch zu erkennen war brachte die Adern des Kochs zum gefrieren. Der große, mit dunklem Bruchstein gepflasterte Platz war voll mit Kämpfenden Männern. Einige saßen auf Pferden und Hieben mit langen Schwertern auf die Gegner herab.. Andere schlugen zu Fuß auf einander ein. Schreie und Scheppern lagen in der Luft. Im beginnenden Halbdunkel war nicht zu erkennen um welche Parteien es sich handelte. Estelmars Wappen glich vielen der Anderen zu sehr. Wer würde schon in seinem Alter noch einen schwarzen Löwen von einem schwarzen Habicht oder Eber unterscheiden können wenn das Licht so schlecht war und die Entfernung, gepaart mit Tumulten, ihr übriges tat? Es gab nur einen Weg. Er musste näher heran. Und dann einen Weg zum Tor finden. Im all der Aufregung würde es sicher gelingen. Er war ja klein. Und früher hatte ihn niemand so leicht zu fassen bekommen. Und außerdem was blieb ihm schon übrig?...... Hochmut; Teil 4 Dunkel und verlassen lagen die Gänge vor ihm. Verzweigte Höhlen aus Mauerwerk. Nur einige Kandelaber waren zu dieser Stunde noch entzündet und warfen ein gelbliches, schwaches Licht auf Wände und Boden. Unterstützt wurden sie durch das fahle Mondlicht das hier und da durch ein Fenster hinein fiel. Eine finstere und doch beruhigende Stimmung ging von der Szenerie aus die Gandalon vor sich sah. Ab und an waren leise Schritte zu hören die davon zeugten das doch noch Diener unterwegs waren um den Adligen ihre Wünsche auch noch zu später Stunde zu erfüllen. Die Schritte des Prinzen hallten nun, da er weiter ging, dumpf von den mit Tepichen behangenen Wänden wieder. Jedes noch so kleine Geräusch erklang angesichts der sonstigen Stille wie Donner. In dieser Nacht hatte der Königssohn das Gefühl mit jeden Schritt würde er den Palast so erschüttern das er einstürzen könnte. Selbst sein leises, entspanntes Atmen hörte sich wie ein Sturm an. Nachdem er um zwei Ecken gebogen war verließ Gandalon durch eine kleine hölzerne Tür den Palast hinaus in einen der zahlreichen kleinen Gärten, die hier und da wie grüne Inseln zwischen den steinernen Mauern lagen. Die Luft war frisch und kühl. Kleine Wassertropfen auf den Blättern der Pflanzen zeugten von dem Regen der vor nicht all zu langer Zeit gefallen sein musste. Der Geruch des feuchten Laubes durchströmte die Nase des jungen Mannes und belebte förmlich jede Windung seines Geistes. Das Mondlicht reichte, nun da sich die Wolken langsam verzogen, völlig aus um gut zu sehen. Wie Schlangen Wanden sich die gepflasterten Wege durch das Gas. Vorbei an Büschen und Bäumen die friedlich für Gandalon Spalier standen. Bei manchem Windhauch hatte er fast das Gefühl sie würden sich vor ihm verneigen. Es war warm genug. Also wand sich der Prinz geschmeidig aus seiner roten Jacke, die mit goldenen Knöpfen und Bändern verziert war und legte sein Hemd frei. Die rote, perfekt zum Oberteil passende Hose ließ keinen Zweifel an seinen muskulösen Schenkeln. Das aufgestickte Wappen seines Hauses schimmerte geheimnisvoll. Auch das weiße Hemd betonte seinen Körper. Er mochte es sich zu zeigen, denn er war sich sicher es zu können. Schönheit war ein Geschenk das nicht jedem gegeben worden war. Eine herrliche Nacht. Eine phantastische Woche. Übermorgen würde es endlich soweit sein. Er würde König des Reiches werden. Nichts konnte ihn mehr aufhalten. Ihre Nachbarn würden wieder mit Ehrfurcht und Bewunderung auf sie blicken. Kein anders Reich würde es mehr wagen sie zu verhöhnen. Vielmehr würden sie darum bitte sich in ihrem Schein sonnen zu dürfen. Ja, er, Gandalon würden den Glanz der alten Zeiten wieder auferstehen lassen. Er war der Auserwählte der ein ganzes Volk zu neuem Wohlstand führen würde. Und dafür würden sie ihn noch mehr lieben. Sein Name würde noch in tausend Jahren mit Erfurcht und Bewunderung genannt werden. Einen Moment inne haltend wandte sich der Königssohn um. Auf dem Dach saß ein Rabe. Seine Gestalt zeichnete sich klar gegen den inzwischen wolkenfreien Nachthimmel ab. Mit einer geschmeidigen Bewegung schwang der Vogel sich plötzlich in die Lüfte. Der heisere Schrei seiner Kehle zerschnitt die Stille bevor er hinter dem Giebel verschwand. Lächelnd schritt Gandalon weiter. „Ja, flieg nur davon,“ sagte er leise, „und wage es nicht zurück zu kehren..... Dein Herr hat hier keinen Diener mehr.“ Diener, nein das war er nicht mehr. Niemals würde er jemandem dienen müssen. Bald würde er der mächtigste Mann im Reich sein. Und einst der mächtigste der Welt. Sicher, es hatte sich als nützlich erwiesen den großen Herren der Finsternis als verbündeten zu haben. Ohne ihn und seine Schergen hätte er es sicher noch nicht so schnell so weit gebracht. Doch nun brauchte er ihn nicht mehr, hatte seine Anhänger aus der Stadt jagen lassen. Keiner würde es wagen Hand an ihn zu legen. Er hatte ein ganzes Volk das ihn liebte und schützte. Niemals würde einer seiner Untertanen zulassen das ihm ein Leid geschah. Er liebte sie, sie alle. Würde alles für sie tun. Nicht einer würde mehr Hunger leiden. Nicht einer würde sich mehr für sein Land schämen müssen. Alle würden stolz sein können. Sie würden ihm Danken und wissen das es seine Weisheit gewesen war. Die Bank zu seiner Rechten kam ihm gerade recht. Ein wunderschöner Platz um die Nacht zu genießen. Noch ein wenig würde Gandalon hier sitzen bevor er sich zu Bett begeben würde. In seinem Gemach warteten noch einige Leckereien auf ihn. Wie jedes Mal vorm Schlafen würde er sich noch etwas gönnen. Gut das er Averen hatte. Ein treuer Untertan und Mensch. Und dazu noch der beste Koch den es im Reiche gab. Es war nicht leicht gewesen ihn zu bekommen, doch es hatte sich gelohnt. Warum musste sein Vater nur so stur sein. Einzig und allein zurücktreten hätte er müssen. Dann wäre alles gut gewesen. Er liebte seinen Vater. Nie hatte er ihm etwas antun wollen. Doch noch mehr liebte er sein Volk, sein Reich. Und sie hatten es sich redlich verdient von ihm geliebt zu werden. Zu jung und ungestüm sollte er sein. Noch nicht reif für den Thron. Pah. Konnte es jemand besseres geben als den Mann den das ganze Volk liebte? Schwäche und Trägheit hatten den Glanz seines Landes verblassen lassen. Mehradon war nicht fähig das nötig zu unternehmen. Nicht willens den schweren weg zu gehen. Aber bald würde jemand da sein der den Weg gehen konnte. In zwei Tagen. Kurzzeitig hatte er gedacht sein Plan würde doch noch fehlschlagen. Eine Aes Sedai war gerufen worden. Ohne sein Wissen, ohne seinen Willen. Doch auch sie hatte natürlich nichts ausrichten können. Die Macht des Schattens war zu stark, sein Plan zu gut. Vielleicht würde es sich dennoch lohnen diese Frau am Hofe zu behalten. Sie war wunderschön und reizvoll. Es wäre nur der entsprechende Mann nötig um sie etwas zu zähmen. Aes Sedai hin oder her, wer konnte ihm schon wiederstehen. Zumal er rausgefunden hatte das dieser seltsame Kerl der sie begleitete offensichtlich nicht ihr Behüter war. Nur wer er war hatte nicht geklärt werden können. So wie sie Gandalon aus ihren wundervollen blauen Augen ansah konnte es keinen Zweifel geben. So, als ob sie etwas wüsste. Abschätzend, ja vielmehr durchdringend. Und da sie sicher nichts von seinem Geheimnis wusste, konnte das nur eins bedeuten. Morgen Abend sollte er sie treffen. Sie hatte ihn zu sich bestellt. Dann würde man ja sehen was Rashima Sedai von ihm hielt. Tief durchatmend und sich streckend erhob sich der Königssohn von der hölzernen, mit Schnitzereien verzierten Bank. Ein anstrengender Tag lag vor ihm. Es würde besser sein zu Bett zu gehen. Nur noch einen Tag bis zum Lichtfest. Nur noch einen Tag bis zum Beginn einer neuen Ära. Der Entschluss seines armen Vaters stand fest. Und dann würde er auch einen Weg finden ihn vom Fluch dieser Krankheit zu erlösen um ihm einen ruhigen Lebensabend zu bescheren. Nichts konnte ihn jetzt noch stoppen.
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