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Autor: Kind des Schicksals Veröffentlicht: 09.09.2003, 20:16:47 Letzte Änderung: 03.06.2004, 15:54:24 Schreibrecht: Nur Administratoren [ Artikel bearbeiten ] Abstract: Vor den Ereignissen von Falme, gab es nur wenige Menschen, die von der Existenz der Seanchan wussten. Dies ist die Geschichten von einigen von ihnen... Das Meer war heute sehr ruhig. Die Wellen versetzten das Schiff in ein seichtes Hin- und Her- Schwanken. Carlina din Scharlana Heller Stern stand am Heck der Sanften Woge. Noch ungefähr zwei Tage, dann würden sie Falme erreichen. Arlaine, die Segelherrin, war sehr zufrieden gewesen, dass sie in den letzten Tagen so schnell vorangekommen waren. Ein wenig war Carlina deswegen von Stolz erfüllt. Sie war es natürlich gewesen, die dies ermöglicht hatte. So einen starken Wind hatte sie vorher noch nie erschaffen. Unglücklich war nur, dass die Takelage durch diesen starken Wind beschädigt worden war, und nun repariert werden musste. Arlaine hatte entschieden, dass sie die Reparaturen auch hier auf See machen konnten, so schwer waren die Schäden nicht, und sie wollte keinen Tag im Hafen verschwenden. Immerhin musste man in Falme eine nicht unerhebliche Liegegebühr zahlen. Carlina hatte nichts gegen diese Entscheidung. Bisher hatten sie auf dieser Reise schon 4 Tage eingespart. Kein anderes Schiff des Meervolkes hatte die Entfernung von Tremalking aus jemals so schnell zurückgelegt. Es war schön auf See ein wenig Zeit für sich zu haben. Wenn die Männer und Frauen mit der Reparatur fertig waren, würde sie wieder genug zu tun haben, und so genoss sie ihre wenige freie Zeit. Einer der Seemänner kam zu ihr ans Heck des Schiffes. Es war ein junger, hoch gewachsener Mann. Er trug eine blaue bauschige Hose und eine Schärpe über dem nackten Oberkörper. „Wir sind mit den Reparaturen fast fertig Windsucherin“, meldete er. Ruhig griff sie an den kleinen Behälter, der zwischen ihren nackten Brüsten hing. Er war mit Duftölen gefüllt, und Carlina gönnte sich einen kleinen Zug. „Das ist schön, Seemann. Ich danke euch für diese Auskunft, aber ich hoffe für euch, dass ihr es vorher schon der Segelherrin berichtet habt. Ihr wisst, das dies ihr Schiff ist, und ihr wisst auch, wie sehr Arlaine es hasst, wenn jemand sich nicht an die Befehlskette hält.“ Carlina lächelte schadenfroh. Nicht das sie den Mann ärgern wollte, aber er war noch jung und schien sie für die oberste Herrin dieses Schiffes zu halten. Offensichtlich war der junge Mann von ihr fasziniert. Sie und Arlaine hatte darüber schon gescherzt als sie allein waren, aber in einer kritischen Situation konnte es gefährlich werden, wenn der Mann dem falschen Bericht erstattete. Sie würden den Mann beobachten müssen, um ihn notfalls zurechtzuweisen, oder ihn zur Strafe in den Bauch des Schiffes schicken um Lecks zu suchen. Carlina nahm noch einen Zug aus ihrem Duftbehälter und lehnte sich dann wieder über die Reling und sah hinaus aufs Meer. An einem ruhigen Tag wie heute war es einfach wundervoll. Carlina ließ ihren Blick schweifen. Was war das? Am westlichen Horizont war ein Schiff aufgetaucht. So weit draußen gab es eigentlich nur die Schiffe ihres Volkes, aber so etwas hatte sie noch nie gesehen. Das Schiff war riesig. Größer noch als der größte Klipper der Atha’an Miere. An Bug und Heck ragten Aufbauten wie Türme über das Deck. Der Bug des Schiffes wirkte viel zu breit. Trotzdem näherte es sich mit großer Geschwindigkeit. Geschwindigkeit? Wie konnte das bei diesem Wetter sein. Ihre eigenen Segel waren wegen der Reparaturen nicht gehisst, aber es wehte nur ein seichter Wind. Zu wenig um ein Schiff so schnell werden zu lassen. Im Hintergrund schlug einer der Matrosen im Ausguckt die Alarmglocke: „Schiff in Sicht! Schiff in Sicht!“ Die meisten Besatzungsmitglieder gingen weiter ihrer Arbeit nach, doch die die grade nichts zu tun hatten stürmten zur Reling, um Ausschau zu halten. Auch Arlaine war inzwischen an Deck gekommen und bezog neben Carlina Stellung. Sie schirmte die Augen mit einer Hand ab, um besser sehen zu können. „Dann scheinen die Gerüchte doch zu stimmen, die ich im Hafen der Aile Dashar gehört habe“, murmelte sie. Elranna ging ihren Gedanken nach. Wie würde es wohl sein, wenn sie die alten Länder wieder in Besitz genommen hatten? Nun, sie würde es bald erfahren. Das Schiff auf dem sie diente, hatte den Auftrag, den Weg zu erkunden, damit die Flotte, die alten Länder auch sicher erreichte, doch bisher war nur wenig geschehen. Hochlord Turak hatte wohl auch nichts anderes erwartet, denn er hatte, bis auf Tiri, alle Damane auf sein Schiff bringen lassen. Elranna stand auf dem hochgezogenen Deck am Heck des Schiffes und spielte gelangweilt mit der silbernen Leine, die sie mit Tiri verband. Tiri war eine gute Damane. Elranna arbeitete gerne mit ihr. Auf der Steuerbordseite des Decks stand Arina. Die junge Frau war erst kurz vor dem Aufbruch zur Sul’dam erhoben worden. Sie wirkte heute nicht so gelassen wie sonst. Neben ihr kauerte eine Damane mit dunkler Haut und beobachtete Tiri. Es war die erste Damane, die Arina ausbilden sollte, und die erste Damane, die nicht aus Seanchan stammte. Eine fein gearbeitete Goldkette verband einen Ohrring mit einem Ring in der Nase. An der Kette hingen kleine Medaillons, die bei Bewegung leise klimperten. Elranna hatte nicht verstehen können, warum Arina ihr den Schmuck ließ. Ein Schwein trug ja auch keine Perlenketten. Aber es war Arinas Damane, und Elranna mischte sich nicht in ihre Ausbildung ein. Man hatte die Frau vor einer Woche auf einem Schiff ihres Volkes gefunden. Sie war stark und hatte tapfer für ihr Schiff gekämpft, aber letztendlich hatte sie ihr gerechtes Schicksal ereilt. Wie jede Frau, die die eine Macht benutzen konnte, gehörte sie an die Leine. Und da war sie nun. Die Damane war wohl sehr stark, aber Tiri hatte berichtet, dass sie alles sehr umständlich gestalte. Elranna schenkte Tiri Glauben. Nicht jede Sul’dam tat dies, aber Tiri hatte es sich verdient. Heute sollte die neue Damane lernen, wie man ein Schiff anzutreiben hatte. Die Marath’Damane dieses Volkes trieben ihre Schiffe auch mit Hilfe der Einen Macht vorwärts, aber anscheinend veränderten sie dabei für eine große Region das Wetter, um Wind zu erzeugen. Elranna wusste, dass es die Damane erschöpfen musste, einen Sturm zu gestalten. Es war besser wenn die Neue die Methoden der Seanchan lernte, dann hatte sie im Notfall genügend Kraft zum Kämpfen. Arina hatte ihr natürlich zugestimmt. „Schiff voraus! Schiff voraus!“ hallte die tiefe Stimme eines Matrosen aus dem Krähennest. Elranna beobachtete das Treiben auf dem etwas tiefer gelegenen Hauptdeck. Wenn ein Schiff gesichtet worden war, würde man sicher beisteuern, um die Eide von der Mannschaft ablegen zu lassen. Ob man auf diesem Schiff wohl auch eine Marath’Damane finden würde? Der erste Offizier kam zu ihnen auf das Hinterdeck geklettert. Zweifellos würde er dem Steuermann den Kurswechsel befehlen. Sie wusste was sie zu tun hatte, und beugte sich zu Tiri hinüber: “Tiri, du weißt was wir nun brauchen.“ Die Frau nickte. Sie war wirklich eine gute Damane. Elranna strich ihr liebevoll über das lange braune Haar. Die gerippten Segel des Schiffes blähten sich, und sie nahmen an Fahrt auf. Nailija kauerte an Deck neben Arina. Oh wie sie diese Frau hasste. Seit einer Woche trug sie nun schon dieses Halsband. Es war einfach grausam. Einst hatte sie sich für eine starke Frau gehalten, aber diese Seanchan, wie sie sich nannten hatten Mittel und Wege eine Frau zu brechen. Glaubten sie jedenfalls. Natürlich hatte Nailija sich gewehrt. Hatte eine Sul’dam zusammengeschlagen, bevor sie selbst den Schmerz nicht mehr ertragen konnte. Oh dieses Halsband war ein Fluch. Sie hatte sehr schnell lernen müssen, sich ihrem Schicksal zu ergeben. Aber sobald das Licht ihr gnädig war, und ihr das Schicksal eine Chance bieten würde, würde sie Arina für alles büßen lassen. Ach, was dachte sie da. Nicht nur Arina, alle auf diesem Schiff würden büßen müssen. Bis dahin würde sie sich fügen müssen, ob sie wollte oder nicht. Das Halsband ließ ihr keine andere Wahl. Rufe tönten über das Deck. Nailija verfluchte sich, dass sie in Gedanken gewesen war. Sie hatte teilweise immer noch Probleme diesen schleppenden Akzent dieser Menschen zu verstehen, wenn sie sich nicht konzentrierte. Ein Offizier kam herauf geklettert und ging zum Steuermann. Sie bemerkte wie die andere Sul’dam, sie hieß Elranna, Tiri etwas ins Ohr flüsterte. Das Gewebe das Tiri daraufhin wob war erstaunlich. Es erzeugte auf kleinstem Raum eine starke Böe, die nur das Schiff anzutreiben schien. Viel effektiver als sie selbst es gelernt hatte. Die Windsucherinnen der Atha’an Miere erzeugten immer großflächig Wind, der eine gesamte Region betraf. Dieses Gewebe hier... Nailija schüttelte ungläubig den Kopf. „Merk Dir gut, wie Tiri das macht, Nailija. Ich erwarte von dir, dass du es später kannst. Aber zuerst müssen wir uns um dieses Schiff kümmern.“ Ein Schiff? Hier? Nailija nahm an, dass es sich nicht um ein Schiff der Seanchan handelte, sonst hätte man sich nicht darum kümmern müssen. Es muss wohl ein Schiff ihres Volkes sein, die Küstenschiffe der Landgebundenen kamen nicht soweit heraus. Verdammt. Es musste einen Weg geben, wie Nailija ihnen helfen konnte. Arlaine brüllte Befehle über das Deck. Sie mussten es schaffen diesem Schiff zu entkommen. „Ich verstehe nicht, Arlaine.“ Meldete sich Carlina zu Wort, „Was ist so schlimm, wenn sie zu uns an Bord kommen. Vielleicht können wir Handel treiben.“ „Ich habe auf den Aile Dashar Gerüchte gehört. Beunruhigende Gerüchte. Diese Leute nennen sich Schonchen, oder so ähnlich. Jedenfalls haben sie Frauen, die die Macht benutzen können.“ - „Was soll das hei...?“ - „Sie halten sie wie Tiere, und benutzen sie als Waffen“, Arlaines Tonfall wurde ernst, „Die Segelherrinen die mir berichteten sind Freunde, Carlina. Ich glaube ihnen. Und ich erwarte, dass dir das reicht. Tu dein Bestes, um uns so schnell wie möglich von ihnen weg zu bringen.“ Carlina griff nach der Wahren Quelle, das warme Pulsieren von Saidar durchströmte sie. Sie verwob die Elemente Wasser und Luft zu einem gewaltigen Gewebe am Himmel über ihr, und augenblicklich begann ein Wind zu wehen. Die eben erst gehissten Segel der Sanften Woge blähten sich, und sie nahmen an Fahrt auf. Mit gewaltiger Kraft und Eleganz durchbrach der schneidige Bug die Wellen vor ihm. Doch es nützte nichts. Das riesige Schiff mit den gerippten Segeln kam unaufhaltsam näher, egal wie viel Kraft Carlina noch in ihr Gewebe steckte. Das war einfach unmöglich. Wie konnte dieses zu breit geratene Schiff einen Klipper der Atha’an Miere einholen? An Steuerbord voraus krachte eine riesige Feuersäule aus dem Wasser. Die Steuermänner rissen am Steuerrad. Das war knapp. Männer und Frauen schrien an Deck. Sie hatten Angst. Und mitten drin stand Arlaine. Sie wirkte ruhig wie ein Fels. Sie brüllte Befehle, um die Mannschaft wieder zur Ruhe zu bewegen. Alle hatten ihre Aufgaben zu erfüllen. Carlina starrte vom Heck aus auf das aufholende Schiff. Deswegen also kamen die Angreifer so schnell näher. Arlaine hatte recht gehabt. Diese Schonschen hatten Machtlenkerinnen an Bord. Die Steuermänner rissen das Ruder wieder herum. Carlina verlor das Gleichgewicht, und viel unsanft zu Boden. Warum hatten diese Idioten...? Da sah sie die Feuersäule. Sie musste direkt vor dem Bug des Schiffes aufgetaucht sein. Arlaine warf Carlina einen unmissverständlichen Blick zu. Sie verstand sofort. Oft schon hatten sie sich Küstenpiraten erwehren müssen, die dumm genug waren ein Schiff des Meervolkes zu überfallen. Carlina postierte sich breitbeinig am Heck. Das fremde Schiff war inzwischen sehr nahe, und sie konnte Gewebe aus Luft und Wasser erkennen, die die Segel dieses Schiffes blähten. Sie waren erstaunlich. Saidar durchströmte sie. Carlina verwob Feuer und Luft, und schon rasten Feuerbälle von ihren Händen auf das gegnerische Schiff zu. Arina war mehr als beeindruckt, als Nailija riesige Feuersäulen aus dem Meer brechen ließ. Doch immer noch floh das Schiff dieses Meervolkes. Sie ließ Nailija noch eine Feuersäule erschaffen. Vielleicht würde das das Schiff aufhalten. Die Flüchtenden hatten sowieso keine Chance. Der schneidige Klipper konnte wieder in letzter Sekunde ausweichen, und doch kamen sie ihm immer näher. Es war ein gutes Schiff stellte Arina kühl fest. Nicht so mächtig wie das, auf dem sie fuhr, aber dafür sehr wendig. Wenn sie erst nah genug dran waren konnte Nailija diese Marath’Damane, die offensichtlich an Bord war, abschirmen. Auch sie musste angeleint werden. Es war ihre Bestimmung. Arina wollte ihrer Damane grade befehlen eine weitere Feuersäule zu erschaffen, als ein Feuerball den Hauptmasten des Schiffes traf. Über die Entfernung hatte er an Stärke verloren, so dass er den Mast nur äußerlich beschädigen konnte. Trotzdem verursachte er mehr als einfache Unruhe auf dem Deck. Feuer war das schlimmste, was einem Schiff widerfahren konnte. Anscheinend hatte die Marath’Damane vor die Segel zu verbrennen, damit sie nicht mehr folgen konnten. Aber sie würde schon stärkere Geschütze auffahren müssen, um die Seanchan aufzuhalten. Arina sah noch einige Feuerbälle über das Deck rauschen. Keiner traf. Der Wind den die Marath’Damane heraufbeschworen hatte nahm auch immer mehr an Stärke zu. Man musste dieses Schiff auf alle Fälle stoppen. Die Frau durfte nicht entkommen. Arlaine stand an Deck ihres Schiffes und gab Befehle aus. Wenn sie nicht schneller vorwärts kamen, wäre es nur eine Frage der Zeit bis das andere Schiff sie eingeholt hätte. Zwei mal schon hätte eine dieser Feuersäulen ihr Schiff fast zerstört. Fast. Anscheinend wollten die Fremden sie nicht versenken. Den Gerüchten nach, war es sicher die Windsucherin, die sie wollten. Und irgendwelche Eide, aber das sollte vorerst egal sein. Niemand würde ein Mitglied ihrer Crew entführen. Plötzlich brach wieder Feuer aus dem Wasser vor ihnen. Diesmal war es keine Säule, es war eine ganze Wand aus Feuer! „Abdrehen! Abdrehen!“ Brüllte sie nach hinten zu den Steuerleuten. Der Klipper neigte sich bei dem scharfen Wendemanöver stark zur Seite. Da! Vor ihnen! Wieder eine Feuersäule! „Weiter abdrehen!“ Brüllte Arlaine. Ihnen blieb nur noch ein Weg offen. Direkt auf das feindliche Schiff zu. Einen kurzen Moment wägte Arlaine die Möglichkeit ab, den Gegner zu rammen. Sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Das riesige Schiff würde sie unter Wasser drücken. Nein, ihnen blieb nur eine Möglichkeit offen. Und diese Schonschen, oder wie auch immer, würden ihr blaues Wunder erleben. „Holt die Segel ein“ befahl sie ihren Leuten. Die Reling streichelnd ging sie Richtung Heck des Schiffes. Sie hatte jetzt etwas mit Carlina zu bereden. Elranna saß nervös in dem Beiboot. Natürlich war Tiri bei ihr. Auch eine weitere Sul’dam war mit an Bord, und einige Soldaten. Einerseits konnte sie verstehen, warum das Meervolk beigedreht hatte, diese neue Damane hatte ihnen wirklich zugesetzt. Elranna war immer noch von ihrer Kraft erstaunt. Andererseits war diese Kapitulation zu plötzlich gekommen. Alles schien irgendwie zu einfach zu sein. Natürlich würde man vorsichtig sein müssen, es befand sich immer noch eine Frau an Bord des Klippers, die nicht gekoppelt war. Doch Elranna war mit Arina einer Meinung gewesen, dass sie nachdem sie diesen Wind heraufbeschworen hatte völlig erschöpft sein musste. Ihr kläglicher Gegenangriff war Beweis genug dafür gewesen. Tiri hielt die ganze Zeit die Wahre Quelle, damit sie nicht so einfach überrascht werden konnte. Außerdem hatte sie Befehl, sofort zu melden, wenn sie eine Frau sah, die die Quelle ebenfalls hielt. Das Beiboot kämpfte sich seinen Weg durch die Wellen auf sein Ziel zu. Wenn die Crew die Eide leisten würde, würde man sie vielleicht weiter segeln lassen. Elranna konnte nicht sagen, warum ihr ausgerechnet dieser Gedanke durch den Kopf ging. Wahrscheinlich, weil man das letzte Schiff dieses Volkes hatte zerstören müssen. Die Marath’Damane hatte sich heftig gewehrt. Es war Glück gewesen, dass man sie noch lebend aus dem Meer gefischt hatte. Es war wirklich Glück gewesen. Diese Frau war stark, und Elranna war froh, dass sie sie jetzt als Rückendeckung auf dem Schiff hatte. Vorher war Tiri die einzige Damane an Bord gewesen. Elranna rief sich in Gedanken wieder zur Ordnung. Sie durfte nicht abschweifen. In so einer Situation war es lebenswichtig sich ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren. Tiri hatte immer noch keine Frau entdecken können, welche die Macht hielt. Eigentlich hätte sie dieses Leuchten, wie sie sich ausdrückte, schon sehen müssen. Die Marath’Damane war wahrscheinlich am Ende ihrer Kräfte gewesen. Deswegen hatten sie sich auch entschlossen, die Flucht aufzugeben. Plötzlich schlug ein Blitz direkt neben dem kleinen Boot ins Wasser. Die Soldaten fingen vor Überraschung und Angst an zu schreien und warfen sich instinktiv zur Seite. Das Boot fing unheimlich an zu schaukeln. Elranna musste jetzt Ruhe bewahren. „Wo ist sie Tiri“, brüllte sie die Damane an. Verdammt, wie hatte sie sie übersehen können? Noch ein weiterer Blitz krachte neben dem Boot ins Wasser. Tiri suchte das Deck des Schiffes fieberhaft ab. Elranna würde nicht übereilt handeln. Sie würde das Schiff schonen, die Frau war es, auf die es ankam. Aber wenn man sie nicht schnell fand, würde Elranna ihre Pflicht tun müssen. Dann sah sie die Marath’Damane. Hinter einem Fenster am Heck des Schiffes stand eine Frau, umgeben von einem hellen Leuchten. Das Beiboot wurde von einem dritten Blitz getroffen. Elrannas Körper wurde durch die Luft geschleudert, doch sie merkte nicht mehr, dass sie auf der Wasseroberfläche aufschlug. Carlina stand in ihrem Quartier am Heck der Sanften Woge. Sie hatte bis zum letzten Augenblick gewartet, dann hatte sie ohne Gnade zugeschlagen. Die ersten beiden Blitze waren neben dem kleinen Ruderboot eingeschlagen, der dritte hatte es getroffen und vernichtet. Ein Glück nur das die Machtlenkerin sie nicht entdeckt hatte, sonst hätte sie nicht so ein leichtes Spiel gehabt. Sie machte sich auf, um an Deck zu gehen. Die größte Gefahr war jetzt sicherlich gebannt. Die Mannschaft würde jetzt Segel setzen und sich soweit wie möglich von diesem Schiff entfernen. Ohne Machtlenkerin hatten sie keine Chance ihren Klipper einzuholen. Nailija stand mit Arina auf einem der turmartigen Aufbauten des Schiffes. Sie hielten das Beiboot und den Klipper genau im Auge, um bei möglicher Gefahr eingreifen zu können. Alles schien ruhig. Nailija spürte Trauer und Wut in sich. Warum hatte die Mannschaft so schnell aufgegeben? Das Schiff war nicht beschädigt worden, sicherlich hätten sie eine Chance gehabt zu entkommen. Aber diese plötzliche Kapitulation machte sie wütend. Sie hätten kämpfen müssen! In diesem Moment geschah das Unglaubliche. Drei Blitze zuckten vom wolken verhangenen Himmel herab, und das Beiboot samt seiner Passagiere war nicht mehr. Fast zeitgleich wurden auf dem Klipper die Segel wieder gehisst. Es war alles geplant gewesen, aber wieso hatten Tiri und Elranna die Windsucherin nicht vorher entdeckt? Nailija lächelte zufrieden. Als der Klipper langsam an Fahrt gewann sah sie eine Frau an Deck kommen. Sie war vom Leuchten Saidars umgeben. „Sie dürfen nicht fliehen Nailija. Wir müssen diese Frau bekommen, das ist das Wichtigste. Die Segel.“ Arina deutet auf die Segel des Klippers. Nailija blieb nichts anderes übrig. Sie musste gehorchen. Aber es tat ihr innerlich weh. Er war wirklich ein schönes Schiff, und sie beschädigte ihn ungern. Zwei Feuerbälle setzten gezielt die Segel des Klippers in Brand. Nailija konnte sehen, wie die Seeleute nun panisch versuchten das Feuer zu löschen. Sie hatte keine Zweifel daran, dass es ihnen gelingen würde. Die Atha’an Miere waren die besten Seeleute der Welt. Jeder wusste, was er in so einer Situation zu tun hatte. Aber da war etwas dass sie stutzig machte. Anscheinend hatte Arina das Leuchten um die Windsucherin nicht gesehen. Offenbar war sie noch nicht lange Sul’dam. Ohne Zweifel erwartete sie, dass sie ihr sofort berichten würde, aber Nailija war keine Damane aus Seanchan, so wie Tiri. Sie würde niemals eine andere Frau mit dem Talent verraten. Carlina eilte an Deck. Die Segel waren bereits gehisst worden, und das Schiff nahm Fahrt auf. Es würde schwierig werden, aber sie glaubte, dass sie in der Lage war das Gewebe nachzuahmen, dass die Gegner benutzt hatten um ihr Schiff voran zu treiben. Sie hatte wieder am Heck Stellung bezogen und wollte beginnen das Gewebe zu formen, als zwei Feuerbälle gezielt die Segel in Brand setzten. Verdammt! Und sie hatte geglaubt das Schlimmste wäre überstanden gewesen. Carlina wirbelte herum, so dass sie das feindliche Schiff überblicken konnte. Sie konnte nichts entdecken. Irgendwo musste noch eine Machtlenkerin sein! Wo war die Frau? Doch dann. Auf einem dieser Türme sah sie eine Gestalt, die vom Glühen Saidars umgeben war. Der Klipper war inzwischen etwas abgedriftet. Carlina sandte Feuerbälle in Richtung der Frau, sie wollte so wenig Schaden wie möglich anrichten. Wieder brachen Feuersäulen aus dem Meer. Man wollte sie mit allen Mitteln an der Flucht hindern. Sie sah keine andere Möglichkeit. Gezielt schleuderte sie einen Blitz auf den Turmaufbau, auf dem die Frau stand. Nailija war dabei ein neues Gewebe zu gestalten, um das fliehende Schiff mit einer weiteren Feuersäule zu stoppen, als ein Blitz direkt vor ihr und Arina ins Deck schlug. Sie wurde durch die Luft nach hinten geschleudert. Der Aufprall auf dem Deck presste ihr die Luft aus den Lungen, und sie schnappte verzweifelt nach Luft. Die Sul'dam lag nicht weit entfernt von ihr am Boden, doch sie war bereits dabei sich wieder aufzurappeln. Nailija drehte sich auf den Bauch, um dann aufzustehen. Als sie sich auf alle Viere gestützt hatte, bemerkte sie, das neben ihr eigentlich die Rehling hätte sein müssen. Die Explosion, die der Blitz ausgelöst hatte, musste sie mit weggesprengt haben. Nur wenige Zentimeter und Nailija könnte sich von dieser Qual befreien. Doch schon der Gedanke daran, vom Schiff zu springen ließ ihre Muskeln verkrampfen. Aber es musste einen Weg geben. „Steh auf“, fauchte Arina sie an. Sie blieb auf allen Vieren. „Steh auf“, wiederholte die Sul’dam sich. Als Nailija der Aufforderung erneut nicht nachkam, spürte sie, wie sie bei lebendigem Leib gekocht wurde. Nur ganz kurz. Aber das war eines der Dinge, die einer Damane widerfuhr, wenn sie nicht augenblicklich gehorchte. Sie begann zu lächeln. Sie lag nun gekrümmt vor Schmerz auf der Seite. „Steh auf!“ brüllte Arina. Wieder der unerträgliche Schmerz. Nailija warf sich vor Schmerzen hin und her, aber es war genau das, was sie wollte. Diese Sul’dam würde sich selbst zum Verhängnis werden. Nur noch ein bisschen mehr. Wieder die Aufforderung aufzustehen. Nailija begann zu lächeln, als der Schmerz sie erneut durchzuckte. Sie warf sich hin und her. Dann endlich fiel sie über Bord. Die Leine spannte sich und schnürte ihr die Luft ab, als ihr Sturz kurzzeitig aufgehalten wurde. Dann folgte Arina ihr. Überraschung und Ungläubigkeit standen in ihrem Gesicht geschrieben, als sie Nailija in die Tiefe folgte. Carlina war auf einen heftigen Gegenschlag gefasst. Saidar durchströmte sie. Die Süße war so befriedigend, so schön, dass es fast schmerzte. Sie war bereit wieder zuzuschlagen. Doch es kam nicht dazu. Kein weiterer Angriff. Der Blitz musste die Frau getötet haben. Carlina beobachtete die Mannschaft des anderen Schiffes. Sie liefen aufgeregt hin und her. Viele versuchten die kleinen Brände zu löschen, die sich rund um den zur hälfte zerstörten Aufbau gebildet hatten. Man hatte keine Zeit sich um die Verfolgung zu kümmern. Die Rufe auf dem eigenen Schiff rissen sie aus ihrer Beobachtung. Die Männer hatten fast alle Brände gelöscht. Trotzdem konnte ein wenig Hilfe nicht schaden, entschied sie. Saidar durchströmte sie noch immer. Sie verwob einige Stränge Luft und Wasser, und richtete sie auf die übrigen Brandherde. Die kleinen Feuer verloschen augenblicklich. Arlaine kam zu ihr ans Heck. „Gute Arbeit. Ich denke du hast uns gerettet.“ Carlina fühlte sich geschmeichelt. Sie hatte nur das getan, was jeder andere auch in dieser Situation getan hätte. „Es wird nicht lange dauern, die Segel zu flicken“, fuhr Arlaine fort, „dann können wir unseren Weg fortsetzen. Aber wir werden zurück zur Aile Dashar segeln. Die anderen müssen über dieses Volk informiert werden. Gerüchte müssen zu Tatsachen gemacht werden“ Die Segelherrin ließ Carlina alleine am Heck zurück. Sie waren inzwischen weit vom feindlichen Schiff abgedriftet. Hoffentlich war dies ihre letzte Begegnung mit diesem Volk. Aber es war auch aufregend gewesen, gestand sich Carlina ein. Wenn sie sie das nächste Mal sah, würde sie ihrer Schwester Nailija von diesem Erlebnis erzählen müssen...
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