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Autor: Kind des Schicksals Veröffentlicht: 08.08.2003, 17:05:53 Letzte Änderung: 09.08.2003, 10:50:26 Schreibrecht: Nur Administratoren [ Artikel bearbeiten ] Abstract: Eine Erzählung über Eldrene ay Ellan ay Carlan, letzte Königin von Manetheren… Und wieder einmal mein Dank an die Korrekturleser, ihr wisst wer gemeint ist :) Prolog: Viele Legenden und Mythen ranken sich um das Land Manetheren und seinen Untergang. Von seinen Verbündeten im Stich gelassen fiel König Aemon in der Schlacht. Die Legende besagt, dass Königin Eldrene zu einem verheerenden Gegenschlag ausholte, indem sie mit Baalsfeuer die Horden von Trollocs und Myrddraal verbrannte, die ihr Land angriffen. Aber nicht nur der Schatten war betroffen; Auch die gesamte Stadt Manetheren verbrannte. Aemon war tot, das Land verheert und das Volk von Manetheren in alle Ecken der Welt verstreut worden. Das Schwert, das nicht zerbrechen wollte war zerschlagen. Und auch Eldrene ay Ellan ay Carlan, Aemons Ehefrau und Königin von Manetheren war gestorben. Doch starb sie nicht in Manetheren, so wie die Geschichten es uns lehrten… Tiefe Trauer und Wut überkam Eldrene, als sie durch den Bund spürte, dass Aemon starb. Doch es war keine Zeit zum Trauern, sie musste jetzt schnell handeln, bevor die Schattenarmee sich weit bewegen konnte. Ein letztes Mal überprüfte sie das Gewebe, das sie vorbereitet hatte. Alles schien in Ordnung zu sein. Eldrene wusste dass das Gewebe nicht nur die Armee des Schattens vernichten würde, sondern bei seinem Zerfall, wenn die ersten Stränge aus dem Gewebe schlagen würden, auch Manetheren selbst. Doch es musste geschehen. Zu viele waren schon in den Trolloc-Kriegen gestorben. Die letzten Tage hatte Eldrene damit verbracht, die Reste Volkes in Sicherheit zu bringen. All jene, die nicht mit ihrem Mann in die Schlacht gezogen waren; Frauen, Kinder, Alte. Aber auch verwundete Soldaten. Denen gefiel es natürlich gar nicht, nicht an der Schlacht teilnehmen zu können, wo doch Aemon jeden Mann hätte brauchen können. Alles in allem waren es über 15 000 Menschen gewesen, darunter auch 2 von Eldrenes Schwestern. Eine Braune namens Aleis, und eine Blaue namens Lemai. Als sie erkannten, wie Eldrene die Menschen evakuieren wollte, wären ihnen fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Aleis zückte sofort ihr für eine Braune schon typisches Notizbuch und fing an, sich Aufzeichnungen zu machen. Lemai starrte nur ungläubig das Tor an, das dicht über dem Boden zu schweben schien, und durch das man auf einen weite Grasebene schauen konnte. Das schnelle Reisen war eine Entdeckung gewesen, die Eldrene für sich behielt, besonders da sie glaubte, dass schwarze Schwestern unerkannt unter den Aes Sedai wandelten. Das Wissen um das schnelle Reisen durfte ihnen nicht in die Hände fallen. Nachdem alle in Sicherheit waren, war nur noch sie im Palast geblieben. Sie wusste, dass Aemons Kampf vergebens war, doch so hatte er ihrem Volk Zeit erkauft, damit es fliehen konnte. Eldrene konnte sich nicht damit abfinden, dass ihr geliebter Mann sterben würde, und so begann sie ein unglaubliches Gewebe zu erschaffen. Es war so gewaltig, dass sie ein Sa’angreal zur Hilfe nahm. Das Gewebe würde ihren Mann rächen und dem Schatten eine Lektion erteilen, so einfach ergab sich Manetheren nicht! Eldrene wob ein Wegetor, wie sie es in den letzten Tagen öfters getan hatte. Ein Spalt aus reinstem Licht erschien, drehte sich zur Seite und verbreiterte sich zum Tor. Die Ebene, die Eldrene sah, war nun nicht mehr leer. Menschen bevölkerten das ganze sichtbare Gebiet. Zelte standen kreuz und quer, Lagerfeuer rauchten, Hühner rannten umher und die Ziegen meckerten. Eldrene schritt durch das Tor und löste im gleichen Moment ihr Gewebe aus. Nordöstlich von Manetheren brannte die Trolloc-Armee…und Manetheren war nicht mehr. Die Sonne schien in Eldrenes Ankleideraum. Kritisch betrachtete sie sich im Spiegel. Das weiße Kleid war ein Traum, so schön war es. Mari, ihre Zofe hatte es selbst genäht, eine begnadete Frau, was die Nadel anging, und auch eine treue Freundin. Inzwischen war sie schon 23 Jahre in diesem Land, in ihrem Land. Und doch konnte sie sich noch immer nicht ganz von Manetheren trennen. Sie schwelgte in Erinnerungen, und Wehmut überkam sie, als sie an Aemon dachte. Er war ihre große Liebe gewesen. Eldrene wusste, dass Aemon nichts gegen ihre Verbindung zu Ander gehabt hätte, er hatte immer gewollt, dass sie glücklich war. Aemon, … möge das Licht ihm scheinen. Eine Träne kullerte Eldrenes Wange hinunter. Sie rückte die Krone auf ihrem Kopf zurecht. Dunkle Augen betrachteten sie aus dem Spiegel. Sie waren typisch für das Volk von Manetheren. Doch Eldrenes goldene Haare waren etwas ganz Untypisches. In Verbindung mit den dunklen Augen gaben sie Eldrene ein exotisches Aussehen, weswegen sie oft von anderen Frauen beneidet wurde, doch das kümmerte sie nicht. Sie atmete noch einmal tief durch und schritt dann in Maris Begleitung zur großen Halle, wo sie heute Ander heiraten würde. Als sie in dieses Land kamen war Ander noch ein junger Offizier gewesen, einer der verletzten Soldaten, die sich am lautesten beschwerten, nicht an der Schlacht teilnehmen zu dürfen. Er hatte Eldrene seitdem immer zur Seite gestanden, Trost gespendet, besonders nach Aemons Tod. Er wurde ihr Berater und ihr Freund, doch irgendwann in den letzten Jahren war mehr aus dieser Freundschaft geworden. Eldrene stand an einem der hohen Fenster in der großen Halle. Der Frühling war früh dran dieses Jahr. Der kräftige Sonnenschein schien allem Leben neue Kraft nach dem Winter zu verleihen. Vögel sangen, und Blumen blühten; und doch konnte Eldrene sich nicht wirklich an diesem Tag erfreuen. Zu viele Dinge gingen ihr im Kopf umher. Nachdem der letzte Schnee getaut war erreichten zunehmend beunruhigende Gerüchte aus dem Norden das Königspaar. Wilde Geschichten über Aes Sedai die gegeneinander kämpften, und im Kampf die eine Macht als Waffe benutzen. Riesige Heere, die angeblich auf Monstern mit drei Augen ritten, und noch mehr absurdes Gerede. Natürlich wusste Eldrene, dass Gerüchte meistens maßlos übertrieben waren, doch hatten sie meistens einen wahren Kern. Den Kern dieser Geschichten hatte Eldrene bereits gefunden. Vor einigen Jahren, als sie eine der neu gegründeten Siedlungen im Norden besucht hatte, war sie mit ihrer Leibgarde auf ein riesiges, echsenähnliches Wesen mit drei Augen gestoßen. Damals war das Tier schwer verwundet gewesen, so dass ihre Garde leichtes Spiel mit ihm hatte als es angriff. Die Vorstellung das jemand diese Tiere im Kampf einsetzte ließ Eldrene schaudern, aber die Richtigkeit der Gerüchte musste erst noch bewiesen werden. Aufmerksam hörte Ander dem Späher zu. Er war der erste von vielen die ausgesandt worden waren, um haarsträubende Gerüchte zu bestätigen. Das war vor fünf Wochen gewesen. Zu der Zeit war Ander noch der Meinung gewesen, das es reine Zeitverschwendung sei, ausgebildete Späher Gerüchten nachjagen zu lassen. Wie dem auch sei, er hätte es nicht verhindern können, Eldrene war Oberbefehlshaberin der Armee, und in diesem Fall auch nicht von ihrem Entschluss abzubringen. Ander hatte das Gefühl gehabt, als ob seine Frau mehr über diese Sache gewusst hatte, als sie ihm sagte, doch nun, nachdem er den Bericht gehört hatte, war er dankbar für die Vorgehensweise seiner Frau. Es schien als ob wirklich mehrere Armeen gegeneinander gekämpft hätten. Aber als ob das nicht gereicht hätte bestätigte sich auch alles andere. Aes Sedai waren bei den Armeen, und anscheinend benutzten sie wirklich dreiäugige Echsen als Reittiere – unglaublich. „Euer Majestät“, der Späher wirkte verlegen, da er Ander aus seinen Gedanken reißen musste, „ es gibt noch eine Nachricht über diese Armee.“ Der Späher stockte. Ander forderte ihn auf weiter zu sprechen. „Mein König… ich fürchte diese Armee bewegt sich langsam in unsere Richtung. Und wenn ich das sagen darf… mindestens eine Armee haben sie schon vernichtend geschlagen im Norden.“ Ander schwieg einen Moment, dann fragte er: „Wie lange noch?“ Der Späher wusste was Ander meinte: „Sechs Wochen, höchsten sieben.“ Eldrene brütete in ihrem Zelt über einem Haufen Landkarten. Der erste Angriff war verheerend gewesen. Die Angreifer hatten in kürzester Zeit die äußeren Provinzen überrannt. Sie hatten viele Machtlenker in ihren Reihen, aber das war nicht das eigentliche Problem, Eldrene hatte selbst genug Frauen in ihren Reihen welche die Macht lenken konnten. Nein das eigentliche Problem war ihre schiere Anzahl. Unmengen an Infanterie und Kavallerie, sofern man die Reittiere des Feindes Kavallerie nennen konnte. Und was noch viel unglaublicher erschien: sie flogen auf riesigen Ungetümen durch die Luft, so dass sie Eldrenes Truppen auch von oben angreifen konnten. Einfach unglaublich. Ihre Späher hatten nie davon berichtet. Dass sie die Armbrustschützen nun zur Luftabwehr einsetzen musste, bereitete Eldrene Magenschmerzen, am Boden waren sie deswegen umso mehr angreifbar. Ein Soldat betrat Eldrenes Zelt: „Meine Königin. Die Späher sind zurück. Ich fürchte ich habe keine guten Nachrichten für euch.“ Als Eldrene den Bericht vernahm verdunkelte sich ihre Miene zusehends. „Wie weit ist Kommandant Toral noch entfernt?“ „Er wird in ungefähr drei Tagen hier sein.“ Eldrene schlug sich mit der Faust in die Hand. Drei Tage! So lange konnte sie die Front nicht halten. „Schickt Boten zu Toral! Wir werden uns mit ihm in den Ordan-Hügeln treffen!“ In den letzten Wochen musste Eldrenes Armee immer weiter zurückweichen. Die Gegenoffensive die sie zusammen mit Toral in den Ordan-Hügeln gestartet hatte, hatte zwar erfolg gehabt, doch konnte sie den Feind nicht lange aufhalten. Die Front verlief inzwischen unweit vor der Hauptstadt. Eldrene warf den Aggressoren alles entgegen, was sie noch aufzubieten hatte. Sie würde nicht noch ein Land untergehen sehen. Insgeheim hatte sie schon einen Plan, um dies zu verhindern, doch es war nur als allerletzter Ausweg gedacht. Unbewusst berührte sie den Sa’Angreal, den sie seit einigen Tagen immer bei sich trug. „Eldrene. Wir können nicht mehr standhalten. Es sind zu viele.“ Das war ihr Oberkommandant. Eldrene wusste das er Recht hatte. Allein schon die Tatsache, dass er sie mit ihrem Vornamen anredete, sagte ihr dass er Recht hatte, und die Dringlichkeit eines Rückzuges unterstreichen wollte, doch Eldrene blieb stur. „Ich habe dieses Land nicht umsonst aufgebaut. Und ich werde es nicht auch verlieren, wie ich schon mal einen Ehemann und ein Land verloren habe. Diesmal nicht!“ Druan verstand seine Königin nicht mehr. Sie musste doch auch sehen dass sie die Stellung nicht mehr halten konnten. Er respektierte Eldrene, aber er hatte nicht vor seine Männer einen sinnlosen Tot sterben zu lassen, um eine leere Stadt zu verteidigen. Die Bevölkerung hatte sich schon vor Tagen ins Hinterland zurückgezogen. Nur der König und seine Leibgarde waren noch da. Und genau mit ihm wollte Druan sprechen. König Ander war der einzige, der Eldrene davon abhalten konnte die Stadt unnötig zu verteidigen. Sie mussten sich einfach zurückziehen, um sich neu zu formieren. Druan schwang sich auf seinen schwarzen Hengst, und gab dem Knappen noch Anweisungen, wer über seine Abwesenheit zu informieren war. Mit etwas Glück würde Eldrene ihn erst vermissen, wenn er bereits bei Ander war. Eldrene stand in der Großen Halle des Palastes vor ihrem Ehemann. Sie konnte immer noch nicht glauben was Druan getan hatte, und doch war sie ihm nicht böse. Die Nachricht, dass Ander sie sehen wollte, hatte sie heute früh erreicht. Gleich sieben Boten waren gekommen, die ihr die Botschaft überbrachten. „Meine Königin“, sagte er, „Der Feind kommt. Ihr habt euer Bestes getan, aber sie sind schneller und stärker als unsere Armee es ist. Und sie kommen in unglaublichen Massen. Ich weiß nicht wie lange wir dem standhalten können.“ Ander spürte Eldrenes Verdrossenheit, aber gleichzeitig auch Entschlossenheit, das Land und ihn bis aufs Letzte zu verteidigen. Die dunklen Augen ihres Mannes blickten sie starr an. Es brauchte immer eine Menge, bis er sich in ihre Angelegenheiten einmischte. “Deine Berichte“, fuhr er fort, „wie viel vom gesamten Ausmaß hast du mir verschwiegen?“ Eldrene versuchte Ruhe zu bewahren. Ihre Finger schlossen sich um den Sa’angreal den sie in der Tasche hatte, als wenn er ein Rettungsanker wäre. Druan. Es war seine Schuld, dass sie sich hier vor ihrem Mann erklären musste, anstatt draußen vor der Stadt zu kämpfen. „Ander“, setzte Eldrene an, “du kennst mich. Also weißt du, das, ich das Schwert nicht ein zweites Mal zerbrechen lassen werde.“ Durch die hohen Fenster in der Halle schien das Licht auf Eldrenes goldenes Haar und ließ es schimmern. Ihre dunklen Augen funkelten Ander auf seinem Thron an. Er wusste, dass es sinnlos war, ihr zu befehlen, sich mit ihren Truppen zurückzuziehen und zu flüchten. Er war zwar der König, doch Eldrene hatte als Königin die Befehlsgewalt über das Militär. „Carai an Ellisande!“ sagte er leise. Ander spürte unendliche Liebe durch den Bund auf ihn einströmen. Langsam kam sie auf ihn zu und nahm seinen Kopf in ihre Hände. Er spürte nichts, bis auf eine plötzliche Leere, wo vorher das kleine Knäuel in seinem Kopf war, der seine Frau darstellte. Eldrene drehte sich um und verließ den Saal. Ander hatte die Gewissheit, seine Frau soeben zum letzten Mal zu Gesicht bekommen zu haben. Das Schlachtfeld war riesig. Die feindliche Armee war bis zum letzten Mann verbrannt. Das Schwert war nicht zerbrochen worden, nur Anders Herz. Er wusste, dass Eldrene es für ihn und ihr Volk getan hatte. Er würde sie schrecklich vermissen. Doch das Land, Eldrenes Land und ihr Volk würden weiter existieren, und mit ihm auch Eldrene in ihren Gedanken und in ihren Herzen. Carai an Ellisande!
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