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Autor: Aeron Veröffentlicht: 09.09.2003, 15:22:40 Letzte Änderung: 09.09.2003, 15:23:48 Schreibrecht: Nur Administratoren [ Artikel bearbeiten ] Abstract: Also wers noch nicht weiß: ich bin jetzt offiziell Nocturnas Behüter. Hier könnt ihr nachlesen wie dazu kam! Cool, nicht? Mit besonderem Dank an Nocturna, Kind des Schicksals und Barid, die sich mir als Korrekturleser zur Verfügung gestellt haben. Dann mal los!!! Nocturna glitt von ihrem Apfelschimmel hinunter und sah sich um. Ja, diese Stelle würde sich vorzüglich für einen Lagerplatzt eignen. Mehr oder weniger geschützt war dieser Ort auch. Das würde für Wärme in der kalten Nacht sorgen. Und die Nächte in den Bergen des Verderbens an der Grenze der Fäule waren ziemlich kalt. Doch Nocturna war klar, dass sich die Kälte nach ein paar weiteren Reisetagen in die Fäule hinein in eine brütende Hitze verwandeln würde. Zu ihrer Erleichterung musste sie aber nicht lange bleiben. Nocturna musste nur eine grober Schätzung die Aktivitäten der Fäule festlegen. Das Wichtige bei dieser Aufgabe war, dass eine Veränderung der Aktivität, die katastrophale Auswirkungen haben konnte, möglichst früh festgestellt wurde. Deshalb war auch unbedingt einen Aes Sedai von Nöten. Aber Nocturna wusste ziemlich sicher, dass sich die Pläne des Schattens nicht verändert hatten. So auch ihr Behüter, Sammael de Illian, der die Macht zu lenken vermochte. Nur wurde er nicht wahnsinnig, was wohl an seiner Verbindung zu seinem Herren lag: Dem Dunklen König. Oder eher, wie Sam es sagen würde, dem Großen Herren der Dunkelheit. Und obwohl all das Nocturna sehr wohl bekannt war, hatte sie kein Problem damit. Wieso auch, wenn ihre Gesinnung gleich war? Nocturna und Sam würden nicht weit in die Fäule hineingehen; nur soweit, dass man ihnen Glauben schenken könnte. Das wären noch ungefähr drei Tage. Und doch, trotz ihrer gemeinsamen Gesinnung, mussten Aes Sedai wie auch Behüter äußerst vorsichtig sein. "Schlagt das Lager auf, Sam. Ich kümmere mich während dessen um die Amulette, die uns schützen werden. Die Fäule machte mit uns den gleichen kurzen Prozess wie mit jedem anderen, bekäme sie uns in die Finger." Die Amulette durften nur nicht zu stark sein, also keine Schutzgewebe und dergleichen. Ja, Nocturna würde welche nehmen, die das Licht verbiegen. Alles, das sich außen befand, würde um das Lager herum sehen. Als die Amulette fertig aufgestellt waren, brannte der Ölbrenner bereits und Sam paffte gemülich seine Pfeife. "Ich denke das wird zu unserem Schutz ausreichen, Sam", sagte Nocturna, "und wenn nicht...; wir sind beide Machtlenker. nicht viel kann uns gefährlich werden, außer die halbe Fäule verfolgt uns. und das wird sie, wenn wir uns der Macht bezüglich nicht zurückhalten. unter allen Umständen, ja?" "Ja, Aes Sedai. Wie Ihr befehlt." Darin lag eine klare Andeutung von Spott. Aber Nocturna ließ sich dadurch nicht mehr aus der Ruhe bringen. Schon lange nicht mehr. Sie bekleideten den gleichen hohen Rang unter den Schattenfreunden. Das hieß, sie müsste wohl damit leben. Am nächsten Tag erwachte Nocturna früh. Sie schüttelte Sam ein wenig durch, um auch ihn zu wecken. "Aufwachen, Sam. Wir müssen noch ein wenig weiterreisen, bevor wir einige Tage lagern können. Also auf!" Eine halbe Stunde später saßen sie schon im Sattel, hatten gefrühstückt und auch Tee getrunken. Sie schlugen ein strammes Tempo an, aßen im Sattel zu Mittag und lagerten erst ziemlich spät zur Nachtruhe. Ein weiterer Tag verging auf diese Art. Am Mittag des nächsten Tages waren die Veränderungen des Umlandes schon gravierend. Die Blätter an den Bäumen verfärbten sich in kränkliches Gelb und Schwarz, und sie sahen aus, als ob sie mit Wasser gefüllt wären. Ein fauliger Gestank lag in der Luft und eine brütende Hitze hatte sich über das Land gelegt. Aes Sedai wie Behüter hatten sich gegen den Gestank ein feuchtes Tuch vor das Gesicht gehängt. Sie waren beide in ihre Gedanken vertieft, als sie von Kampfeslärm aufgeschreckt wurden. Nocturna fuhr im Sattel hoch und war wieder voll da. Sie hieb dem Pferd ihre Knie in die Flanken und galoppierte los. Sam folgte ihr. Hinter einem Hügel kam der Kampf zum Vorschein. Ein paar Aiel schlugen sich mit dreimal so vielen Trollocs, die von einem Myrddraal angeführt wurden. Neben den menschlichen Kämpfern lagen zwanzig Tote; bei den Trollocs war die Rate der toten zwei bis drei Mal so hoch. Und doch hatten die Aiel keine Chance. Ein junger Krieger schleuderte einen seiner zwei verbliebenen Speere nach dem Augenlosen. Er traf ihn genau da, wo das linke Auge hätte sein sollen, und die Waffe durchschlug den Schädel der Kreatur, sodass die Spitze am Hinterkopf herauslugte. Während dessen waren noch weitere zwei Aiel gefallen, und auch zehn Trollocs. Der Myrddraal riss im Todeskampf wiederum zwei Aielkrieger mit ins Verderben, als er ihnen tiefe Schnitte mit seinem Schwert zufügte. Der Stahl von Thakan´dar tötete immer. Die Trollocs waren offensichtlich nicht mit dem Blassen verbunden gewesen. Nocturna konnte und wollte nicht alles mit ansehen. Sie musste helfen. Dann würden die Schattenkreaturen eben nach ihnen suchen. Sie umarmte die Wahre Quelle und schleuderte alles, das helfen konnte. Sie fegte die Trollocs mittels Luft zur Seite, und sie versengte sie ganz und gar. Auch Sam unternahm ähnliches. Als die Entstellten endlich tot waren, sah sich der Aielmann nach ihnen um. Dann brach er zusammen. Sam setzte ihn vor sich auf den Sattel und transportierte ihn auf einen Hügel. Um die Hügelkuppe herum stellte Nocturna ihre Amulette auf. Der Mann benötigte Hilfe. "Sam, legt ihn dort ab und baut das Lager schon einmal auf. Ich werde für ihn tun was ich kann. Da wir die Macht nun einmal schon benutzt haben, können wir es auch ein weiteres Mal wagen!" Der Mann wand sich am Boden vor Schmerz. Nocturna kniete sich vor ihm hin und legte ihm die Hände auf den Kopf. Erneut umarmte sie Saidar, wob ein Heilgewebe und ließ es in ihn einfließen. Der Mann bäumte sich auf und wand sich herum, bevor er völig entspannt am Boden liegenblieb. Als die Aes Sedai ihre Hände wieder wegnahm, schlief der Aiel ruhig und tief. Ab jetzt war Vorsicht oberste Priorität. Der Schatten hatte es mit Sicherheit bemerkt, wie in der Fäule die Macht angewendet worden war. Schon bald würden Trollocs und Myrddraal nach ihr und Sam suchen. Nocturna vernahm ein leises Murmeln. Erst nach einem Blick auf Sams unbewegten Mund kam sie darauf, dass der Aiel sprach. Aber seine Augen waren geschlossen. Scheinbar redete er im Schlaf. Aber die niedrige Lautstärke machte das Ganze unverständlich. Mit einem Mal schwoll die Lautstärke an. "Graendal sagt Ihr? Ihr seid Graendal?" Eine Pause. "Ja Herrin. Befehle? Mein Speer ist Euer, Große Herrin." Wieder eine Pause. Sein Gesicht drückte Aufmerksamkeit aus. Als erhielte er eine Antwort. Nocturna tauschte einen Blick mit Sam. Bestätigung lag in seinen Augen. Sehr wahrscheinlich war der Aielmann ein Schattenfreund. Äußerst selten unter dem Volk, wie es hieß. "Wie ihr befehlt, Große Herrin. Ja, ich verstehe. Begleiten. Unter allen Umständen. Natürlich, für den Großen Herrn der Dunkelheit. Ihr werdet nicht enttäuscht werden. Bei meiner Ehre." Die letzten Worte bestätigten jede Vermutung. Dieser Mann war ein Schattenfreund. Und er bekleidete einen ziemlich hohen Rang, wenn er schon von den Auserwählten Befehle erhielt. Vielleicht war er gar so hochgestellt wie sie selbst. Ihr Behüter war mit höchster Sicherheit höhergestellt; klar, da er einer der Auserwählten war. Anscheinend vernahm der Mann noch etwas. Dann schlug er ruckartig die Augen auf. Nocturna musste sich beherrschen; fast wäre sie zusammengezuckt. Sie setzte eine ausdruckslose Miene auf. Doch das war schwer. Sie war innerlich aufgewühlt. Was für Anweisungen hatte er erhalten? Das würde sich noch herausstellen. Die grauen Augen des Aielmannes blickten tief in die Nocturnas. Dann befühlte er auf einmal ungläubig seinen Oberkörper, wo vor der Heilung ein tiefer Schnitt gewesen war. Dann sprach er: "Ich bin LorkThan von der Steinfluss- Septime der Goshien Aiel. Dafür, dass Ihr mir geholfen habt, möget Ihr immer Wasser und Schatten finden, Aes Sedai." Nocturna riss ungläubig die Augen auf. "Woher wisst Ihr, dass ich eine Aes Sedai bin?" Wie konnte sie nur so aufgewühlt sein. Die Tatsache, dass sie es war, ließ Wut in ihr aufsteigen. Sie musste sich beherrschen. "Das ist ganz einfach. Ich war verletzt vom Tanz gegen die Schattenwesen. Und wenn Ihr keine Aes Sedai wäret, müsste er", er deutete auf Sam, der bis dahin still geblieben war und schmunzelte, "die Macht lenken können. Also danke ich euch, Aes Sedai." "Nun gut. Wo Ihr schon so gesprächig seid, könnt Ihr mir genauso gut sagen, warum ihr euch dem Schatten verschworen habt." Sam grinste über die aufgerissenen Augen LorkThans. "Aber... Wie... wie könnt ihr es wagen? Ich bin kein Schattenläufer. Ich..." Sam schnitt ihm das Wort ab: "Ach, und wie kommt es, dass ihr im Schlaf eure Befehle von Graendal erhalten habt? Was sagtet Ihr... >Mein Speer ist Euer, Große Herrin<. War es nicht so?" Nun stand Ihm der Angstschweiß auf der Stirn. "Ich weiß auch nicht... ähh... lasst mich einfach in Frieden!" Äußerst ungewöhnliches Verhalten für Aiel. Nocturna hatte nicht vor, diesen Mann vor Angst sterben zu lassen, deshalb griff sie ein: "Ihr seid hier unter Freunden. Auch wir dienen dem Großen Herrn der Dunkelheit. Und falls Ihr es genau wissen wollt: Ihr hab zwar in dem Recht, dass ich eine Aes Sedai bin, aber Sam kann sehr wohl die Macht lenken." Diese Worte brachten Erleichterung auf LorkThans Miene, bis er sich wieder soweit im Griff hatte, dass er all seine Gefühlsregungen unter einer Maske verstecken konnte, gegen die selbst Stein noch weich gewirkt hätte. "Nun gut. Dann könnt Ihr genauso gut meine Befehle hören. Ihr habt ja in der Fäule recht wirksam die Aufmerksamkeit auf euch gelenkt. Ich soll nun dafür sorgen, dass Ihr mehr oder weniger unbehelligt wieder herauskommt. Mir wurde nichts von Eurer Treue zum Großen Herren gesagt. Die Pläne der Auserwählten sind unergründlich." Nocturna antwortete: "Die Heilung hat Euren Körper angestrengt. Morgen werden wir losreisen. Wir müssen schnellst möglich aus der Fäule heraus." Sie war geradezu erleichtert, sich wieder unter Kontrolle zu haben. Der Morgen war noch nicht weit fortgeschritten, aber die Pferde waren schon erschöpft. Früh morgens hatten sie schon die Hörner der Trollocs gehört. Sie waren auf der Jagd. Jeweils vier Fäuste der Ko´bal und der Dhai´mon. Zu viele, selbst für zwei Machtlenker. Würden sie dieses Tempo beibehalten, hätten sie schon am Abend fast die Berge des Verderbens erreicht. Noch so ein Tag und die Fäule lag hinter ihnen. Nocturna hielt an und glitt aus dem Sattel. Sie schritt hinüber zu Sams Pferd und legte ihm die Hände auf den Kopf. Sie umarmte die Wahre Quelle; es tat sowieso nichts mehr zur Sache. Sie verwob schnell ein leichtes Heilgewebe, um dem Tier die Erschöpfung zu nehmen. Gleich verfuhr sie mit ihrem eigenen Pferd. Doch LorkThan lehnte dankend ab mit der Begründung, so ein kurzer Trab erschöpfe ihn nicht so sehr, als dass die Macht verwendet werden müsse. Und auch den restlichen Tag über ging die Flucht mit gleicher Geschwindigkeit weiter. Noch zweimal musste Nocturna den Tieren die Erschöpfung nehmen, und beim zweiten Mal hatte es auch LorkThan nötig. Am Abend lag der Pass durch die Berge, den sie nehmen wollten, noch eine Meile vor ihnen. Die Gruppe schlug Das Lager schnell auf, nahm das karge Mahl zu sich und legte sich dann schlafen. Morgens wurden sie geweckt; nicht etwa vom Sonnenaufgang- die Trolloc-Jagdhörner ertönten um diese Zeit schon. Sam und Nocturna stiegen schnell in den Sattel und ritten los, LorkThan lief nebenher. Der Tag verlief ähnlich. Doch was klar wurde: die Trollocs kamen immer näher. Am Nachmittag hatten sie sie schon fast erreicht. Ein Kampf schien unausweichlich. So hielt die Gruppe an und stellte sich dem Feind. Sam und Nocturna griffen nach der Wahren Quelle; LorkThan ergriff seinen Kurzbogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. So erwarteten sie die Trollocs. Doch sie mussten nicht lang warten. Nach weniger als einer Minute waren die Trollocs auf dreihundert Schritt nähe. Die Macht ließ sich die Erde unter ihren Füßen aufbäumen und Flammen aus all ihren Poren herauszüngeln. Sie wurden zur Seite gefegt wie trockenes Laub. Doch es reichte nicht; denn die Gruppe hatte schon Probleme mit vier Fäusten. Die anderen vier der Ko´bal kamen jetzt in sicht. Ungefähr fünfhundert Schritt. Nocturna war sich sicher, dass sie es doch schaffen konnten. Ihre Auferksamkeit schwenkte kurz auf LorkThan. Sie hatte seit längerer Zeit nicht mehr auf ihn geachtet, aber er war nun verschleiert. Auf fünfzig Schritt kam auch LorkThans Bogen zum Einsatz. Diejenigen, die der Macht entgingen, starben mit einem Pfeil in einem Auge, oder auch zwischen beiden. Natürlich waren die vier Ko´bal Fäuste schneller; sie wurden schließlich nicht durch die Macht aufgehalten. So kam es, dass der letzte der Trollocs auf zwanzig Schritt Entfernung fiel, die anderen aber schon sechzig Schritt an der Gruppe heran waren. Jetzt ging es ums Überleben. Auch diese vier Fäuste mussten die gleichen Strapazen aushalten. Nur dass eben noch dreißig lebten, als sie bei den Machtlenkern waren. Nocturna wurde sich LorkThan gewahr, der zwischen den Gestalten kämpfte. Bevor sie weitere Gewebe zur Vernichtung der Trollocs aussenden konnte, wurde ihr Pferd überrannt. Das Letzte was sie spürte, war dieser überwältigende Schmerz unter ihrem rechten Arm. LorkThan riss seinen Speer aus einem Trolloc heraus, der schon dabei war, leblos in sich zusammenzusinken. Aus dem Augenwinkel sah er eine Axt, wie sie auf ihn zusauste. Blitzschnell ging er in die Hocke, sodass er dem Schlag entging. Der Luftzug war trotzdem gefährlich nah an seinem Kopf. Um seinem Angreifer gegenüberzustehen war eine Drehung nötig. Aus dieser Drehung schöpfte LorkThan Schwung, um dem Trolloc, noch immer in der Hocke, einen kraftvollen Tritt in die Kniekehlen zu versetzten. Der Gegner knickte ein. LorkThan sprang auf und zog sein Knie so nach, dass es den Schattenabkömmling kraftvoll unter dem Kinn erwischte. Der Trolloc wurde zurückgeschleudert und lag auf dem Rücken. Das nutzte der Aielmann aus, um zu einem finalen Tritt anzusetzen. Doch ein weiterer Trolloc kam in den Weg, der kurzerhand einen Speer ins Auge bekam. Nachdem er den Speer herausgerissen hatte, konzentrierte sich LorkThan wieder auf seinen vorherigen Gegner und trat heftig in die Seite von dessen Hals. Über den Kampfeslärm hinweg war ein lautes Knacken zu hören. Auf einmal hörte der Aielmann hinter sich ein nicht menschliches Gurgeln. Er wirbelte herum und wäre fast zurückgeschreckt. Und das obwohl er in jedem seiner Kämpfe völlig kalt und gefühllos blieb. Er fühlte nie etwas, er konzentrierte sich auf den Kampf, damit er kaltblütig bleiben konnte. So war es eigentlich auch jetzt. Doch er bekam einen leichten Schreck von dem, was vor ihm stand: Ein Trolloc, der die Axt schon erhoben hatte, aber im Todeskampf grausamen Schmerzen ausgesetzt war, weil aus jeder Pore seines Körpers eine Stichflamme züngelte. Sekundenbruchteile später sackte er schon in sich zusammen. Damit hatte LorkThan nicht gerechnet. Ein kurzer Blick auf Sam bestätigte die Vermutung. Er verwendete wirklich die Eine Macht. Und der Blick offenbarte noch etwas anderes, nämlich einen Trolloc, der seine Axt schon hoch erhoben hatte, um Sam zu töten. LorkThan holte in einer blitzschnellen Bewegung aus und schleuderte den Speer, der sich in seiner Hand befand, auf den Trolloc. Bevor dieser zuschlagen konnte, hatte er schon die Waffe unter dem Kehlkopf hängen. So zog sich der Kampf noch etwa eine Minute hin, bevor alle Widersacher tot waren. Erst als das eingetroffen war, wurde der Aielmann sich der leblos neben ihrem Pferd liegenden Aes Sedai gewahr. Ihre Brust hob und senkte sich in unregelmäßigen Atemzügen. LorkThan nahm den Schleier von seinem Gesicht und hockte sich neben Nocturna hin. "Sam, Ihr könnt die Macht lenken. Wendet sie an. Rettet Eure Zugeschworene!" "Ich besitze das Talent zum Heilen nicht. Aber ich hörte, eine Gelbe Schwester befindet sich in Herion, der ersten Grenzstadt von hier aus. Wir können es schaffen. Das Problem ist, dass Nocturnas Pferd wohl tot ist; und meines ist in dem Maße verletzt, dass ich nicht einmal glaube, dass es auch nur mich allein tragen kann. Darüber hinaus bin auch ich verletzt. Aber jede erdenkliche Möglichkeit muss ausgenützt werden." Erst jetzt fiel LorkThan der Schnitt am Hosenbein von Sams Kleidung auf. Und auch einer über die Brust. Er konnte nicht schätzten, wie schwer die Verletzungen waren. "Außerdem", sagte Sam, "können wir leider auch nicht rasten. Ich musste die Macht erneut verwenden und in ein paar Stunden kommen mindestens noch einmal so viele Trollocs. Und mit ein bisschen Pech bringen sie diesmal auch Myrddraal mit." Langsam war die Kälte aus LorkThan entwichen. Er war besorgt. Ihm wurde von einer Auserwählten aufgetragen Nocturna zu retten. Darüber hinaus sorgte er sich selbst auch um sie. Immer wenn er sie ansah... Nein. Das durfte nicht sein. Er musste sein Herz verhärten. Zuerst mussten sie alle drei aus der Großen Fäule heraus. Hätte er erwartet, dass das alles so enden würde, wäre er nicht in die Fäule gezogen, um sich gegen Trollocs zu behaupten. Nun war er der einzig Überlebende von denen, die mit ihm gezogen waren. Und auch das nur durch Nocturna... NEIN! "Dann los. Auf Euer Pferd Sam. Ich kümmere mich um sie." "Aber ich bin der Behüter..." "Das ist egal, Sam! Ihr könnt Behüter sein wie Ihr wollt. Ihr seid Verletzt!" Ja, auch LorkThan war verletzt. Aber die Verwundungen waren unbedeutend. So lud er Nocturna auf seine Arme und trug sie vor sich her. Er durfte sich auch mit dieser Last nicht erschöpfen. Ein Paar Stunden und sie waren aus der Fäule heraus. Dann war sie sicher. So lief er los. Nocturna schlug die Augen auf. Das Sonnenlicht, das aus dem Fenster hereinfiel, tat ihr gut. Aber es war kalt - selbst unter den Schichten von Decken, die sie bedeckten. Sie erinnerte sich noch bruchstückhaft an die Ereignisse während und nach den Kämpfen. Sie war verletzt worden. Danach war alles dunkel. Als es kurz wieder hell wurde, war sie getragen worden. Sie hatte den keuchenden Atem wahrgenommen. Sie war fest und sicher an die Brust ihres Trägers gedrückt worden. Die kurze Zeit fühlte sie sich geborgen. Dann war wieder alles dunkel. Bis jetzt. Nocturna reckte sich. Ihr fiel mit Verblüffen auf, das ihr nichts wehtat. War vielleicht eine Schwester hier? Natürlich, sonst wären die Wunden noch nicht verheilt. Sie sah sich im Zimmer um. Der Bau selbst war ziemlich grob. Aber das alles wurde von verschiedenen Dingen überdeckt. Teppiche und vorhänge und leicht verzierte Mobel verschleierten denn Eindruck einer Verteidigungsanlage. Ja, das Zimmer gehörte zu einer Festung. Die Fenster waren genauer gesagt Schießscharten. Im Zimmer saß ein Mann im Cadin´sor, der typischen Aielkleidung. Er saß dort wie ein Stein auf dem Boden. Er wirkte fast entspannt. Fast. Seine Augen waren rot gerändert; anscheinend war er sehr müde. Hin und wieder blickte er Nocturna besorgt an. Das rührte sie geradezu. Sie empfand schon eine leichte Zuneigung zu ihm. Es war keine Liebe- soweit würde sie nicht gehen. Aber es war, als ob sie sich schon vertraut gewesen wären, bevor sie sich getroffen hatten. Wie war gleich der Name? Ach ja. "LorkThan! Wenn Ihr weiterhin so besorgt zu mir hinüberschielen wollt, könnt ihr auch genauso gut erzählen, wie wir hierhin gekommen sind!" Der Aielmann sah sie überrascht an, bevor er sich wieder fasste. Dann sagte er: "Nun, nachdem Ihr Euch beinahe habt töten lassen, sagte mir Sam, dass sich hier in dieser Festung - Herion nannte er sie - eine Aes Sedai befände. Er sagte auch, wir könnten nicht rasten, weil uns schon weitere Trollocs gejagt haben. Sie wären bald da gewesen. Nur Euer Transport war ein Problem. Euer Pferd wurde getötet. Deshalb nahm ich Euch auf die Arme und trug euch bis hierhin. Auch Sam musste die letzte Stunde, trotz seiner Beinverletzung laufen. Sein Pferd ist auf dem weg auch umgekommen. Aber nach den zwei Tagen, die Ihr geschlafen habt, konnte ich mich erholen. Ich konnte sowieso nur ein paar Stunden schlafen. Die restliche Zeit wachte ich über Euch." Das alles sagte er, als sei es nichts. Bei jedem noch so bescheidenen Menschen hatte sie angenommen, er würde stolz sein und auch ein wenig angeben. Es hätte Sie auch nicht gestört. Doch LorkThan blieb ganz sachlich. Abgesehen davon glaubte sie ihm nicht, er hätte einfach nicht schlafen können. Bei solchen Augenrändern muss man sich normalerweise zwingen, nicht zu schlafen. "Ich danke Euch. Für alles, LorkThan. Ich habe das Gefühl, euch trauen zu können. Sogar in dem Maße, wie ich es von Sam annehme. Hmm..." Sie verstummte. Sie hatte vielleicht zuviel gesagt. "Wie geht es Sam?" LorkThan hob eine Augenbraue. "Sam ist in Ordnung. Auch er wurde geheilt. Meines Wissens schläft er noch. Aber das weiß ich von der letzten Dienerin, die nach euch gesehen hat. Vor drei stunden oder so." Er hatte sich wohl wirklich nicht aus dem Zimmer bewegt. Er sah gequält aus. Als ob er etwas sagen wollte, was er nicht aussprechen konnte. "Los, Mann sagt mir, was Ihr auf dem Herzen habt!" Zum Ende hin wurde ihr Tonfall sanfter. "Ja, Aes Sedai. Ich..." Er rang nach Worten. "Ich wollte euch etwas fragen. Ich entschuldige mich, falls ich unfreundlich bin oder Euch gar damit beschäme. Aber... Es kommt mir vor, als würden wir uns schon lange Zeit kennen. Ich fühle mich mit Euch vertraut, Nocturna. Und... falls Ihr mich annehmen wollt... macht mich so, wie einst auch Sam, zu Eurem Behüter. Ich werde euch besser beschützen als selbst... selbst die Macht es vermag! Nehmt ihr mich an?" "Es wäre mir eine Ehre, LorkThan von der Steinfluss Septime der Goshien- Aiel!" Die Freude schwang deutlich in ihrem Ton mit.
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