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Autor: Nebelleuchte Veröffentlicht: 29.07.2003, 19:38:30 Letzte Änderung: 29.07.2003, 19:47:59 Schreibrecht: Nur Administratoren [ Artikel bearbeiten ] Abstract: "Hier nun die bereits im Forum angekündigte Geschichte, die in Zusammenarbeit mit zwei Studentinnen entstanden ist (könntest du als Autor vielleicht "Nebelleuchte und Freunde" angeben?)" - nein geht leider nicht :/ Prolog Imion stolperte zum wiederholtem Mal und konnte nur knapp einen Sturz vermeiden. Doch obwohl sein Körper nur noch aus eiternden Wunden und gebrochenen Knochen bestand, war der einst stolze Elfenkrieger noch nicht gänzlich gebrochen. Ich bin entkommen. Ich bin der Hölle entkommen! Wenn er das geschafft hatte, konnte er auch alles andere überleben. Bilder des Schreckens kamen ihm ungerufen in den Sinn: Bilder von zerfetzten Elfen und zerschmetterten Menschen; Bilder von Grugans, die an ihren lebenden Opfern knabberten; und ein Bild, das Imion nie wieder vergessen würde: ein schwarzer Adlerkopf! Imion stolperte und diesmal konnte er den Sturz nicht verhindern: Ein scharfkantiger Stein stieß ihm in das Unterbein, doch Imion nahm den zusätzlichen Schmerz nur am Rande wahr. „Es ist vorbei. Bei den Göttern des Ostens, es ist endgültig vorbei.“ Aber Imion wußte, daß es nicht vorbei war: Die Dämonen dieser Länder hatten zu einem neuen Glauben gefunden und sie würden von nun an nie wieder unter Kontrolle gehalten werden können: Was immer vom Königreich San übriggeblieben war, es würde die kommende Zeit nicht überstehen – die alte Ordnung war endgültig zerbrochen. Viele aus Imions Volk hatten dies ebenfalls erkannt und waren in den Fernen Osten geflohen, das meiste ihres Wissens mitnehmen. Aber sie haben nicht alles mitgenommen! Das zurückgelassene Wissen muß erhalten bleiben – es darf nicht verloren gehen. Aus diesem Grund war Imion hier: Er wollte mit den Überlebenden der Katastrophe das Wissen der Elfen teilen – jener Elfen, die aus dem Volk stammten, das man bereits das „ganz Alte Volk“ nannte. Keiner der überlebenden Magier – und es waren sowieso so wenige – hatten eine Ahnung von dem Schatz, der in der Hauptstadt lagerte. Imion war der einzige, der es für die Nachwelt zugänglich machen konnte. Aber er befand sich geschwächt auf einem unzugänglichem Paß und war meilenweit von der nächsten Behausung menschlicher, elfischer, zwergischer oder koboldischer Art entfernt. Der Krieg hatte den gesamten Landstrich nahezu entvölkert. Ich schaffe es nicht, ich schaffe es nicht! Aber er mußte es schaffen! Verzweifelt raffte Imion sich noch einmal auf und stolperte unsicher weiter. Wenig später sank er erneut zu Boden. Er würde auf diesem Paß sterben, das war ihm nun klar – er würde sterben und mit ihm das Wissen um das was geschehen war und um das Wissen und den Schatz, die in der Hauptstadt lagerten. Man wird noch nicht mal eine Leiche von mir finden. Hier in der Wildnis werden selbst meine Knochen von wilden Tieren verstreut werden. In diesem Moment der Trostlosigkeit entdeckte Imion in der Nähe eine Höhle. Vielleicht kann ich mich da ein wenig ausruhen ,dachte er, wissend das dieser Gedanke ein Eingeständnis seiner Niederlage war: Er würde in dieser Höhle sterben, ohne sein Wissen weitergegeben zu haben. Mühsam kroch er auf die Höhle zu und ließ sich schließlich erschöpft an der hinteren Wand nieder – die Höhle war größer und tiefer als es den Anschein hatte. Obwohl er im wahrsten Sinne des Wortes todmüde war, ging ihm ein Gedanke nicht aus dem Kopf: Ich muß es für die Nachwelt erhalten, ich muß es für die Nachwelt erhalten, ich ... Aber was sollte er denn noch tun?! Er war am Ende seiner Kraft angelangt. Doch die Litanei ging unbarmherzig weiter. ...welt erhalten, ich muß es für die Nachwelt er... Am liebsten hätte Imion sich den Kopf an der Wand eingeschlagen, aber selbst dazu fehlte dem Elfen die Kraft. ... muß es für die Nachwelt erhalten, ich muß es ... Verzweifelt rollte sich Imion – die Hände an den Kopf gedrückt – hin und her, dabei stach ihm etwas in die linke Seite. Erst als er überrascht untersuchte, was ihm da in die Seite stach, fiel ihm die leere Schriftrolle und der Kohlestift ein, den er eingesteckt hatte. Imion lachte grimmig über sich selbst, als ihm klar wurde, was er da gefunden hatte: Damit konnte er sein Wissen vielleicht doch noch an die Nachwelt weitergeben. Ohne länger zu zögern, begann er das wichtigste aufzuschreiben und er fügte auch eine Karte hinzu. Irgendwann würde es schon jemand finden, selbst wenn von ihm dann nur noch Knochen übrigblieben. Doch dann ging wurde ihm ein entscheidender Fehler bewußt: Die Höhle war zu groß – und er lag ganz hinten! Kein Reisender – nicht einmal eine große Reisegruppe – würde je so tief in die Höhle vorstoßen. Ich muß wieder nach vorne. Ich muß an den Eingang! Aber vorab werde ich ein wenig schlafen. Nach vorne gehen kann ich später immer noch. Erst einmal schlafen. Das schreiben hat mich doch ... sehr ... erschöpft ... schlafen ... ... ein ... ... wenig ... ... schlafen. Kapitel 1 KLAAATSCH Schon wieder eines von diesen Biestern erwischt, dachte sich Altruin und wischte seine Hand mit den kläglichen Resten eines Insekts an seinem Gewand ab. Wenn das so weitergeht sehe ich bald aus wie ein Rosinenbrötchen – Warum habe ich mich bloß zu dieser Reise durchgerungen? Ja, warum, das fragen wir uns auch Altruin. Deine alten Knochen wären zuhause viel besser aufgehoben gewesen... Doch was hilft es – Altruin Relik hatte sich entschieden, trotz seines mittlerweile stattlichen Alters, einen alten Freund zu besuchen, der ihm ein paar neue Erkenntnisse mitteilen wollte, die zu wichtig waren, als daß man sie einem Boten anvertraut hätte. – Nun, man sollte sie Hoffnung nicht aufgeben, daß dabei wirklich etwas Wichtiges zu erfahren war. Mit Sack und Pack ausgestattet hatte er sich also auf den Weg gemacht von seinem (Haus), vermissen würde ich dort niemand außer seinen Katzen, doch um die kümmerte sich die alte Henrietta, die ihm ab und zu auch Essen brachte. Doch wie würde er sein zu hause vermissen mit all seinen Büchern, unfertigen Studien und Experimenten. Doch das sollte Zeit haben, Tondrain hatte ihm versprochen, dass es diesmal um etwas wirklich Neues, Weltbewegendes ging. ZACK – und wieder eine von den Bergmücken erwischt. Hach, wie er diese Natur doch haßte, sobald es um mehr als seinen Garten ging und es die Realität betraf. Seine Salbe gegen den Juckreiz hatte er natürlich zu hause vergessen. Welche Kräuter kamen nochmal hinein, vielleicht konnte man sie auch hier finden? Finsterbinsen, Blutwurz und Fledermauskot oder doch ein paar Tropfen Rosenöl ? Doch woher um diese Jahreszeit nehmen, es war noch Frühling – obwohl – bei den Finsterbinsen war er sich plötzlich auch nicht mehr so sicher, gehörten sie nicht in ein Rezept gegen Fußpilz, Herzklopfen,...Dämonenaustreibung...? Hätte er doch bloß mehr Bücher mitschleppen können, schließlich konnte man sich ja nicht alles merken. Obwohl irgend etwas stimmte nicht, störte ihn – diese Mücken dürften eigentlich gar nicht hier sein – sie zeigten ein für diese Jahreszeit ungewöhnliches Verhalten von Aggressivität. Als er so weiterstapfte und schimpfte wurde es immer dunkler, langsam sah man auch seinen Schatten nicht mehr auf dem Weg – Wenigstens waren jetzt die Biester verschwunden, bemerkte er, und so konnte man in Ruhe nachdenken. Er blieb stehen, setzte seine Tasche ab und ließ sich auf einen Stein plumpsen, um zu verschnaufen. Wetter, ...Mücken, ...Wetter, ...ach wie mein Furunkel am Hintern ziept,...Wetter, Mücken – eine Windböe fegte über den Weg zum Gebirge und fegte ihm seinen Hut vom Kopf. Herrschaftszeiten, verdammich noch eins *#*#* *#*#***, kann man einen alten Mann nicht e i n m a l in Ruhe seine Gedanken ordnen lassen ??? Schimpfend und zeternd machte er sich auf die Jagd. Doch - da vor sich eine Pflanze, die seine Katzen so liebten, die man aber nicht kultivieren konnte, weil sie nur in Berggegenden mit magerem Untergrund wuchs. Er beugt sich hinunter um sie zu pflücken und verstaut sie sorgfältig in einem seiner Beutelchen aus seiner Tasche - als er wieder hoch kommt, sieht er die dunklen Wolken schon viel näher - eiskalter Wind zieht auf und bauscht sich in den Falten seines Gewandes. Warum wird es plötzlich so *.....*kalt? Altruin runzelte die Stirn und ging langsam weiter Richtung Tarsei-Paß. Plötzlich schlägt er sich gegen die Stirn: GENAU die Aggressivität der Mücken, die schnelle Abkühlung - Ankündigung eines Unwetters- dies waren normalerweise die schlimmen Herbststürme – aber das konnte nicht sein! – Andererseits stellten sich schon typischerweise die Härchen an seinen Armen auf und eine leichte Gänsehaut zog sich über seinen ganzen Körper. Nein, die Realität konnte er nicht verleugnen, selbst wenn er den Grund fürs erste nicht herausbekommen würde. Er mußte sich nun beeilen, denn die Windböen wurden stärker, eine dunkle Unwetterwand rollte an, die offensichtlich Schnee mit sich tragen mußte. Also fängt Altruin an, seine alten Knochen zu Höchstleistungen anzuspornen - irgendwo mußte sich doch ein Unterschlupf bieten – auf diesem Paß meinte er sich an eine Höhle zu erinnern, die für Durchreisende als Lagerplatz diente und die von Einheimischen ab und zu mit Notvorräten und Feuerholz versorgt wurde – dahin mußte er es schaffen. Eisflocken wirbelten durch die Luft und behindern die Sicht, er muß sich gegen den Wind stemmen. Verdammt! Wer konnte das ahnen, hätte ich doch nur wärmere Gewänder mitgenommen. Er zurrt den Stoff enger um sich, doch langsam macht die schnelle Abkühlung sich bemerkbar und er fängt an zu niesen. Aaaargh, irgendwo muß ich doch... er holt aus seinem Beutel ein besticktes Taschentuch, wobei er sichtlich mit den mittlerweile steifgefrorenen Fingern zu kämpfen hat. Dabei bemerkt er nicht, wie der Wind gleichzeitig die Wegbeschreibung zu seinem Freund davonträgt. „Wenn ich soviel Speck wie Henrietta auf den Rippen hätte, würde mir die Kälte bestimmt nicht so zu schaffen machen,“ flucht er leise vor sich hin. Schließlich kommt Altruin an die ersehnte Höhle und versucht – etwas ungelenk- ein Feuer in Brand zu bekommen – wie lange war das jetzt schon her, daß er sich selber darum kümmern mußte? Ja, er war bequem geworden in den letzten Jahren, an lange Reisen war sein Körper einfach nicht mehr gewöhnt.. Nach mehreren Anläufen und Hustenanfällen beginnt das Feuer kläglich zu flackern und er läßt sich erschöpft nieder. --- Eine schwüle Hitze lag über dem kleinen Tümpel auf der Lichtung. Die Luft war stickig und feucht und von dem öligen Wasser stieg ein fauliger Geruch auf. Still war es ringsherum, nur das Schwirren der Mücken in der Mittagssonne war zu hören. Plötzlich zerriss ein grunzendes Geräusch die Stille. Nach ein paar Sekunden wieder, jetzt deutlicher, hörte man : „Schööön!“ In der Mitte des Tümpels lag ein kleiner, haariger Kobold und streckte alle viere von sich. Knurz nahm wie jeden Tag im Sommer, sobald die Temperaturen angenehm heiß waren, ein Schönheitsbad. Nach Koboldmaßstäben war er sehr auf Körperpflege bedacht und es umgab ihn stets ein dezenter Modergeruch. Entspannt döste er vor sich hin, bis er plötzlich erschrocken zusammenfuhr. Eilig sprang er auf und watete aus dem Wasser. Leise vor sich hinschimpfend eilte er durch den Wald zur Koboldsiedlung, einer Reihe von Höhlen in einem großen Erdwall. Durch ein Geflecht von hängenden Wurzeln hindurch gelangte er zum Haupteingang. „Wer da?“ knarrte eine unwirsche Stimme. „Ich bin’s, Knurz“. „ Wo hast du gesteckt?“ ertönte im nächsten Moment auch schon eine schrille Stimme. Hervor kam eine grauhaarige Koboldin mit imposanten Klauen. „Die anderen haben auf dich gewartet, aber da du nicht kamst, sind sie schon losgegangen. Nur weil du so trödelst bekommen wir am Ende nichts vom Erbteil von Tante Rauchasinè ab! Los, los, beeil dich!“ Und zeternd schob sie Knurz zur Tür hinaus. Wütend, aber auch ein wenig schuldbewusst, kehrte Knurz seiner Mutter den Rücken zu und stapfte davon. Wie hatte er vergessen können, das alle jungen Kobolde in ein paar Tagen bei Rauchasinè eingeladen waren? Dies stellte immer ein wichtiges Ereignis da und war nicht unwichtig um sich bei der älteren, steinreichen Dame einzuschmeicheln. Zu spät kommen würde er auf jeden Fall, die anderen waren ihm sicher schon weit voraus. Missmutig trottete er durch den Wald. Nach etwa einer halben Stunde kam er an die Brücke über den Ethkijop, der das ganze Königreich Saacher . durchfloss. Auf der andere Seite teilte sich der Weg. Ein Weg führte links um das Mittelgebirge herum unter anderem nach Aoch, der Siedlung von Tante Rauchasinè. Er war breit, bequem, und mehrere gemütlichen Gaststätten lagen auf der Strecke. Diesen Weg hatten sicher die anderen Kobolde genommen. Die Kobolde waren ein geselliges Völkchen und besonders Knurz liebte ein gemütliches Beisammensein. Wie gerne hätte er den Weg genommen! Doch Knurz zögerte. Vielleicht konnte er die anderen doch noch einholen, dazu musste er sich allerdings auf eine ungemütliche Kletterpartie gefasst machen. Der rechte Weg war nämlich ein gewundener Pfad der mitten durch das Gebirge führte. Er war zwar eine Abkürzung, wurde von den meisten Kobolden gemieden, da das Wetter auf den Bergen oft sehr unbeständig war und nicht alle, die den Berg überquerten, auch wieder nah Hause kamen. Nein, der Pfad war eher etwas für Elfen oder Krieger. Doch Knurz trieb die Eile und kurz entschlossen machte er sich an den Aufstieg. Nach einer Stunde wurde der Pfand enger und ab und zu fiel eine Seite steil ab. Der Kobold bereute seinen Entschluss bereits. Wenig Vegetation war zu finden und das, was doch in diesen Höhen wuchs, war recht bitter. Knurz knurrte der Magen. Glücklicherweise kam er zügig voran, denn auch wenn Kobolde generell den Weg des geringsten Widerstandes wählten, so waren sie doch erstaunlich geschickt, wenn es darauf ankam. Knurz stieg und kletterte den schmalen Pfand mit einer beachtlicher Geschwindigkeit hinauf. Von wegen Affen! Knurz erinnerte sich an eine Bemerkung, die einer dieser Menschen, die ab und zu in den Wald kamen, vor ein paar Tagen gemacht hatte. „Sieh mal, ich wußte gar nicht, das Affen in diesen Breiten leben, hatte er zu seinem Begleiter, einem beleibten Troll, gesagt. Knurz trat um ein Haar daneben und klammerte sich an der Felsspalte fest, um nicht links die Steilwand hinunterzustürzen. Kobolde hatten nun wirklich nichts mit Affen zu tun! In der Tat waren sie mit Trollen und einigen Klabautermännern um einiges näher verwandt! Um zu verschnaufen setze sich Knurz auf einen Felsbrocken, der am Rande des Pfades lag. Der Weg stieg jetzt nicht mehr so stark an, bald musste er sich dem Gipfel nähern. In ein paar hundert Metern würde er wahrscheinlich den Tarsei-Paß erreichen. „Ich muß mich konzentrieren! Die Erinnerung eben hat mich fast das Leben gekostet!, flüsterte der kleine Kobold vor sich hin. Als er nach ein paar Minuten den Kopf wieder hob, sah er, wie hoch er sich schon befand. Vor ihm lag weit das Königreich Saacher in sommerlicher Blüte. Knurz fröstelte Plötzlich . Als er um sich blickte, merkte er, daß sich die Landschaft verändert hatte. Die Sonne war verschwunden und es wurde merklich kühler. Um die Berggipfel saß er große dunkle Wolken, die bedrohlich näher kamen. Knurz sprang auf und hastete weiter. Ein Sturm auf dem Tarsei Pass , das war das letzt, was er gebrauchen konnte. Tatsächlich sah er den Paß vor sich liegen, als das Unwetter losbrach. Plötzlich war er in ein Schneetreiben eingehüllt, das ihn fast umzuwerfen drohte. Wie einer weiße wand war der Schnee vor ihm, der Paß war nur undeutlich zu sehen. Knurz stemmte sich gegen den Wind, doch er merkte, daß seine Kräfte ihn schon allmählich verließen. Worauf hatte er sich da eingelassen! Doch da sah er einen dunklen Umriß an der Felswand und sammelte seine Kräfte für einen letzten spurt. Er hatte Glück: Mit einer Windböe purzelte er in eine Höhle, die ihn vor dem Schnee schützen konnte. Als er aufsaß, blickte er in das erstaunte Gesicht eines gelehrten Mannes. --- Dura beobachtete besorgt die dunklen Wolken, die sich über dem Mittelgebirge sammelten. Aufgrund eines Achsenbruches bei einem der zwanzig Wagen würde die Karawane, in der das 19jährige Mädchen mit dem hüftlangem braunem Haar als Köchin arbeitete, die Höhle am Tarsei-Paß nicht vor dem Ausbruch des Unwetters erreichen. Nun ,dachte Dura, dann müssen die Pläne eben geändert werden. Unauffällig nährte sie sich dem Wagen des Bürgermeisters von Torn – dem Wagen, in dem das Geschenk für die Prinzessin von Saacher lagerte. An und für sich wurde der Wagen von den Wächtern bewacht, doch nun befanden sich die meisten der 150 Soldaten entweder am kaputten Wagen oder sie sicherten den provisorischen Lagerplatz. Keiner von ihnen käme auf die Idee, so einem hübschen Mädchen wie Dura es war zu mißtrauen! Sie kicherte – die Arroganz der Männer verwunderte sie doch immer wieder. Sie hatte den Wagen beinahe erreicht, als sich ihr Simion – der Führer der Karawane – in den Weg stellte. „Verdammt, Dura!“ ,schrie er sie an, „Es ist mitten im Sommer und die Wolken da sehen aus, als wollten sie Schnee bringen! Und wir befinden uns an einem völlig ungeschütztem Ort in den Ausläufern des Mittelgebirges!“ Dura bemühte sich um einen sachlichen Tonfall: „Ja, es ist wirklich unnatürlich. Aber Ihr habt mich als Köchin angestellt, Simion, nicht als Wetterhexe! Ich kann Euch das Wetter leider nicht vorhersagen!“ Simion machte einen zerknirschten Eindruck. „Nein, natürlich nicht! Entschuldigt bitte, es ist einfach dieses Wetter – aber Ihr habt recht, es ist nicht Eure Schuld.“ Damit wandte er sich ab. Dura sah ihm grinsend nach. Ihr könnt ja nichts für das Wetter. Wenn der wüßte! Dura war vor dem Aufbruch noch schnell bei Caserus vorbeigegangen – einem talentierten, aber kaum bekannten Wettermagier – und hatte ihm die endgültige Route und die Rastplätze der Karawane mitgeteilt. Es war auch Caserus zu verdanken, daß Dura die Anstellung als Köchin erhalten hatte. Und für all das verlangte er nicht mehr als 35% der Beute! Wenn die Gerüchte stimmten und die Prinzessin wirklich ein Amulett aus Gold erhalten sollte, würden 65% des Wertes noch immer mehr Reichtum ausmachen, als Dura je zuvor auf einen ihrer Züge erbeutet hatte – möglicherweise würde sich ihre Mutter sogar ein neues Haus außerhalb des Elendsviertel von Torn leisten können. Dura hatte vorgehabt, das Amulett in der Höhle zu entwenden, doch aufgrund des Achsenbruches würde sie jetzt schon zuschlagen müssen – immerhin befanden sie sich im Gebiet des Unwetters und wenn es erst richtig losging, würde kaum einer darauf achten, daß eine einfache Köchin verschwunden war. Dura wollte gerade die Tür des Wagens öffnen, als sie von einer höhnischen Stimme angesprochen wurde: „Und was gedenkst du, in diesem Wagen zu suchen, hä?“ Langsam drehte sich Dura um und es gelang ihr sogar Tyron anzulächeln, während ihr Geist auf Hochtouren arbeitete. Verdammt! Ich hätte ihn am ersten Abend nicht so kalt abblitzen lassen sollen. Damit hab ich mir einen unversöhnlichen Feind gemacht. „Ich habe fast den Eindruck, du wolltest etwas aus dem Wagen stehlen. Vielleicht sollten wir diese Angelegenheit vergessen und du könntest mich ...“ Tyron nährte sich ihr mit einem Lächeln, das seine Lust nicht verbergen konnte. Dura sah ihn ausdruckslos an: „Ich denke, daß ist eine schlechte Idee, Tyron!“ „Ach ja?“ ,fragte er, „ich denke nicht. Es sei denn du möchtest, daß ich Simion ...“ Die Worte blieben Tyron im Halse stecken, als sich das kleine hübsche Mädchen vor seinen Augen in ein 2Meter-Wesen mit roter Haut und schulterlangem zum Zopf geflochtenem schwarzem Haar wandelte. Augen, schwarz mit orangen Pupillen, richteten sich auf ihn. Tyron wollte schreien, doch das Wesen war zu schnell! Mit der Geschwindigkeit eines Gedanken hatte Dura den Abstand zwischen ihnen überwunden. Ein Schlag mit der flachen Hand des Formwandlers genügte und Tyron brach mit zertrümmertem Kehlkopf zusammen. Doch nun machten auch andere Dura aus! „Dämon!!!“ Der Schrei erschütterte das gesamte Lager. Zivilisten suchen Deckung und die Wächter zogen ihre Waffen. Aber der Formwandler war ließ ihnen keine Zeit: „MORIDMAEL!“ Mit diesem Kampfruf aller Dämonen griff Dura an. Wenige Augenblicke später lagen die Leichen von 200 Menschen verstreut neben umgestürzten Wagen. Zwar stöhnten und zuckten einige noch, doch Dura beachtete sie nicht – selbst ohne Unwetter würden sie den Anbruch der Nacht nicht erleben. Mutter würde dies nicht gefallen. Duras Mutter war ein Mensch und hatte Duras Vater nur einmal gesehen – bei der Zeugung vor über 19 Jahren. Sie hatte nichts dagegen, daß Dura sich als Dieb und Einbrecher betätigte, doch sie mochte es nicht, wenn der Formwandler tötete – auch wenn Dura glaubte, daß es weniger der Tod war, der seine Mutter schockierte, als die Gefahr, das andere erkannten, daß ihr Kind ein Dämon war. Wie ihm auch sein mochte, der Formwandler bemühte sich, seiner Mutter zu gehorchen – aber manchmal ging es eben nicht anders! Da hatten die Opfer dann eben Pech. Inzwischen hatten sich die Wolken verdichtet und es begann zu regnen. Dura machte den ehemaligen Wagen des Bürgermeisters aus und suchte in den Trümmern nach dem Geschenk für die Prinzessin – es war tatsächlich ein goldenes Amulett! Während der Formwandler darüber nachdachte, wie er das Amulett am Besten verkaufen konnte, ohne das die Spur zurückverfolgt werden konnte, marschierte er in Richtung Tarsei-Paß, da Dura wußte, daß Caserus häufig ein wenig übertrieb und es sehr wahrscheinlich war, daß der Wettermagier es mitten im Sommer zu einem Schneesturm kommen ließ! Dura irrte sich nicht: Als der Formwandler nur noch wenige Meter von der angestrebten Höhle entfernt war, heulte der Wind bereits mit Schreckensstimmen über den Paß – wobei der Schnee so dicht war, das Dura sich ohne seinen dämonischen Orientierungssinn mit Sicherheit verlaufen hätte. Kurz vor der Höhle änderte er seine Gestalt (wobei die Kleidung sich ohne Probleme anpaßte) wieder zum Menschen – diesmal zu einem Jungen (etwas größer als die weibliche Variante, mit kurzgeschnittenen blonden Haaren und grünen Augen). Mühsam legte Dura die letzten Schritte zurück und stolperte dann mit in dieser kurzen Zeit völlig durchnäßter Kleidung in die Höhle. Kapitel 2 Altruin sitzt zusammengekauert am Feuer und hofft, dass seine Hände endlich auftauen, da kommt plötzlich mit einer Windbö Knurz von draussen hereingepurzelt und grunzt: „Kaaalt!......Und das soll ein Feuer sein?“ Der Alte schreckt hoch und dreht sich zu dem Neuankömmling um: „Nanu, was kommt denn da?“ – „Typisch Mensch ! Ich bin ein Kobold ! Und jetzt lassen sie mich mal ran !“ drängt Altruin zur Seite und kniet sich über den Holzstapel. Daraufhin runzelt Altruin die Stirn: „Bei meinem Furunkel, für mich siehst Du eher aus wie ein sprechendes Schneemännchen – obwohl deine schlechten Manieren dich entlarvt haben. Aber wenn du das Feuer ordentlich zum brennen bringst, würden dir meine alten Knochen dankbar sein.“ Knurz beugt sich grummelnd über das Feuer. Es raucht und stinkt penetrant, woraufhin Altruin es sich nicht nehmen läßt entrüstet zu husten und anzumerken: „Soweit war ich auch schon...“, dann entwickelt sich ein großes Feuer. „Na, bitte. Geht doch!“ Nachdem sich nun die Lichtverhältnisse verbessert haben, mustern sich die beiden interessiert und Altruin fängt an, seinen Beutel daraufhin zu untersuchen, was eventuell bei der Flucht vor dem Sturm beschädigt wurde. Nach kurzer Zeit erhellt sich sein Gesicht und erzieht mit überraschter Miene eine Packung Sturmstreichhölzer hervor: „Nanu – was man nicht so alles mit sich rumschleppt?“ und steckt sie wieder weg, um dann näher ans wärmende Feuer zu rutschen. Knurz schaut ihn vorwurfsvoll an und schweigt. Nach einer Weile steht er auf, um in der Höhle nach neuem Holz zu suchen und verschwindet in ihrem hinteren Teil. Dura betritt stolpernd die Höhle. „Ah. Es ist bereits einer hier!“ Seine Stimme bibbert. „Sie erlauben doch, dass ich mich zu ihnen ans Feuer setze?“ Altruin murmelt in seinen Bart: Ist hier in letzter Zeit ein ganzer Zoo entlaufen? Nirgendwo hat man seine Ruhe. – laut sagt er: „Ich kann Euch wohl kaum daran hindern, daß ihr einem armen, alten Mann etwas Wärme stehlt.“ Dura zieht seine nasse Jacke aus: „Was heißt hier Wärme stehlen? Das Feuer, das sie da in Gang gesetzt haben, ist doch groß genug für uns beide, mein Kompliment. Übrigens ich heiße Dura.“ – „So? Naja, ich als Gelehrter auf allen möglichen Gebieten werde wohl noch ein Feuer in Gang bringen können. Mein Name ist übrigens Altruin, Altruin Relik –„ und schaut Dura erwartungsvoll an, als müsse der Name ihm etwas sagen. In dem Moment kommt ein schwarzes, wutentbranntes Etwas aus dem Dunkel der Höhle ans Feuer gestürzt. „SOSO, gelehrt? Jaaaa, ein wenig Rauch produzieren, das kann ich sogar im Schlaf!“ Und wütend schwenkt Knurz einen Schenkelknochen. „Gestatten – Knurz, Kobold, und Meister in der Feuerkunst!“ „Nunja, wahres Wissen kann auch darin bestehen, die Aufgaben richtig zu delegieren.“ hört man es aus einem Bart schnauben. Dura nähert sich dem Kobold und sagt leise: „Lassen sie ihm seinen Glauben, Meister Knurz, er ist alt.“ Knurz blickt betreten auf den Boden. „Also mehr als das hier habe ich auf die Schnelle nicht gefunden! Da liegt noch mehr so Zeug rum, aber ich bezweifle dass es gut brennt...“ Altruin schaut plötzlich interessiert herüber: „Wo habt ihr das genau her – zeigt mal“, und grabscht dem Kobold den Knochen weg – wiegt ihn in der Hand, führt ihn nach vor die Augen und riecht daran. „Elfenknochen – hier? Im Tarsai-Paß? Diese empfindlichen Spitzohren machen doch lieber einen weiten Bogen um dieses Klima – ungewöhnlich.“ Die Brauen ziehen sich über den Augen zusammen und eine Stirnfalte bildet sich, wobei er leise vor sich hin grummelt und leise mit sich selbst spricht. „Hm. Ich denke, dass sollten wir uns gemeinsam ansehen. Könnt ihr eine Fackel machen, Meister Knurz?“ „Natürlich“, knurrt Knurz, „greift ins Feuer und zieht einen an der spitze brennenden Scheit heraus. Folgt mir!“ Langsam und vorsichtig dringen die drei tiefer in die Höhle ein. „Ich hoffe, dass es hier keine größeren Spinnen gibt -?- Ich habe da so ein Knistern vernommen...“ flüstert Altruin. Kurz darauf taucht im Lichtschein der Fackel ein zermodertes Skelett auf, neben dem eine prall gefüllte Ledertasche liegt. Dura reagiert sofort. Bevor einer der anderen beiden reagieren konnte, hatte er sich die Ledertasche geschnappt und durchsuchte sie. Dabei verschwanden kleine Goldketten und die wenigen Münzen unbemerkt in seinem Ärmel. Neben wertlosem Zeug wie ein Sack mit verfaulter Nahrung fand Dura auch eine alte Schriftrolle. „Oh, das könnte Euch möglicherweise interessieren, Meister Altruin!“ Er hielt dem Gelehrten die Schriftrolle entgegen. „Seid vorsichtig damit, junger Freund, wir wissen nicht wie alt die Sachen sind, nicht dass sie unter unseren Fingern zu Staub zerfällt.“ Sagt Altruin und greift vorsichtig nach dem Futteral, aus dem er ein Pergament herausholt, von dem einige Stücke abbröckeln. Sehr umsichtig und langsam entfaltet er den Bogen und hält ihn in den Fackelschein. „Nun, das scheint mir elfische Schrift zu sein und soetwas wie eine Karte, allerdings in einer sehr altmodischen Form. Die Schrift ist leicht verblichen, ich werde sehen was ich noch entziffern kann: Langsam uns stockend beginnt Altruin vorzulesen. Dura schaut währenddessen gelangweilt in der Gegend umher, macht einen Schritt näher an die beiden heran, wirkt aber plötzlich geistig abwesend. Der Kobold, die ganze Zeit eher desinteressiert, wird plötzlich bei der Erwähnung der Schätze hellhörig und kommt mit der Fackel und seiner langen Nase noch näher heran. Altruin hört plötzlich auf zu lesen und entrüstet sich: „He! Langsam wird das eng hier. Paß doch mit dem Feuer auf, sonst steckst du uns noch alle in Brand – hat dir deine Mutter nicht erzählt, dass du deine Nase nicht in anderer Leute Pergament stecken sollst ?, ....“ – „Ich wollte doch bloß auch mal sehen, was auf dem Zettel ist, schließlich habe ich das Skelett als Erster entdeckt!“ - „Nun, ich denke, da niemand von Euch elfisch lesen kann, werdet ihr nichts dagegen haben, dass ich das Dokument an mich nehme.“ Und steckt das Pergament vorsichtig wieder in das Futteral zurück, das er in seiner Tasche verstaut. „ Nun da ich mit Euch mein Feuer geteilt habe, sollten wir auch etwas essen, kommt mit zurück ins Warme.“ Dort angekommen teilt er bereitwillig an jeden ein Päckchen mit dick belegten Butterbroten aus. Ja Henrietta meinte es manchmal wirklich etwas zu gut mit ihm, und ohne das ganze Gewicht des Proviants würde er viel schneller vorankommen. Nach der Mahlzeit begann er sich ausgiebig an den Einstichstellen zu jucken und leise über das Wetter im speziellen und die Ungerechtigkeit der Welt im allgemeinen zu zetern. Dura stand auf und zog seine Jacke an, die noch immer ein wenig feucht war. "Das Wetter wird allmählich wieder besser." ,sagte er zu den beiden, "Ich denke, ich werde mich schon mal auf den Weg machen. Ich wünsche Euch noch eine schöne und angenehme Reise und vielleicht sehen wir uns ja eines Tages wieder - dann aber hoffentlich unter besseren Umständen." Mit diesen Worten wandte er sich um, zog sich seine feuchte Jacke über, verließ die Höhle und stapfte mühsam durch den Schnee. Altruin rief ihm noch hinterher: „Heee, wollt ihr nicht noch ein paar Nahrungsrationen mitnehmen?“, aber Dura reagierte nicht mehr. „Es sieht draußen jetzt wirklich heller aus“, bemerkte Knurz. - „Ja, wirklich seltsam. Ich würde ja darauf tippen, das wieder einer dieser Magierheinis mit dem Wetter herumgespielt hat, ohne zu wissen, was er damit auslöst. Diese eingebildeten Burschen fühlen sich sogar über die Natur erhaben...“ und Altruin runzelt mißmutig die Stirn. Vielleicht hatte es auch etwas mit der Sache zu tun, die Tondrian ihm mitteilen wollte? Nun, er sollte sich wirklich langsam mal in Bewegung setzen, um ein paar Antworten zu erhalten. Also packte er seine Sachen, verabschiedete sich beim Kobold, allerdings nicht ohne ihm noch eine wohlgemeinte Ration mit auf den Weg zu geben, und verließ ebenfalls die Höhle. Nachdem der Gelehrte und der Junge gegangen waren, saß Knurz noch einen Weile am Feuer. Dieser verdammte Schneesturm. Jetzt war er natürlich viel zu spät. Seine Tante Rauchasinè würde ihn in der Luft zerreißen wenn er jetzt noch ankäme. Aber auf der anderen Seite, was blieb ihm anderes übrig ? Seufzend stand er auf, löschte das Feuer und trat aus der Höhle.
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