|
Wir schreiben den 17. Nesan Einleitung Der Autor RJ's Blog Buchübersicht Buchdetails Handlung Kurzgeschichte Weitere Produkte Enzyklopädie Personen Heraldik Alte Sprache Prophezeiungen Namensgenerator
Verbleibend: 84 Umfragearchiv Niemand :`( Im Discord: sharoz Suandin |
Autor: Nebelleuchte Veröffentlicht: 11.08.2003, 16:22:19 Letzte Änderung: 11.08.2003, 16:23:42 Schreibrecht: Nur Administratoren [ Artikel bearbeiten ] Abstract: Der dritte und letzte Teil. Kapitel 4 Altruin ging langsam und sich zu den Seiten umsehend in die ehemalige Stadt hinein. So wie er es bis jetzt abschätzen konnte, mußte sie einmal sehr groß gewesen sein, denn er konnte immer noch kein Zentrum ausmachen. Plötzlich hörte er schnelle, kurze Schritte von hinten, drehte sich um und konnte nur noch den nach hinten sehenden Kobold vorsichtig mit den Armen abfangen, bevor er in ihn hineinlief. „AAHHHHHH“ stießen beide aus: „DU???“ Knurz sah sich wieder gehetzt über die Schulter um und keuchte dann: „Ich habe ein paar, eine Menge, also bestimmt ein Dutzend Dämonen vor der Stadt auftauchen sehen, auf jeden Fall waren sie ganz schön häßlich – und seltsamerweise verschwanden sie sofort wieder ins Nichts...“ – „Beruhige dich und erzähle langsam. Sie sind also wieder verschwunden? Ohne ein Anzeichen wohin und genauso sind sie aufgetaucht? Bist Du sicher, daß es Dämonen waren?“ Knurz schnaubte: „Natürlich bin ich mir sicher, ich glaube nicht daß es einen Kobold gibt, der einen Dämon nicht erkennen würde...“ – „Mhmmm. Es könnte sein, daß sie versuchten in die Stadt zu gelangen, sie aber irgendetwas abgehalten hat, oder dahin geschickt hat, wo sie hergekommen sind. Ein magisches Feld scheint diese Stadt zu umgeben. Sieh nur, mein Ring leuchtet- und so denke ich, daß wir in dieser Stadt vor Dämonen sicher sind.“ Knurz war noch nicht völlig von Altruins Logik überzeugt, dachte aber an Duras Rat, daß es besser ist, einem Gelehrten nicht zu widersprechen. „Nun, zumindest scheinen sie mir nicht gefolgt zu sein.“ – „Was meine Theorie bestätigen würde, aber noch nicht erklärt, was du hier eigentlich machst?“ Knurz errötete leicht, schlug die Augen nieder und druckste ein bißchen herum: „Ich...also...naja, meine Tante, da konnte ich mich doch nicht mehr blicken lassen, nachdem...und...ich dachte...also nachdem auf dieser Karte sowas von Schätzen draufstand... und ich nunja, also sowas wie enterbt bin...von meiner Tante...ich...ähhh..., du verstehst?“ Altruin blickte den Kobold verständnislos an, verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch (bei Tondrian wirkte das immer-) um anzudeuten, daß er auf weitere Erklärungen wartete. „Naja, ....nicht?...also jeder Kobold muß einen ordentlichen Schatz haben, wenn er etwas gelten will, und da ich noch sehr jung bin...habe ich es noch nicht so ganz geschafft...zeitlich, nicht daß es mir an Fähigkeiten mangeln würde...einen Schatz anzuhäufen...in den Sümpfen, wo ich wohne gibt es halt nicht so viel... und wir...ähh meine Familie...wollten unseren Anteil von Tante Rauchásine erben, die aber böse war und mich enterbt hat, da ich zu spät gekommen bin....wegen dem Unwetter...“ „Es geht dir also um Gold-?“ – „Naja, also einige Halsketten oder Edelsteine würde ich auch nehmen, oder Perlen, Ringe,...sowas wirkt immer anziehend auf Koboldfrauen...“ Knurzs Augen fingen an zu leuchten und er wollte seine Aufzählung fortsetzen, wurde aber von Altruin unterbrochen: „Ich glaube, ich muß dich enttäuschen. Wenn ich den Text richtig interpretiere geht es hier um Schätze in Form von Wissen und Magie, nur deshalb bin ich hier.“ Knurz ließ die Schultern hängen: „Dann bin ich also den ganzen, weiten Weg umsonst gekommen?“ Andererseits, vielleicht will der Gelehrte die Schätze nur für sich behalten und nicht teilen, er sieht ja ganz gut angezogen aus, wo er das Gold dafür wohl sonst herhat? Besser ich folge ihm noch weiter und warte, was passiert „...Aber wenn ich schon einmal hier bin, kann ich mir die Stadt ja auch mal angucken, komm´ ja nicht allzuoft aus meinen Sümpfen, fremde Kultur studieren,“ sieht auf die umgebenden Ruinen, „naja, ehemalige Architektur, ...kleiner Stadtrundgang...oder so...“ Altruin schüttelte den Kopf: „Ich muß dich aber warnen, in dem Pergament steht etwas von einer großen Gefahr, die hier lauert, aber leider nichts über ihre Beschaffenheit...“ „Na dann bleibe ich am besten bei dir...“ antwortete Knurz mit einem koboldischen Grinsen auf den Lippen. „Vielleicht läßt du mich auch mal in die Karte gucken, wer weiß, ob ich mehr erkennen kann.“ – „Das glaube ich kaum, aber wenn du darauf bestehst...“ So vor sich hin diskutierend machten sich die beiden weiter auf den Weg ins Stadtzentrum, auf dem sich laut Karte und nach der Reaktion des Rings etwas Besonderes befinden mußte. Schließlich gelangten sie an einen ehemaligen Platz, in dessen Mitte sich ein übermannshoher, aus sich heraus leuchtender Kristall befand. „Der Schatz !„ quietschte Knurz und beide eilten heran, um ihn aus der Nähe zu betrachten. „Der Ring wird langsam heiß!“ bemerkte Altruin, „Ich glaube, wir haben die Quelle der Kraft gefunden! Interessant, ich habe noch nie so ein großes, freies Kristallvorkommen gesehen...“ – „Vor allem nicht mit so einem Schatten in der Mitte. Es sieht aus, als wäre etwas darin eingelassen, man kann es aber nicht genau erkennen...ich finde das unheimlich, mir laufen schon Schauer über die Haut und sie fängt an zu jucken...“ Während Knurz noch den Kristall aus einigem Abstand beobachtete, näherte sich Altruin weiter und streckte die rechte Hand aus: „Höchst interessant... Aus welchem Material es wohl ist?“ – „HALT!!! Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist, sagtest du vorhin nicht etwas von einer Gefahr?“ doch Knurzs Einwand kam zu spät, die Hand des Gelehrten berührte die Oberfläche und setzte die unaufhaltsame Reaktion in Gang: Licht schoß von dem Kristall auf Altruins Hand und den daran befindlichen Ring zu, das Leuchten wurde immer stärker und Altruin stand paralysiert da. Große magische Energien flossen durch seinen gesamten Körper und kleine Entladungen zuckten durch die Luft. Der Kristall begann sich in Energie aufzulösen, die vom Ring aufgenommen wurde und Knurz wurde immer mehr geblendet. Das alles passierte in Sekundenschnelle. Für Altruin jedoch schien die Zeit stillzustehen und an seinem Auge zogen innere Bilder vorbei: Er sah sich selbst als Jugendlichen, zu der Zeit als er noch ein hochbegabter, junger Adept der magischen Künste war. Man hatte ihm damals eine großartige Zukunft vorausgesagt, sogar das Potential zu einem Erzmagier solle in ihm gesteckt haben. Er sah wie durch eine dritte Person, wie er im Dunkeln an der Akademie alleine Wache hielt. Plötzlich sah man eine dunkle Gestalt von hinten anschleichen. Er sah sich selbst erschrecken, sich blitzschnell umdrehen und einen Blitz auf die Gestalt schleudern. Die Energie schlug in den Körper ein und verbrannte die komplette Vorderseite. Durch die Wucht wurde die Person nach hinten geschleudert in Richtung Schutzgraben und die Kapuze flog nach hinten: Darunter kam das erstaunte Gesicht seines besten Freundes zum Vorschein, der nun wie in Zeitlupe nach hinten auf das Wasser zu kippte. Er spürte in sich selbst wieder die alte Panik hochsteigen und sich selbst davonlaufen. Die Szenerie wechselte und er sah das Zimmer des Heilers der Akademie, zwei Personen, der Heiler und der Großmeister unterhielten sich an einer Liege auf derer selbst bewußtlos lag.: „Ich glaube der Überfall hat ihn ganz schön mitgenommen, er spricht nicht, und wenn dann nur unzusammenhängende Fetzen. Seinem Freund konnten wir leider nicht helfen, er wurde voll von den Angreifern erwischt...“ sagte der Heiler. „Ich frage mich, was die Aggressoren wollten, denn sie sind nicht weiter in die Akademie eingedrungen...“ und nun sah er die selben Personen im Büro des Großmeisters: „Ich fürchte, das Altruins Amnesie dazu geführt hat, daß er sein magisches Potential verloren hat – Vielleicht war es aber auch die einsetzende Pubertät, es soll schon mal vorgekommen sein, der Körper befindet sich in Aufruhr, die Hormone... Ich würde ihm gerne helfen, aber seine Barrieren sind ungewöhnlich stark.“ – „Nun, dieser Überfall hat uns einiges gekostet, denn wir haben nun zwei unserer besten Schüler verloren. Ich werde Altruins Entlassungspapiere fertig machen müssen, für ihn als < Diese Worte hallten noch in Altruins Kopf wider, als er zusammen mit Knurz von der Druckwelle nach hinten geschleudert wurde. --- Dura war unterdessen den Spuren gefolgt, die mehr oder weniger beständig in das Zentrum der Stadt führten. Was wollen sie hier? Er fand keine Antwort auf diese Frage. Vor wenigen Momenten war er an einer Stelle vorbeigekommen, an der sich die beiden vermischt hatten. Dura war kein guter Spurenleser, aber er meinte erkannt zu haben, daß der Kobold im wahrsten Sinne des Wortes in den wartenden Gelehrten gelaufen war. [Wie gesagt Dura ist kein sehr guter Spurenleser, es muß sich also nicht genauso abgespielt haben!] Also sind sie nicht zusammen hier hin gekommen? Aber auch das machte keinen Sinn! Der Gelehrte, in Ordnung! Er hatte einen leicht schusseligen Eindruck gemacht – schon die Art, in der er das Feuer als sein Werk bezeichnete – und ich könnte ihm schon zutrauen, sich einfach aufgrund der Schriftrolle hierher zu begeben. Irgendwie kann er einem fast leid tun. Obwohl es mich verwundert, daß er überhaupt bis hierhin gekommen ist. Aber der Kobold?! Welche Gründe sollte ein Kobold haben, sich an diesen Ort zu begeben? Je länger Dura darüber nachdachte, desto mißtrauischer wurde er: Dieser Kobold hatte irgend etwas vor, und er hatte den armen Gelehrten dazu gebracht, ihn zu begleiten! Aber warum ist dann Altruin vorausgegangen? War es möglicherweise umgekehrt und der Gelehrte war in Wahrheit gar nicht so schusselig und hatte den Kobold mit einer List dazu gebracht, ihm zu folgen? Es war sinnlos: Dura fand einfach keine befriedigende Antwort. Nur eines war gewiß: Einer von ihnen hatte das Artefakt und da sie in das Zentrum der Stadt zu gehen schienen, hatten sie wahrscheinlich irgendwas vor – doch was genau das war, konnte Dura nicht erraten. Und so folgte er – von Fragen gepeinigt – den Fußspuren: Was hatten die beiden vor? Wer von ihnen hatte es (was immer es sein mochte) vor? Arbeiteten sie zusammen oder nicht? Und wie sollte sich Dura selbst in Bezug auf Khormash entscheiden? So in Gedanken versunken erreichte der Junge schließlich den Rand eines Platzes, in dessen Mitte eine kristallene Skulptur stand, die aus sich selbst heraus leuchtete – das Gefängnis von Khormash! Vor dieser Skulptur standen Altruin und Knurz. In dem Moment als Dura den Platz erreichte, faßte der Gelehrte mit der rechten Hand, an der ein Ring zu glitzern schien, nach der Skulptur. Er würde den gefangenen Dämon befreien! Warum sollte ein Mensch versuchen Khormash zu befreien?! Dann machten die Ereignisse jeden weiteren Gedanken sinnlos: Die magische Energie, die bei der Befreiung freigesetzt wurde, entlud sich in einer gewaltigen Druckwelle, die Dura zu Boden riß. Gleichzeitig spürte er, wie der „Bannkreis“ zusammenbrach. Als er wieder sehen konnte, war die Skulptur verschwunden! An ihrer Stelle stand nun ein schwarzhäutiger Dämon mit dem Gesicht eines Adlers. Sein Schnabel zuckte hin und her und an seinen Händen erschienen Fingernägel, so lang wie Duras Unterarm. Doch das Schlimmste an Khormash war seine Größe: Dura hatte schon viele Dämonen getroffen und einige waren größer als seine eigene Dämonengestalt – aber keiner war so groß gewesen: Khormash war mindestens zwei Meter siebzig groß. Vor ihm lagen – von der Druckwelle noch immer betäubt – Altruin und Knurz. Sie hatten keine Chance: Noch bevor Dura auch nur aufstehen konnte, stieß Khormash mit seinen langen Krallen nach den beiden. Im letzten Moment hob der Gelehrte in einer verzweifelten Geste die Hand – und der Angriff Khormashs wurde durch ein Schutzschild abgewehrt! Ein Magier! Dieser alte Mann mußte ein Magier sein! Aber warum hat er Khormash befreit? Dura wollte seine Antworten haben! Bevor Khormash sich von seiner Überraschung über seinen gescheiterten Angriff erholen konnte, hatte Dura seine Dämonengestalt angenommen und bewegte sich so schnell er konnte. Knurz und Altruin schrien entsetzt auf, als sie sich einem weiteren – scheinbar ziemlich wütendem – Dämon gegenüber sahen, der nur ein wenig kleiner war, als diese Adlergestalt, die urplötzlich aufgetaucht war. „Und Ihr meintet, Dämonen könnten diese Stadt nicht betreten! Ein schöner Gelehrter seid Ihr mir!“ ,zeterte der Kobold in Richtung Altruin. Bevor dieser antworten konnte, fuhr der rothäutige Dämon dazwischen: „Das konnten sie auch wirklich nicht, bis ihr zwei Khormash befreit habt! Was ...“ Doch auch dem Formwandler gelang es nicht, seinen Satz zu ende zu bringen. Khormash selbst unterbrach ihn mit höhnischem Lachen: „Wie süß von dir, Dura! Ein Halbmensch, der einem Menschen und einer halben Portion von Kobold hilft! Wäre es nicht fairer, wenn wir sie verwandtschaftlich teilen würden?“ Sein Lachen dröhnte über den Platz. „Halbe Portion, halbe Portion.“ ,murmelte Knurz entrüstet vor sich hin. „Dura, Dura“ ,sinnierte Altruin vor sich hin – sämtliche Dämonen vergessend, „wo habe ich diesen Namen nur schon mal gehört? Ach, es wird mir schon wieder einfallen.“ Dura konnte es nicht glauben! „Mensch, in der Höhle! Altruin, Knurz! Erinnert ihr euch denn nicht mehr an die Höhle am Tarsei-Paß?“ Erst als die beiden ihn sprachlos ansahen, wurde Dura bewußt, daß er ja seine Dämonengestalt angenommen hatte. Erschrocken schlug er die Hände vor den Mund – eine menschliche Geste, die bei dem Dämon ziemlich lächerlich aussah. Wiederum war es Khormash, der das Schweigen brach: „Weißt du Dura, irgendwie schäme ich mich ja dafür, einen solchen Nachfahren wie dich zu haben. Dein Gehirn scheint durch deine menschliche Hälfte mehr als unbrauchbar zu sein! Oder kannst du mir erklären, welchen Sinn ein Gefängnis hat, daß auch von innen geöffnet werden kann – selbst wenn es nur halb wäre? Ich sage es dir, Dummerchen: Es hätte gar keinen Sinn! Die Dämonen, die du geopfert hast, haben nur dazu genutzt, meine Kraft zu stärken. Niemand wird mich je wieder einsperren und besiegen wird mich schon rein gar niemand! Selbst die Magier von San hätten es nur mit einer Waffe gekonnt, aber der Stern wurde nie vollständig und jetzt ist er zerstört! Was also denkt ihr drei Zitternden könntet ihr gegen mich unternehmen? Ich sage es euch: Nichts!“ Knurz und Altruin fanden ihre Sprache mit einem lauten Schrei wieder, als eine Klaue um die Hauswand fuhr. „Lauft!“ ,schrie Dura sie an und warf sich Khormash entgegen. Doch obwohl sich der Formwandler mit seiner für ihn typischen Geschwindigkeit bewegte, war er zu langsam und sein Angriff ging ins Leere. Jetzt schlug Khormash zu: Krallen rissen Duras linken Arm und Rücken auf. Gleichzeitig startete die Adlergestalt auch einen geistigen Angriff. Die Stimme Khormashs explodierte in Duras Kopf: Wie kannst du es wagen, mich anzugreifen, Halbmensch?! Du bist nicht würdig den Namen Moridmaels zu kennen! LEIDE HALBMENSCH!!! Der geistige Schlag stieß Dura zu Boden. Sein Kopf drohte zu bersten, als unvorstellbare Schmerzen in sein Bewußtsein drangen. Dura zuckte hilflos und seine schwächer werdenden Schrei erschütterten die Stadt: Lange konnte er das nicht durchstehen ... Altruin und Knurz waren Duras Befehl zu laufen nur bedingt gefolgt: Bereits nach fünf Metern hielten sie wieder an und drehten sich um. So beobachteten sie, daß der rothäutige Dämon der schwarzen Adlergestalt nicht gewachsen war. Sie sahen sich unentschlossen an. „Er ist ein Dämon.“ ,sagte Knurz vorsichtig. Altruin nickte: Was will dieser Kobold? Es sind sogar zwei Dämonen, das sehe ich selbst! „Aber er hat uns vor dem anderen Dämon gerettet.“ ,fuhr Knurz fort. Altruin nickte lebhafter: Ah, er spricht von dem rothäutigen Dämonen – diesem Dura! Ich denke, er muß ein Formwandler sein. Das würde einiges erklären! „Es könnte aber auch eine List sein“ ,führte der Kobold seinen Gedanken weiter. Eine List? ,überlegte Altruin, Nein! Ich bin mir sicher, er ist wirklich ein Formwandler. „Aber wir wissen es nicht – und in der Höhle war der Junge wirklich nett!“ Knurz sah Altruin erwartungsvoll an. Was will er jetzt wieder? Am bestes ich frag ihn mal. „Was denn?“ Der Kobold konnte es nicht fassen! Hörte der Alte denn nie zu? „Wir müssen ihm helfen!“ „Wem?“ ,fragte Altruin erstaunt. „Dura! Dem Dämon! Wem sonst?“ Und bevor Altruin etwas erwidern konnte, schubste ihn Knurz in die Richtung des Kampfes. Der Gelehrte stolperte vorwärts auf Khormash zu, der seine Aufmerksamkeit ganz auf Dura gerichtete hatte, dessen entsetzlichen Schreie kaum noch zu hören waren. Altruin wußte nicht recht, was er zu tun hatte und so hob er – noch immer einige Meter vom Kampf entfernt – die Hand mit dem Ring und versuchte sich zu konzentrieren. Verdammt, wäre ich doch bloß in meiner warmen gemütlichen Wohnung geblieben! Erschrocken schrie Altruin auf, als ein armdicker Strahl aus rotem Feuer über den Platz zuckte. „Ha! Was ich alles kann!“ ,freute sich Altruin, „Ich wette das hat von den sogenannten Magiern noch nie einer geschafft!“ Doch seine Freude währte nicht lange: Der Feuerstrahl hatte Khormash zwar von Dura abgelenkt, aber getroffen hatte er die Adlergestalt nicht – und nun konzentrierte sie sich auf Altruin. „Schon wieder du? Dieser Ring da kommt mir doch bekannt vor. Aber sicher! Er gehörte doch dem Erzmagier! Nun denn, du bist genauso unwürdig den Ring zu tragen, wie der Halbmensch unwürdig ist sich Dämon zu nennen. Also gib mir den Ring und ich werde dich am Leben lassen – dich und diese halbe Portion, die so an dir zu hängen scheint.“ Knurz war von Altruin unbemerkt hinzugetreten, obwohl er vor Angst zitterte. „Gib ihm den Ring nicht, Altruin.“ ,flüsterte der Kobold dem Gelehrten zu. Doch dieser nahm ihn gar nicht wahr. Unwürdig! Diese verdammt eingebildeten magiebegabten Wesen! Ich bin nicht unwürdig! Erneut hob er den Ring an. Aber dieses Mal war Khormash vorbereitet: Altruin hatte den Ring noch nicht halb erhoben, da war die Adlergestalt bereits vorgeschnellt und hatte den Kobold gepackt. Lachend hielt Khormash den strampelnden Kobold vor seinen Schnabel. „Na los, Magier! Tu etwas! Aber wenn du nur einen Fehler machst, wird diese halbe Portion sterben!“ Knurz erstarrte, als er das hörte. Dummerweise begann ihn gerade in diesem Augenblick eine Schläfrigkeit zu überwältigen. Meine verdammte Allergie! Wenn das so weiter geht, werde ich noch meinen eigenen Tod verschlafen. Verzweifelt bemühte er sich wach zu bleiben und hoffte, daß Altruin nichts Dummes anstellen würde. „Knurz, Vorsicht!“ ,schrie eine helle Stimme. Khormash wirbelte so schnell herum, daß der Kobold beinahe vom spitzen Schnabel aufgerissen worden wäre. Die Stimme gehörte einer jungen Menschenfrau – fast noch ein Mädchen – mit braunem, hüftlangem Haar, die an der Stelle stand, an der der Formwandler gelegen hatte ... Als Khormash aufgrund des Feuerstrahles seinen Angriff abgebrochen hatte, hatte Dura sich an das erinnert, was ihm der Erkenner Sayun gesagt hatte: „Du wirst dich entscheiden müssen, Dura! Dämon oder menschliche Magierin!“ Jetzt endlich hatte Dura verstanden: In seiner Dämonengestalt oder als Junge konnte Khormash Dura jederzeit geistig angreifen (wie er ja auch des öfteren bewiesen hatte), doch in seiner weiblichen Menschengestalt würden seine Vorfahren, die ja bis zu Tochter des Erzmagiers zurück gingen, ihm ihren geistigen Schutz anbieten. Und als Dura jetzt beobachten mußte, wie die Adlergestalt den Kobold bedrohte, da erwachten in ihr die magischen Kräfte ihrer Vorfahren. Dura rief Knurz eine Warnung zu und attackierte dann mit einer magischen Kugel, die den Dämonen drei Schritte nach hinten schleuderte. Diese ruckartige Bewegung vertrieb für einen Moment die Schläfrigkeit aus Knurz und er nutzte die Bewegung dazu, Khormash ins linke Auge zu treten. Mehr vor Wut denn vor Schmerz aufbrüllend ließ die Adlergestalt den schon wieder schläfrigen Knurz fallen – direkt in die Arme von Altruin. Schläfrig sah Knurz ihm ins Gesicht und murmelte etwas vor sich hin. Nur mit viel Mühe verstand Altruin schließlich ein Wort: „Dämonenallergie“ Dann schlief der Kobold endgültig ein. „Nun kommt schon! Wir müssen uns verstecken, Khormash wird nicht lange aufgehalten sein!“ Die Frau, die gerade noch ein Dämon gewesen war, zerrte den verblüfften Altruin hinter sich her, bis dieser endlich selbständig rannte. Hinter ihnen wütete Khormash: „Ihr könnt mir nicht entkommen! Und ihr könnt mich auch nicht besiegen! Ich werde euch Schmerzen bereiten, über die man noch in tausend Jahren sprechen wird! IHR HABT KEINE CHANCE!!!“ Weder das Mädchen noch der Gelehrte achteten auf das Gebrüll. Schließlich ließen sie sich erschöpft in einer Seitengasse nieder, die nach wenigen Metern von einem Geröllhaufen zugeschüttet war. „Was ist mit Knurz?“ ,fragte Dura besorgt. „Ich weiß es nicht.“ ,erwiderte Altruin, „er murmelte etwas von einer Dämonenallergie. Ich habe gehört, so etwas soll bei Kobolden des öfteren vorkommen, allerdings habe ich es bislang noch nie erleben können. Es ist wirklich sehr interessant – oder wäre es zumindest, wenn ich ihn in Ruhe untersuchen könnte. Das heißt, da fällt mir ein, ich habe doch irgendeine Salbe, die dagegen vielleicht helfen könnte. Mal sehen, wo ist sie denn?“ Aufgeregt und begeistert davon, so ein hilfloses Versuchsobjekt vor sich zu haben, durchwühlte Altruin seine Taschen bis er schließlich triumphierend die Salbe hochhielt, und sie dem schlafendem Kobold unter die Nase rieb. „Igitt!“ ,das Mädchen wandte sich angewidert ab, „Das stinkt ja ekelhaft! Bist du sicher, daß das helfen wird?“ Altruin funkelte sie wütend an: „Jetzt hör mir mal zu, Dura! Du bist ein Halbdämon! Das dir der Geruch nicht zusagt, ist ganz natürlich! Du wirst schon sehen: Die Salbe wird Wunder wirken.“ Dura behielt ihren skeptischen Gesichtsausdruck bei und auch Altruin begann einen enttäuschten Eindruck zu machen, als sich Knurz‘ Zustand nicht änderte. „Du hast es immerhin versucht, Altruin.“ ,versuchte Dura den geknickten Gelehrten zu trösten. Altruin wandte sich wütend ab. Sie hat gut reden! Sie ist eine Magierin! „HAAAAAATSCHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII“ Mit diesem für seine Größe erstaunlich lautem Nieser, erwachte Knurz aus dem Schlaf und rieb sich die Augen. „Es hat geklappt!“ ,jubelte Altruin, „Dura, Knurz, es hat geklappt!“ „Was ist denn passiert, was hat geklappt?“ ,fragte Knurz schlaftrunken und verwirrt. „Du hattest einen Anfall von Dämonenallergie“ ,erklärte Altruin lehrmeisterhaft, „und ich habe dich mit Hilfe meiner Salbe geheilt. Denn dies ist nun wirklich nicht der rechte Ort und die rechte Zeit, um ein Nickerchen zu halten.“ Knurz setzte sich auf und sah Dura an: „Ich denke, es wäre Zeit, daß du uns mal erklärst, was hier eigentlich los ist – oder willst du uns doch lieber an die Wand klatschen?“ Dura sah betreten zu Boden. „Ja, ich denke du hast recht, Knurz. Wie ihr bereits bemerkt habt, bin ich ein Dämon – genauer gesagt ein Halbdämon. Meine Mutter ist eine arme Menschenfrau aus Torn.“ In kurzen Worten berichtete Dura ihren beiden Begleitern nun, wie sie mit Khormash in Verbindung gekommen ist, und was er ihr mitgeteilt hatte. Überrascht sah Altruin das Mädchen am Ende ihres Berichtes an: „Und was ist mit diesem Artefakt, um das dieser Krieg geführt wurde?“ Nun war es Dura, die überrascht aufsah: „Welches Artefakt? Khormash hat mir nichts davon erzählt.“ „Natürlich habe ich das nicht, Halbmensch!“ Erschrocken sahen die drei auf: Die Adlergestalt stand auf der höchsten Erhebung des Geröllhaufens und blickte auf sie herab. „Das Artefakt war dazu geschaffen worden verborgenes magisches Potential freizusetzen und bestehendes Potential zu verstärken! Das Artefakt befand sich im Besitz des Erzmagiers von San. Er hat es genutzt, mich gefangen zu setzen – und es wurde genutzt, mich wieder zu befreien. Und jetzt werde ich es an mich nehmen!“ Dieses eine Mal verstand Altruin schneller als alle anderen. Der Ring! Mein Ring ist das Artefakt! Diese Erkenntnis vor Augen wußte er plötzlich, was er zu tun hatte: „Dura, hilf mir! Knurz: FLIEH!“ Dann geschah vieles gleichzeitig: Khormash sprang vom Geröllhaufen auf die Seitengasse und versperrte den dreien den Weg. Knurz deutete einen Ausfall nach links an und entwischte dann, indem er der Adlergestalt zwischen den Beinen durchlief. Altruin und Dura waren an die Wände gesprungen und griffen Khormash mit ihrer ungeübten Magie an. Eigentlich hätten sie keine Chance gehabt, doch Khormash war von dem Widerstand so überrascht, daß er taumelte. Dura erkannte ihre Chance, packte Altruin und lief der Adlergestalt unter dem rechten Arm hindurch. Außerhalb der Seitengasse liefen die zwei nach rechts, da sie gesehen hatten, daß der Kobold den rechten Weg genommen hatte. Und wirklich verfolgte Khormash die beiden Magier. Nur durch viel Glück entgingen die beiden immer wieder den tödlichen magischen Angriffen und fanden sogar hin und wieder die Möglichkeit selbst einen Angriff zu starten, die aber jedesmal von Khormash mit verächtlichen Gegenmaßnahmen abgewehrt werden konnten. Letztendlich waren sie auch zu zweit dem Dämon nicht gewachsen und so blieb ihnen nur der Versuch, ihr Heil in der Flucht zu suchen ... Knurz hatte währenddessen unbeschadet den Platz erreicht, an dem bis vor kurzem noch das Gefängnis von Khormash gestanden hatte. Hätte Altruin doch nur auf mich gehört, und wäre etwas vorsichtiger gewesen! Aber der Kobold konnte keinen Groll für den alten Gelehrten empfinden. Hätte er gerade eben nicht so schnell reagiert, wären wir wahrscheinlich alle drei tot. Und er hat mich von der Dämonenallergie befreit. Knurz hoffte, daß der Gelehrte noch am Leben war. Und Dura auch. Ich glaube, daß sie wirklich ehrlich war und man sollte ihr eine Chance geben. Während er so vor sich hin sinnierte, fiel ihm plötzlich etwas an dem Platz auf, das schlagartig alle anderen Gedanken verdrängte: Die Wände der Häuser, die Ecken und selbst die Straßen, die auf den Platz führten – all das bildete einen Stern! Was hatte der Dämon ihnen noch höhnisch zu gerufen? Ganz am Anfang, nur kurz nach der Befreiung war es gewesen: Selbst die Magier von San hätten es nur mit einer Waffe gekonnt, aber der Stern wurde nie vollständig und jetzt ist er zerstört! Aber allen Anschein nach war der Stern nicht zerstört worden. Also muß ich ihn vervollständigen. Inzwischen nährte sich der Lärm, der auf einen Kampf mit Magie hindeutete, dem Platz. Zumindest einer Knurz‘ Gefährten war also noch am leben. Ich muß den Stern vervollständigen! Es muß mir gelingen! So schnell ihn seine kurzen Beine trugen umrundete Knurz den Platz auf der Suche nach dem was vervollständigt werden mußte. Endlich – an der vierten Ecke – fand er was er suchte: Ein Kristallsplitter, der am Boden lag, und ein Muster in der gegenüberliegenden Wand, das unvollständig wirkte. Das mußte es sein! Aber wie soll ich den Splitter einfügen? Das Loch ist in zwei Meter Höhe. Verzweifelt sah sich der Kobold um. Der Stein da? Nein, zu schwer! Aber da, der Holzast. Nein, der ist morsch! Verdammt! Schließlich mußte Knurz wohl oder über doch den Stein nehmen. Keuchend vor Anstrengung hatte er den Stein schon fast dahin geschoben, wo er ihn haben wollte, als Dura und Altruin auf den Platz gerannt kamen – Khormash dicht auf den Fersen! Dura rannte nach links, Altruin nach rechts und so blickte die Adlergestalt direkt auf den Kobold, der gerade den Stein abgesetzt hatte und sich nun daran machte, auf ihn zu klettern. Khormash erkannte sofort, was Knurz vor hatte. „Neeeeeeeiiiiiiiiin!“ Khormash stürmte vor, doch dann prallte er plötzlich gegen eine Wand aus Luft. Auch Dura und Altruin hatten erkannt, was der Dämon vorhatte und sie hatten unabhängig voneinander ein Schutzschild um die Adlergestalt errichtet. „Beeile dich, Knurz.“ ,schrie Dura, die spürte, daß Khormash die Barriere in kurzer Zeit überwunden haben würde. Knurz brauchte diese Aufforderung nicht! Er erklimmte den Stein, stellte sich auf die Zehenspitzen und fügte den Kristall ein. In diesem Augenblick flog Altruin mit einem erschrockenen Schrei zur Seite und Khormash durchbrach die Barriere. Doch Dura hatte damit gerechnet: Als Altruin zur Seite flog, stürmte sie nach vorne und blickte der riesigen Adlergestalt furchtlos ins Gesicht – es war das letzte, das sie sah: Der Feuerball traf sie direkt in den Bauch. Doch Khormash konnte sich über diesen Sieg nicht mehr freuen: Eine Linie aus strahlendem Licht hüllte den Platz ein und bündelte sich genau über der Adlergestalt, die ein mörderischer Gebrüll ausstieß. Dann explodierte das Licht förmlich und zersprang in sämtliche Farben des Regenbogens. Als das Schauspiel endete, war Khormash verschwunden – nur eine kleine Menschenfrau mit verbranntem Vorderkörper lag reglos auf dem Platz. Knurz und Altruin erreichten Dura gleichzeitig. Doch sie konnten nichts tun: Sie war bereits tot! Knurz weinte offen und auch Altruin machte einen erschütterten Eindruck, doch dann änderte sich die Miene des Gelehrten und ein entschlossener Zug legte sich über sein Gesicht. „Nein, ich lasse es nicht zu!“ Langsam legte er die Hand mit dem Ring auf die verbrannte Brust des Mädchens. Der Ring begann zu strahlen und Duras Körper zuckte. Schweiß lief Altruin über das Gesicht, aber er nahm ihn nicht zur Kenntnis. „LEBE. Verdammt noch mal. LEBE!“ Dura schrie auf und ihr Körper zuckte so stark, daß Knurz, der das alles ehrfürchtig beobachtete, befürchtete ihr würden sämtliche Muskeln reißen. Doch Altruin ließ sich auch dadurch nicht aufhalten: Immer heller strahlte der Ring, bis der Kobold am Ende weder Altruin noch Dura ansehen konnte. Schließlich ertönten zwei gräßlich anzuhörende Schrei – ein heller von Dura und ein dumpfer von Altruin – und das Licht verblaßte. Zurück blieben zwei reglose Körper. Der Körper des Mädchens wies keine Brandspuren mehr auf, aber Dura regte sich genauso wenig wie der Gelehrte, dessen Ring zerbrochen war. Vorsichtig, sich vor dem Ergebnis fürchtend, untersuchte Knurz den Puls der beiden – und hätte am liebsten einen Freudentanz aufgeführt: Sie lebten! Sie lebten beide! Und wirklich! Nur wenige Augenblicke später begannen sich die beiden zu strecken. Nach der ersten Wiedersehensfreude fragte Knurz: „Wie konntest du sie zum Leben erwecken, Altruin? Ich habe noch nie von so etwas gehört. Du mußt wahrhaftig ein großer Magier sein!“ Schmerzhaft verzog der so gelobte sein Gesicht: „Ich bin kein Magier, Knurz! Das was ich tat, erfordert einen Preis von allen Beteiligten – ich habe meine Zauberkraft verloren, um zu tun, was ich getan habe. Und Dura, Dura hat ihre Dämonennatur verloren.“ Knurz sah Dura erstaunt an. Sie nickte nur und schloß die Augen – und öffnete sie dann ganz schnell wieder, so als hätte sie vor ihrem geistigen Auge etwas gesehen, das sie nie wieder sehen wollte. „Die Erinnerung wird verblassen, Dura.“ ,sagte Altruin sanft und das Mädchen nickte. „Ich werde nicht vergessen, was ein Gelehrter für mich getan hat. Auch wenn ich in die Türme gehe, ich werde es nie vergessen! Und auch den Mut des Kobolds nicht.“ Mit diesen Worten fuhr sie Knurz mit der Hand durch das Haar. Dieser trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Ich denke, wir sollten diesen Ort nun wieder verlassen.“ ,schlug Dura vor und machte eine kurze Pause, ehe sie fortfuhr: „Aber vielleicht solltet ihr vorher mal in dieses Gebäude dort schauen.“ Sie deutete mit der Hand drauf. Die geistige Verbindung zu Khormash hatte ihr verraten, was dort zu finden war. Knurz und Altruin sahen erst sich und dann noch mal Dura fragend an, doch als diese ermutigend nickte, drehten die beiden um und rannten auf das Gebäude zu – beide wie erwartungsvolle Kinder. Dura sah ihnen lächelnd nach. Sie würden mit diesen Schätzen ihre Freude haben, da war sie sicher. Dura selbst wollte nichts von ihnen haben und sie wartete auch nicht ab, bis die beiden wiederkommen würden. Statt dessen drehte sie sich um und verließ die Stadt. Epilog Als Dura nach mehreren Tagen den Tarsei-Paß herunter und an der Stelle vorbei kam, an der eine Karawane vernichtet worden war, überwältigte sie das schlechte Gewissen ihrer Taten als Halbdämon. Nichts was sie je tun würde, konnte das ausgleichen, was sie in der Vergangenheit getan hatte! Diese Schuld würde sie immer mit sich herum tragen und auch die Magie konnte ihr diese Last nicht abnehmen. Gebrochen erreichte Dura schließlich das Elendsviertel von Torn. Ihre Mutter erwartete sie bereits und schloß Dura in die Arme. Das war zuviel für das Mädchen: Haltlos begann sie zu schluchzen und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie sich soweit unter Kontrolle hatte, daß sie ihrer überraschten Mutter erzählen konnte, was passiert war. „Ich hätte tot sein sollen, Mutter! Aber Altruin hat mir das Leben zurückgegeben. Warum nur hat er es getan? Warum nur? Ich habe es doch gar nicht verdient! Nach allem was ich getan habe!“ Ihre Mutter versteckte ihre Sorge und setzte eine strenge Miene auf: „Du willst das Geschenk des Lebens nicht annehmen? Du willst in den Tod fliehen, da du mit dir selbst nicht klar kommst? Ich wußte nicht, daß ich einen solchen Feigling zur Welt gebracht habe!“ Erschrocken sah Dura ihre Mutter an: „Das ist es nicht, Mutter. Aber ich habe diese Chance einfach nicht verdient, ich ...“ Ihre Mutter fuhr ihr wütend dazwischen: „Also hat dieser Altruin nicht gewußt was er tat, wie? Jetzt höre mir mal gut zu, Tochter! Er hat etwas für dich aufgegeben, das ihm sehr wichtig war und du willst dieses Opfer einfach wegwerfen?! Du bist weder meine Tochter noch bist du menschlich! So handeln Dämonen!“ Als Dura das hörte, begann sie laut zu lachen. Erst als ihre Mutter sie erstaunt und ein wenig verletzt ansah, gelang es Dura sich ein wenig zu beruhigen: „Ent .. Entschuldige, Mutter. Es ist nur ... ich mußte gerade an den Erkenner Sayun denken. Er hat gesagt, die Entscheidung, die ich treffen würde, wäre eine endgültige Entscheidung. Ich dachte, damit wäre der Verlust meiner Dämonennatur gemeint, aber jetzt hast du mir die Augen geöffnet, Mutter. Ich habe mich da in der Stadt fürs Menschsein entschieden, und diese Entscheidung werde ich auch jetzt wieder treffen!“ Ernsthaft fügte sie hinzu: „Aber ich habe es mir nie so schwer vorgestellt, ein Mensch zu sein. Ich werde deine Hilfe brauchen, Mutter.“ „Und du wirst sie in allem bekommen, meine Tochter.“ ,erwiderte diese ernsthaft und schloß Dura stolz in die Arme. --- Altruin hatte ein komisches Gefühl als er die Stadt, bepackt mit seinem Beutel voll von alten Büchern und Schriftrollen, vor sich hinkeuchend verließ: Er hatte in so kurzer Zeit etwas wiedergefunden – es wenig später wieder verloren, aber dafür etwas Neues, viel Wertvolleres gefunden – sein Selbstvertrauen ! Die Jahre, die er mit versteckten Selbstzweifeln verbracht hatte, weil man ihn aus der Akademie, seiner Familie, seiner Zukunft verstoßen hatte, ohne dass ihm der wahren Grund dafür bewußt war... Er wußte zwar nun, welchen Fehler er in der Vergangenheit gemacht hatte , aber er hatte das Gefühl, dass er heute mit seinem Opfer das Richtige getan hatte und er sich selbst endlich verzeihen konnte. Er wußte nun genau, was ihn zu dem machte, was er heute war und das Magie nicht alles bedeutete. Wer weiß, was in dieser Situation geschehen wäre, hätte er damals anders gehandelt und wäre Magier geworden, ob er dann ebenfalls sein Leben als Magier aufgegeben hätte – er glaubte jedenfalls nicht daran. Aber nun war es passiert und es war müßig, darüber weiter nachzudenken. Die Schätze, die der Kobold dabei war zusammenzuraffen interessierten ihn nicht. Wenn er es nötig gehabt hätte, könnte er mit dem Wissen, was in den Büchern verborgen war wesentlich mehr Gold verdienen – aber warum? Ihm ging es vielmehr um das Wissen an sich, daß es nun nicht mehr in dieser verlassenen Stadt verloren sein würde, oder irgendwann in die falschen Hände fiel. Andererseits, wie lange hatte er noch zu leben, um die Bücher zu übersetzen und das Wissen zu studieren? Vielleicht wäre es langsam an der Zeit, sich einen Lehrling zu suchen, all das weiterzugeben, was er bis jetzt erfahren und erdacht hatte. GENAU, der könnte ihm dann auch helfen, die Schrift zu entziffern, denn seine Augen waren auch nicht mehr die Jüngsten. Und er konnte aus der Stadt noch weiteres Wissen bergen ...dann mußte er selbst nicht so viel schleppen, nicht mehr reisen, und ... vielleicht sollte er sich doch lieber gleich zwei nehmen, oder gar drei, oder... Ins Grübeln versunken holte Altruin sein Taschentuch heraus, machte sich einen Knoten hinein und ging zügig in Richtung Tarsei-Paß zurück. --- Knurz lief keuchend den Weg entlang, der um das Mittelgebirge herumführte. Er war über und über mit Taschen und Säcken beladen. In dem Haus in der alten Stadt hatte er mehr Reichtümer gefunden, als er je hätte tragen können. Er hatte sich mit dem mindesten begnügt: Soviel er tragen konnte. Dennoch war er nicht zufrieden. Die Last drückte auf seinen Schultern und er hatte keine große Lust, zurück in das Kobolddorf beim Tümpel zu kehren. Ja, gesellig würde es werden, doch sie würden ihn ausfragen, was in der Zwischenzeit passiert war. Kein Kobold würde ihm glauben! Missmutig blieb Knurz stehen. Er kam sich so unwichtig vor. Altruin und Dura hatten bestimmt noch große Taten vor sich, aber er? Mehr als eine komfortable Höhle in bester Sonnenlage hatte er nicht zu erwarten. Kein Kontakt mit Menschen oder sonstigen seltsamen Halbwesen... Frustriert schritt Knurz weiter, bis er an ein Gasthaus gelangte. Dort kehrte er ein. Es war heiß und laut, die Luft war stickig und voll Bratengeruch. Als Knurz die Gaststube betrat, sah er eine Gruppe ausgelassener Trolle Poker spielen. Neben dem Kamin saß ein majestätischer Greif. Greife kamen selten in das Königreich Saacher. Erstaunt ging Knurz auf ihn zu und sprach ihn an. Der Greif drehte den Kopf, musterte ihn von oben bis unten und meinte gedehnt: „Ah, sieh an, der Knurz!“ „Du kennst mich?“ Knurz war total verblüfft. „Nun- in gewissen Kreisen“- der Greif zögerte. „In gewissen Kreisen haben sich in letzter Zeit gewisse Ereignisse herumgesprochen.“ Und er schwieg wieder. „Hmm, tja, das war wohl so ne recht große Sache, wie?“ Der kleine Kobold hatte sich auf die Bank neben den riesigen Greif gesetzt und schaukelte mit den kurzen Beinen. „Ich weiß bloß nicht, was ich jetzt machen soll. Nach hause hab ich keine Lust, aber einfach nur so im Land herumzulaufen ist mir zu einsam. Hast du vielleicht eine Idee?“ Der Greif blickte nachdenklich vor sich hin. „Was wäre denn, wenn du ein Gasthaus aufmachst? Ich bin so frei zu wissen, das du, also ich meine, über die Mittel dazu verfügst...“ Der Besitzer eines Gasthauses ein paar Meilen den Weg runter sucht einen Nachfolger. Wäre das etwas für dich?“ Und fragend blickte er neben sich. Doch der Platz war bereits leer, Knurz war schon auf dem Weg zur Tür. „Alles Gute und vielen Dank!“ rief er über die Schulter und war schon auf seinem Weg. Ein paar Wochen später stand Knurz mit stolzem Blick in der Tür seines Gasthauses und begrüßte die Gäste, die eintraten. Sie waren zwar alle mindestens einen Meter größer als er, doch das störte ihn nicht. So hatte er immer jemanden zum feiern um sich und langweilig würde es ihm auch nicht werden. Zufrieden blickte er den Weg entlang, den er damals eigentlich hätte nehmen wollen. Vielleicht würden seine Verwandten ja mal bei ihm einkehren! Er rieb sich die Hände und lief in die Küche um dem hageren Koch, einem Dämon in blaugeblümter Schürze, neue Anweisungen zu geben. Dank der Salbe von Altruin konnte er nun alle sogar Dämonen bewirten! Irgendwie war er froh, das er damals zu lange im Tümpel gelegen hatte!
|
Neuigkeiten Foren-Übersicht Artikelübersicht Bücherecke Grußkarten Umfragen Ratespiel Links Chat Discord |
|||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||
|