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Autor: Barid Cham Aellinsar Veröffentlicht: 07.09.2003, 12:54:51 Letzte Änderung: 07.09.2003, 16:34:03 Schreibrecht: Nur Administratoren [ Artikel bearbeiten ] Abstract: Ich habe mich nun auch daran versucht, eine uns allen bekannte Stelle aus den Büchern, aus einer anderen Sicht zu beschreiben. Wer die Originalstelle nachlesen möchte: Bd. 23 (Kriegswirren) / Kapitel 9 ; TPoD Chapter 25 Dank an die Korrekturleser! Adeleas saß neben ihrer Schwester auf dem dreibeinigen Stuhl. Die Hütte war so klein, dass die flackernde Öllampe alle Schatten aus ihr verbannte. Ihre Schwester saß neben ihr, das weiße Haar mit einem Lederband zusammengebunden. Die dritte Frau in dieser kleinen Unterkunft saß regungslos auf der anderen Seite des Tisches, den Blick starr gerade aus gerichtet. Die Schwester – die schwarze Schwester – war Ispan Shefar. Ihr schwarzes Haar war von den Strängen aus Luft, die sie daran hinderten sich zu bewegen oder mitzuhören, etwas an den Kopf gedrückt. „Was du vorschlägst ist eindeutig gegen das Burggesetz, Adeleas! Wir können das nicht zulassen!“ stellte Vandene vehement fest. Adeleas hatte befürchtet so etwas von ihrer Schwester zu hören. Vielleicht war das der Unterschied zwischen ihnen beiden. Adeleas wollte, als Braune, unter allen Umständen an diese Informationen kommen, doch Vandene war dagegen etwas nachzuhelfen. „Wir würden das Burggesetz ja nicht brechen, sondern lediglich die Worte etwas anders auslegen…“ Vandenes Miene blieb unverändert, doch ein Unterton in ihrer Stimme zeigte Adeleas, dass ihre Schwester sehr aufgebracht war. „Was du vorschlägst ist Folter eines Gefangenen. Du kannst die Worte drehen und wenden wie du willst – es bleibt immer ein schwerer Verstoß gegen die Richtlinien der Burg!“ Adeleas seufzte. Es hatte ja doch keinen Sinn. Wenn sich ihre Schwester etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie nur sehr schwer davon abzubringen. „Also gut, wir werden weiter so vorgehen wie bisher. Wenn wir die anderen Schwestern erreicht haben, werden wir sehen, ob wir nicht eine Ausnahme für Leute wie sie finden.“ Sie wusste, dass das unwahrscheinlich war, und gerade weil sie das wusste, erinnerte Vandene sie an diese Tatsache. „Es kann keine Ausnahmen von einem Gesetz geben. Wenn es einmal eine Ausnahme gibt, ist das Gesetz weniger wert, als das Papier auf dem es geschrieben ist!“ Manchmal konnte sie SEHR anstrengend sein. Vandene stand auf und streifte die Falten aus ihrem Kleid. Sie ging zur Tür an ihrer Schwester vorbei und strich ihr dabei leicht über die Schultern. „Ich lass dich jetzt mit ihr allein.“ Adeleas lächelte. Sie und ihre Schwester wechselten sich ab, damit die Andere auch zum Schlafen kam. Sie umarmte die Quelle und übernahm den Schild von Vandene. Als sie gegangen war, entfernte Adeleas die Stränge, die Ispan daran hinderten etwas zu hören oder ihre Augen anders, als stur nach vorne zu richten, und setzte die Befragung fort. Wie jedes Mal brachte sie nichts aus Ispan hervor, das sie nicht schon hunderte Male gehört hatte. Ihre Methode wäre doch die bessere… Eine dunkle Gestalt trat aus dem Schatten einiger Bäume hervor. Schon bald würde es soweit sein. Bald würde es beginnen zu wirken… Adeleas hatte bereits eine trockene Kehle von der Befragung. Sie griff nach ihrem Becher und nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Tee. Er war mit Honig gesüßt, genau wie sie es mochte. Im Tarasin-Palast hatte sie eine Vorliebe für gesüßten Tee entwickelt. Doch dieser war fast ein bisschen zu süß. „Also gut, Ispan, dann beginnen wir noch mal von vorne“, dieselbe uneffektive Leier wie jedes Mal, „Wer gibt euch eure Befehle?“ „Ich habe es euch doch bereits gesagt! Ich kenne meine Auftraggeber nicht.“ Ja, das hatte sie schon mehrmals gesagt. Ach es brachte doch alles nichts. Ein bisschen physischer Schmerz konnte manchmal aber Wunder bewirken… Sie wollte einen weiteren Schluck von ihrem Tee nehmen, doch sie bemerkte, dass die Bewegung anstrengend war. Sie ergriff den Becher und wollte ihn zum Mund führen, doch die Bewegung wurde immer schwerer. Instinktiv band sie den Schild von Ispan ab, keine Sekunde zu früh, denn sie bemerkte, wie ihr die Macht entglitt. Ispan blickte sie verwundert an, doch Adeleas konnte sich nicht mehr bewegen. Sie lehnte regungslos auf ihrem Stuhl, den Becher in Händen haltend, und hatte ihren Blick auf Ispan gerichtet. Adeleas war vollständig gelähmt! Wie konnte das passieren? Sie konnte nicht einmal mehr sprechen! Auch das Atmen war fast nicht mehr möglich. Die andere Frau schien plötzlich auf etwas hinter Adeleas zu schauen, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Adeleas hatte nicht einmal mehr Zeit darüber nachzudenken, was Ispan gesehen hatte, als sie von ihrem Stuhl gestoßen wurde, und sich eine Gestalt über sie beugte. Ein sauberer Schnitt mit einem Dolch durch die Kehle. Adeleas spürte nicht einmal etwas. Dann wurde es dunkel… Lan wollte sehen, ob Adeleas Sedai etwas benötigte und stapfte deshalb durch den Schnee zu der kleinen Hütte, die die Schwestern für ihre Befragungen ausgewählt hatten. Die Sonne würde bald aufgehen und dann würden sie ihren Weg nach Caemlyn fortsetzen. Nynaeve schlief noch, doch Lan hatte sie nicht wecken wollen. Diese Regelung des Meervolks war ihm nur Recht. Er grinste. So hatte er wenigstens auch etwas zu sagen. In der Öffentlichkeit hätte Nynaeve ihn ohnehin niemals Entscheidungen treffen lassen. Doch so konnte er wenigstens wenn sie allein waren... Er hatte die Hütte erreicht und unterbrach sich selbst im Gedanken. Er klopfte und wartete auf Antwort. Einen Moment lauschte er, doch dann öffnete er vorsichtig die Tür. Der Anblick, der sich ihm bot, hätte ihn erschaudern lassen, hätte er sich nicht unter Kontrolle gehabt. Adeleas Sedai lag mit aufgeschlitzter Kehle neben ihrem Stuhl und die Gefangene lag auf einem schmalen Bett, den Blick starr auf die Decke gerichtet. Aus ihrer Brust ragte ein Handgelenk-dicker Holzpfahl, und sie war mit Blut überströmt. Ihre Lippen waren zurückgezogen und entblößten ihre Zähne. Die hervorgetretenen Augen zeigten Todesangst. Lan zog sofort sein Schwert und blickte in alle Richtungen. Der Mörder würde längst weg sein, doch hier war es nicht sicher. Er verließ die Hütte und rannte zurück ins Dorf. Er stolperte fast über Kirstian Chalwin, die erschrocken zurücksprang. „Los! Bringt Elayne und Nynaeve Sedai zur Hütte von Adeleas und Vandene Sedai! Sprecht mit niemanden außer den Beiden und sagt ihnen, sie sollen es ebenfalls nicht tun!“ Kirstian sah ihn einen Moment verwirrt an, nickte dann aber. Sie nahm ihre Röcke in die Hände und lief so schnell sie konnte. Nynaeve saß mit Aviendha und Birgitte bei Elayne in ihrem Zimmer. Sie hatten die letzte Etappe nach Caemlyn besprochen, und wie sie die Kusienen davon abhalten könnten einen Aufstand gegen die Aes Sedai anzuzetteln. Nachher hatten die Drei sie doch tatsächlich gefragt, ob Lan seine Macht ausnützte, wenn sie mit ihm alleine war. Nynaeve errötete jedes Mal bei diesem Gedanken. Wie konnten sie nur so etwas fragen? Diese Frauen hatten wirklich nicht einmal einen Funken Anstand! Elayne kicherte noch immer und ebenso Birgitte. Auch Aviendha schien sich ein Grinsen nicht verkneifen zu können. Nynaeve wollte ihnen gerade ihre Meinung sagen, als jemand an die Tür pochte und sie im gleichen Moment aufstieß. Es war Kirstian, die ohne zu warten in den Raum rannte. Sie trug ein einfaches, weißes Kleid, denn sie war nun wieder eine Novizin. Nun, das Weiß war eine spur zu gelb um für eine Novizin zu passen, aber es musste reichen. Bei ihrem hastigen Knicks fiel sie fast über ihren Umhang, die dunklen Augen aufgeregt geweitet. „Nynaeve Sedai, Elayne Sedai, Lord Lan sagt ihr sollt sofort zu ihm kommen“ keuchte sie. Sie war noch immer außer Atem, als sie hinzufügte, dass sie niemanden davon erzählen durften. Nynaeve sah Elayne erstaunt an, und auch auf Aviendhas und Birgittes Gesichtern war nur Ratlosigkeit zu finden. Dieser Mann schien Privates nicht von Öffentlichen unterscheiden zu können, grollte Nynaeve. Nein, das konnte es nicht sein, bemerkte sie und errötete bei ihrem eigenen Gedanken. „Wohin sollen wir kommen? Warum?“ wollte Nynaeve wissen, doch Kirstian wusste nur, dass sie sie zu der kleinen Hütte gerade außerhalb des Dorfes führen sollte, wohin Adeleas Ispan gestern gebracht hatte. Die Sonne kam gerade am Horizont hervor, als sie die Hütte erreichten, wo Lan bereits auf sie wartete. Kirstian wollte auch in die Hütte gehen, doch Lan verwehrte ihr den Zugang. Elayne ging voran, gefolgt von Birgitte und Aviendha. Als Nynaeve auch durch die kleine Tür trat, sah sie warum die anderen stehen geblieben waren. Adeleas lag auf dem Boden neben einem umgefallenen Stuhl, die ausgestreckte Hand auf einen leeren Becher richtend. Ihre Kleidung war rot gefärbt von Blut aus einer klaffenden Wunde am Hals. Sie lag in einer Lache getrockneten Blutes. Auf einem Feldbett lag Ispan, die schwarze Schwester, die einen Arm-dicken Holzpfahl zwischen ihren Brüsten stecken hatte. Ihre geweiteten Augen starrten angsterfüllt an die Decke, die Lippen waren zurückgezogen. Ein Hammer, der offensichtlich dazu benutzt worden war um den Holzpfahl durch die Rippen zu treiben, lag neben dem Bett. „Licht! Wer könnte so etwas tun? Wie kann jemand so etwas tun?“ stammelte Elayne, die aussah als würde sie sich jeden Moment übergeben. Auch Nynaeve verspürte ein Bedürfnis ihr Frühstück von sich zu geben, doch sie riss sich zusammen. Auf dem Tisch stand ein grüner Teekessel. Nynaeve ging zu dem Tisch und tauchte ihren Finger in den Tee. Dann steckte sie ihn in den Mund und dachte nach. Der Tee war sehr süß, doch ein kleiner, fast verschwindender Beigeschmack ließ Nynaeve spucken. Sie schüttete den Tee sofort aus, ein Schwall dunkler Brühe und Teeblätter, der sich über den Tisch ergoss. Vandene betrat den Raum und fragte ruhig, was passiert war. Ihr Gesicht war die völlige Ausdruckslosigkeit einer Aes Sedai, und ihre Stimme war kalt. „Als ich euch alle hierher laufen sah, dachte ich... Wir wussten uns würden nicht mehr viele Jahre bleiben, aber...“ Nach einer kleinen Pause fragte sie „Nynaeve, was habt ihr gefunden?“ Diese Frau hatte gerade ihre Schwester verloren, und... Nynaeve räusperte sich und zeigte auf die Teeblätter, die noch auf dem Tisch lagen. Zwei weiße Stückchen waren unter den schwarzen Blättern. „Das ist Rotdorn.“ ihre Stimme zitterte, obwohl sie versucht hatte trocken und emotionslos zu klingen „Ein wenig davon lindert den Schmerz, diese Menge... Diese Menge tötet. Aber nur sehr langsam. Schon ein paar Schlückchen wären genug gewesen.“. Sie holte tief Luft und sprach weiter: „Sie waren vielleicht noch Stunden bei Bewusstsein. Unfähig, sich zu bewegen, aber bei Bewusstsein. Entweder wollte derjenige, der dies getan hat, nicht riskieren, dass zu rasch jemand mit einem Gegenmittel käme – obwohl ich gegen ein so starkes Gebräu keines kenne -, oder er wollte, dass eine von ihnen oder beide wüssten, wer sie getötet hat.“ Elayne keuchte. Nynaeve dachte sie hätte selbst gekeucht, hätte sie nicht selbst gesprochen. Wie konnte jemand so etwas tun? Warum? Als sie die Hütte verließen, bat Vandene um ein paar Momente mit ihrer Schwester. Sie war am Boden gesessen und hielt ihre Schwester wie ein Baby im Arm. Draußen wartete Jaem, mit einer zitternden Kirstian. Plötzlich heulte Vandene laut in ihrem Schmerz auf. Nynaeve wollte zurück, doch Lan legte einen Arm um sie und Jaem versperrte ihr den Weg. Birgitte hatte einen Arm um Elaynes Schultern gelegt, und Aviendha hatte von der anderen Seite dasselbe getan. Dann deutete sie Nynaeve sich ihnen anzuschließen. Einen Moment zögerte sie, doch dann schloss sie einen Arm um die Aielfrau. Die Sonne war nun gerade vollständig über dem Horizont hervorgekommen, und schien blutrot durch einige Nebelfetzen. Das einzige was Nynaeve nicht frösteln ließ, war die Nähe ihrer Freunde...
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