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18. Nesan

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Die Rechte und Pflichten der Adjutantinnen

Der Saal der Amyrlin wirkte sehr verändert, als sie ihn als letzte ihrer kleinen Gruppe betrat, das war das erste, was ihr ins Auge fiel. Nur der Schreibtisch und der „Thron“ – eigentlich mehr ein Sessel – waren von ihrer alten Ausstattung geblieben. Auch Elaidas Gemälde waren verschwunden, stattdessen waren fröhliche Szenen zu sehen, die sie nicht erkannte. Egwene hatte bereits Platz genommen und fünf Männer, Salak Turvalis und ihre vier anderen Behüter, standen regungslos hinter ihr, während Nicola und Leane respektvoll bei der Tür verharrten, bis sie gerufen würden.

Siuan dachte unwillkürlich an Alric, als sie die fünf Behüter sah, und musste prompt ihre Tränen zurückhalten. Egwene hatte ja keine Ahnung, was sie getan hatte, gleich fünf! Tarna setzte sich wortlos zu Egwenes Rechten und – Siuan traute ihren Augen kaum! – führte offenbar das Protokoll weiter, obwohl die Sitzung unterbrochen war. Vermutlich wollte sie sichergehen, dass ihr nichts entging. Anscheinend hatte die Rote es mühelos geschafft, ihr den Rang abzulaufen, überlegte sie deprimiert. Egwene blickte sie an und deutete auf den Stuhl zu ihrer Linken. Dankbar trat sie um den Tisch herum und setzte sie sich. Erleichtert nahm sie zur Kenntnis, dass ihre Unterstützung nach wie vor gefragt war. Siuan glaubte, zu verstehen, warum Egwene das über die Eide enthüllt hatte, aber den Folgen dieser Enthüllung sah sie keineswegs erfreut entgegen. Nun, solange Egwene auch die Roten auf ihre Seite ziehen wollte, hatte es wohl für sie keine andere Wahl gegeben, als ihre Lügen zu enthüllen. Erst als sie saß bemerkte sie, dass nicht zwei, sondern drei Männer vor ihr standen und Egwene ruhig musterten. Und der dritte war kein anderer als Mattin Stephaneos, der ehemalige König von Illian! Gegen ihren Willen war Siuan beeindruckt, der Mann hatte gegenüber der Weißen Burg nie besonders viel Respekt gezeigt, schien jetzt aber Mitglied im Kreis von Egwenes Vertrauten zu sein. Mesaana stand gefesselt an der Seite aber niemand schenkte ihr Beachtung. Es kostete sie Mühe, nicht mit Hilfe Saidars deren Fesseln zu überprüfen.

„Gareth, wie viel Mann braucht Tar Valon um effektiv verteidigt werden zu können?“ wollte die Amyrlin wissen. Sie ging also weiterhin davon aus, dass die Seanchan angreifen würden. Allerdings bestand keine große Chance, dass Gareth einen Weg fand, mit den Damane fertig zu werden; sie stellten die eigentliche Bedrohung dar.

„Das hängt davon ab, wer angreift, Mutter. Und wir schnell wir Euer Kunststück mit den Ketten beseitigen können.“

„Darum kümmere ich mich persönlich. Wie viele?“

„Mindestens dreißigtausend, Mutter. Besser mehr. Ich gehe davon aus, dass ihr die restlichen Truppen anderweitig einsetzen möchtet?“

„Natürlich. Angesichts der Heere, die sich derzeit überall sammeln, bleibt mir nichts anderes übrig, Gareth. Wen schlagt ihr als Befehlshaber für Tar Valon vor?“

Lord Bryne wölbte eine Braue. „Wo ist denn der jetzige?“ gab er zurück.

Egwene wandte sich an sie. „Siuan?“

„Ich habe versucht, Hochkapitän Chubain ausfindig zu machen, Mutter. Allerdings scheint er verschwunden zu sein, niemand weiß, wo er steckt.“ Tarna hob eine Braue. Offenbar hatte sie nicht erwartet, dass sie so gut informiert wäre, das war ein klarer Punkt für Egwene. Es bestand kaum die Gefahr, dass sie Tarna die Führung übernehmen ließe. Zugleich jedoch machte es deutlich, dass die Mutter weiterhin von ihr erwartete, mit vollem Einsatz hinter ihr zu stehen. Die Mutter bat nicht um ihre Unterstützung, sondern forderte sie. Einerseits war das gut und richtig so, aber andererseits war das noch immer ein sehr seltsames Gefühl.

„Also vermutlich ein weiterer Schattenfreund.“ stellte die Amyrlin ungerührt fest. „Tarna, ein Steckbrief für Jimar Chubain. Lord Bryne, der Befehlshaber?“

„Nun, Mutter, ich könnte natürlich selbst…“

„Kommt nicht in Frage, Euch brauche ich im Feld.“ Diese Aussage verhieß nichts Gutes. Da sie laut Mins Sicht in seiner Nähe bleiben musste, würde auch sie wohl nicht lange in der Weißen Burg bleiben können.

„Dann vielleicht Lord Gawyn, er ist zweifellos…“

„Schon verplant.“

„Dann schlage ich Mattin Stephaneos vor, Mutter, falls ihr ihm so vertrauen könnt, wie mir. Er ist nicht nur ein guter Stratege, sondern kennt sich auch ausgezeichnet in der Verwaltung aus. Sicherlich könnte er…“

„Das kann ich in der Tat, Gareth.“ unterbrach ihn Egwene. „Mattin?“ wandte sie sich dann fragend an den ehemaligen König Illians. Siuan fragte sich unterdessen, was Gareth mit dem Vertrauen gemeint haben konnte. Natürlich hatte Gareth bisher keinen Anlass gegeben, an ihm zu zweifeln, aber er hatte geklungen, als meine er etwas anderes.

„Das Mindeste, was ich tun kann, Mutter.“ gab Mattin ohne das geringste Zögern und mit einer mehr als angemessenen Verbeugung zurück. Die Amyrlin nickte ihm dankend zu. Erneut wunderte sich Siuan, was sich zwischen diesen beiden zugetragen hatte, dass er so … folgsam schien.

„Mutter,“ wandte sich Gareth an Egwene „wenn ich fragen dürfte, an welche Art von Feldeinsatz Ihr gedacht habt. Soweit ich weiß, habe ich meinen Vertrag bereits erfüllt.“

„Und ganz ausgezeichnet noch dazu. Zu gut, um genau zu sein, Gareth, auf einen Heerführer wie Euch kann ich unmöglich verzichten, wenn es gegen die Seanchan geht. Allerdings hoffe ich, das hat noch etwas Zeit, ich dachte eher an die Schwarze Burg.“ Die Schwarze Burg? Licht!, was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Stuhl herum, bevor sie es bemerkte und wieder still saß. Ärgerlich musste sie feststellen, dass niemand von den übrigen in gleicher Weise überrascht zu sein schien. Tarna wirkte völlig gelassen und sogar Nicola zuckte mit keiner Wimper!

Auch Gareth blieb gelassen, aber den brachte ja sowieso fast nichts aus der Ruhe, wie sie ja selbst schon oft genug hatte feststellen können. „Das hört sich nicht sehr verlockend an, Mutter.“ gab er ruhig zurück.

„Ich brauche nicht Eure Männer, Gareth, höchstens ein paar wenige als Boten oder Kundschafter. Was ich brauche, ist Euer Kopf bei der Planung des Angriffs auf den Schattenfreund Mazrim Taim.“ Taim war ein Schattenfreund? Verdammt!, warum erfuhr sie das erst jetzt? Alle übrigen wirkten erneut unbeeindruckt. Doch dann bemerkte sie einen fragenden Blick von Leane. Anscheinend hatte auch sie hiervon keine Ahnung gehabt. Siuan schüttelte fast unmerklich den Kopf und gab ihr damit zu verstehen, dass es ihr genauso erging.

„Wenn das so ist, werde ich Euch gerne helfen, so gut ich kann, Mutter. Allerdings weiß ich noch immer viel zu wenig über die Anwendungsmöglichkeiten der einen Macht.“

„Das wird sich ändern, sobald Logain endlich hier auftaucht.“ gab Egwene zurück und es klopfte an der Tür. „Herein!“ rief die Mutter sofort.

Und herein kam Sharina, gefolgt von drei Männern in schwarz. Siuan konnte es kaum fassen, einer war tatsächlich Logain! Sie blickte verblüfft zu Egwene und dann bemerkte sie es. Wie hatte ihr das nur entgehen können!

Egwene schimmerte. Sie war von einem ähnlichen Schein umgeben wie Rand und Mat und Perrin, wenn auch längst nicht so stark und irgendwie anders. Egwene war Ta’vaeren, gar kein Zweifel!
Gareth war der erste, der etwas sagte, als die Tür sich schloss. „Glaubt ihr mir jetzt, Mutter?“

„Allerdings, Gareth. Es bleibt dabei, kein Wort zu irgendjemandem!“ Egwene hatte einen strengen Tonfall angeschlagen.

„Natürlich, Mutter.“

Was war gemeint? Sie hatte Gareth viel über Ta’vaeren erzählt, hatte er es schon vor ihr bemerkt? Wahrscheinlich. Egwene wandte sich gelassen den Neuankömmlingen zu. Sie war wirklich gut geworden, wie Siuan zugeben musste, selbst sie hatte als Amyrlin in Logains Nähe ihr Unbehagen verbergen müssen, aber es schien fast, als hätte das Mädchen das nicht einmal nötig. Seltsamerweise war das Schimmern um sie herum jetzt wieder verschwunden

„Sharina, lasse Dich von Nicola mit den Rechten und Pflichten einer Adjutantin des Amyrlin-Sitzes vertraut machen. Ihr zwei...“ Egwene blickte nacheinander zu den anderen Männern in schwarz, während Sharina und Nicola knicksten und den Saal verließen „...könnt hier bei Tarna bleiben, so lange ihr still seid.“ Beide wirkten sehr gelassen für männliche Machtlenker, die sich mitten in der Weißen Burg befanden, und bezogen in Nachahmung von Egwenes Behütern hinter Tarna Aufstellung. Das war alles sehr seltsam, sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Warum sollten die beiden bei Tarna bleiben wollen? Das ergab überhaupt keinen Sinn. Die Amyrlin wandte sich erst jetzt an Logain.

„Willkommen in der Weißen Burg. Ich hoffe, dieser Aufenthalt wird für Euch angenehmer, als Euer letzter. Logain Ablar, darf ich Euch Tarna Feir, Gawyn Trakand und Mattin Stephaneos vorstellen? Siuan Sanche, Leane Sharif und Gareth Bryne kennt Ihr ja bereits. Das hinter mir sind meine Behüter.“ Sie wies nacheinander auf die Genannten, zuletzt deutete sie beiläufig mit dem Daumen über ihre Schulter. „Und jetzt zur Sache: Mazrim Taim ist ein Schattenfreund und ich werde ihn in der Schwarzen Burg angreifen. Ihr seid hier als taktischer Berater. Doch zuerst muss ich sichergehen, dass Ihr nicht selbst ein Schattenfreund seid. Ich werde Euch daher kurzfristig dem Zwang unterwerfen und befragen müssen, das ist leider unumgänglich. Ich habe dasselbe bei einigen der übrigen anwesenden Männer und zahlreichen Aes Sedai bereits getan. Stimmt Ihr der Anwendung des Zwanges bei Euch zu?“ Sie hatte einige der anwesenden Männer dem Zwang unterworfen? Sie musste ihre Behüter meinen. Es war unmöglich, sagte sie sich, sicher hätte Gareth ihr davon erzählt, wenn er einer davon wäre! Hätte er das wirklich? Immerhin war die Anwendung von Zwang verboten.

„Sicher, Mutter.“ gab Logain lächelnd zurück und sie konzentrierte sich lieber wieder auf das Geschehen vor ihren Augen..

„Wandelt Ihr wahrhaftig im Licht?“ Siuan musste sich zusammenreißen, um Egwene nicht überrascht anzustarren. Sie hielt plötzlich mehr Saidar, als selbst Mesaana normalerweise lenken konnte, wesentlich mehr! Es war um Längen mehr, als sie bei der Vollversammlung in sich aufgenommen hatte, und schon das war mehr gewesen, als sie selbst bei Matrim Cauthons Heilung hatte lenken müssen. Für den Zwang selbst jedoch verwendete sie nur einen winzigen Bruchteil davon. Das Gewebe war so fein, dass Siuan bezweifelte, es auch nur vor ihrer Dämpfung hätte weben zu können, geschweige denn jetzt. Egwene musste ein starkes Angreal dabei haben. Nein, bei dieser Menge wohl sogar ein Sa'angreal. War es diese merkwürdige Kleidung, die sie trug und die in den Farben aller Ajahs schimmerte, so dass die Stola dagegen verblasste? Oder vielleicht die dazu passende Halskette? Normalerweise leuchteten Angreale und Sa'angreale, wenn man sie beanspruchte, aber sie konnte nichts dergleichen feststellen, wie war das möglich?

„Ja, Mutter.“ Gelassen und immer noch lächelnd antwortete der Mann, mit dem sie vor scheinbar so langer Zeit aus Tar Valon geflohen war, und sofort nahm Egwene den Zwang zurück. Dann fügte er hinzu „Allerdings vermute ich, dass praktisch sämtliche übrigen Asha'man der Schwarzen Burg diese Frage anders beantworten würden. Nur aus Neugier, Mutter, was hättet ihr gemacht, wenn die Antwort Nein gewesen wäre?“

„Das.“ gab Egwene zurück und schleuderte augenblicklich einen ungeheuer starken Schild.

Logain wehrte ihn ab, doch der zweite und sogar noch stärkere Schild war zu schnell für ihn. Er lachte! „Ich bin beeindruckt, Mutter, ich bin fast so stark wie der Lord Drache. Und doch seid ihr stärker.“

Sie hörte Salak Turvalis hinter sich ebenfalls lachen. „Natürlich, sie ist die Stärkste Mutter.“

Die Stärkste Mutter! Was hatte das wieder zu bedeuten? Sie wusste natürlich, dass die Stärkste Mutter Teil des Eides war, den jeder Behüter der Weißen Burg im Anschluss an die Bindung leistete, aber sonst wusste sie nicht mehr über die Prophezeiung der Gaidin, als dass sie existierte. Frustriert ging ihr auf, dass sie nicht einmal wusste, wie ausgerechnet Salak Turvalis Egwenes Behüter geworden war. Die Mutter hatte recht gehabt, sie war wirklich nicht mehr annähernd auf dem Laufenden, gestand sie sich missmutig ein.

„Das ist sie in der Tat.“ stimmte Logain fröhlich zu. „Zu Euren Diensten, Mutter. Ich konnte den M'Hael sowieso nie leiden und bin Euch noch etwas schuldig.“ Er wurde schlagartig wieder ernst. „Allerdings befürchte ich, dass es auch im besten Fall ein Gemetzel geben wird. Habt Ihr vor, den Lord Drachen über diese Angelegenheit vorab zu informieren, Mutter?“

„Haltet Ihr das für eine gute Idee?“

„Eigentlich nicht, Mutter. Ehrlich gesagt, erscheinen mir manche Anwandlungen des Lord Drachen etwas besorgniserregend. Sollte er davon erfahren, dass ich hier in der Weißen Burg war oder dass Mazrim Taim tatsächlich ein Schattenfreund ist, dann garantiere ich für nichts mehr, Mutter. Ich sehe mich leider außerstande, seine Reaktion vorherzusagen.“ Er blickte zu der reglosen Verlorenen in der Ecke hinüber und fügte hinzu „Ihr habt bei Eurer Vorstellung anscheinend jemanden vergessen, Mutter.“

„Das ist Mesaana.“ sagte die Amyrlin betont lässig.

„Ihr habt auch eine erwischt?“ Logain wirkte aufrichtig erfreut, aber kein bisschen überrascht! „Ausgezeichnet, Mutter. Wie ich sehe, konntet Ihr es im Gegensatz zum Lord Drachen vermeiden, einen Arm dabei zu verlieren.“ Auch eine erwischt? Den Arm verlieren? Das konnte doch…

„Rand hat einen der Verlorenen gefangen?“ fragte Egwene und fügte sofort hinzu „Wen?“

„Semirhage, Mutter. Gefangen haben sie allerdings eher Nynaeve Sedai und Cadsuane Sedai mit ein wenig Unterstützung von mir und noch zwei anderen. Sie war als Seanchanerin verkleidet, offenbar hatte sie bei ihnen eine hohe Position am Hof inne. Der Lord Drache hat kaum am Kampf teilgenommen, Mutter, er schien kaum Herr seiner selbst und schwankte auf seinem Pferd noch bevor Semirhage ihn am Arm erwischte. Ich sage das nicht gern, aber ich bin sicher, dass der Makel bereits weit in den Geist des Lord Drachen eingedrungen ist. Unter anderem hört er offenbar die Stimme Lews Therins in seinem Kopf, Mutter. Er hält sich tapfer, ist aber ohne Zweifel stark betroffen.“ Er wirkte ernsthaft besorgt, wo es sonst nur Selbstsicherheit zu geben schien. Es war ihm hiermit offenbar wirklich ernst.

„Gibt es etwas, das vielleicht helfen kann, Logain?“ wollte Egwene wissen.

„Ich weiß es leider nicht, Mutter. Ich würde sagen, er sollte zumindest nur selten die Eine Macht lenken, da dies ihm offenbar sehr zusetzt, obwohl Saidin jetzt sauber ist. Leider habe ich darauf aber keinen Einfluss, Mutter.“ Er überlegte einen Moment. „Vielleicht könnte Min Farshaw ihn davon überzeugen, sich zurückzuhalten, Mutter. Allerdings ist er der Wiedergeborene Drache, daher wird er vermutlich noch oft gezwungen sein, die Macht zu verwenden, ob er will oder nicht.“

Das waren mehr als schlechte Nachrichten! Saidin mochte jetzt ja wieder sauber sein, aber der Wiedergeborene Drache war es eindeutig nicht mehr.

„Min ist also bei ihm?“ vergewisserte sich Egwene.

„Immer, Mutter.“ bestätigte er nickend.

Egwene fasste sich fast unmerklich, bevor sie fortfuhr. Für sie würde dieser bemitleidenswerte Junge wohl immer einfach nur „Rand“ bleiben und Siuan fürchtete nach wie vor die Gefahr, die darin lag. Er war jetzt ein anderer und nicht einmal Min würde etwas daran ändern können. „Wie dem auch sei, daran können wir vorerst nichts ändern. Zurück zur Schwarzen Burg. Wie viele Gefolgsleute hat Taim?“

„Über Hundert, Mutter, alle, die er zu Asha'man ernannt hat. Ich selbst habe etwa achtzig Geweihte und Soldaten, denen ich vertraue. Den meisten anderen in der Schwarzen Burg ist dieser Konflikt nach meiner Ansicht kaum bewusst.“

„Was ist mit den Aes Sedai?“

„Die sind alle von meinen Gefolgsleuten und mir gebunden worden, Mutter, der M'Hael hätte sie zweifellos lieber getötet. Wir versuchen, sie so gut wie möglich zu behandeln, aber sie machen es uns nicht leicht. Wir üben regelmäßig Verknüpfungen mit ihnen, damit wir bessere Verteidigungschancen haben, wenn es zu einem Konflikt kommen sollte.“

„Apropos Konflikt, wohin hat Rand die Schwestern und die Asha'man gerade geschickt?“ Als Logain die Mutter daraufhin nur schweigend musterte, fuhr sie deutlich kühler fort. „Dann verratet mir wenigstens, ob Ihr meinen Plan unterstützen werdet oder nicht.“

„Ihr habt bereits mein Wort, Mutter, und dazu stehe ich. Leider kann ich die Loyalität meiner Gefolgsleute nicht so überprüfen wie ihr, Mutter, sonst könnte ich mir ihrer sicherer sein. Es ist wahrscheinlich, dass es zumindest ein paar Spione des M'Hael darunter gibt.“

„Könnt Ihr sie unauffällig hierher schicken, immer zu zweit oder dritt, nicht mehr?“

„Warum, Mutter?“

„Damit ich sie prüfen kann natürlich. Schickt von acht Uhr Morgens bis acht am Abend alle zwei Stunden ein paar her und ich prüfe sie. Wer nicht zurückkommt, ist ein Schattenfreund. Was meint Ihr?“

„Es wird ziemlich lange dauern, bevor wir so zum Ziel kommen, Mutter.“ wandte Logain nicht zu Unrecht ein. Dennoch schien dieser Weg recht erfolgversprechend, das musste sie zugeben, die Mutter schaltete schnell.

„Aber wir kommen an. Es wird auch einige Zeit brauchen, unsere Strategie festzulegen.“

Dann, ganz plötzlich, veränderte sich Egwenes Stimme und sie sprach schneller. „Logain, könnt Ihr Gareth bitte so viele Anwendungen der Macht erklären, wie Euch einfallen? Mattin, vielleicht leistet Ihr ihnen Gesellschaft? Wir werden Tar Valon wahrscheinlich ebenfalls bald gegen Machtlenker verteidigen müssen, es wird nützlich für Euch sein, mehr über die unterschiedlichen Gewebe zu erfahren, mit denen wir es dann vielleicht zu tun bekommen. Tarna, sobald Du die Prüfungen für Nicola und Sharina für morgen vorbereitet hast, ist das alles für heute, vielen Dank. Leane, versuche Hauptmann Chubain aufzutreiben, vielleicht hat er die Stadt noch nicht verlassen. Siuan, gehe mit Tarna, vielleicht zeigt sie Dir das eine oder andere Protokoll. Ich bin sicher, ihr vertragt Euch.“ Sie erhob sich.

Warum bloß hatte sie es plötzlich so eilig? Es musste etwas Wichtiges passiert sein, aber sie konnte sich keinen Reim darauf machen, was es sein mochte. Sie wechselte einen Blick mit Tarna, die genauso ratlos schien. Als sie und die übrigen den Saal verließen, blieb nur Gawyn zurück – und natürlich Mesaana, aber die stand weiterhin mit den Gesicht zur Wand und konnte sich nicht rühren. Selbst Egwenes Behüter verließen angeführt von Salak Turvalis wortlos den Saal. Oh!

Sie wechselte einen Blick mit Tarna, aber keine von ihnen gab ihren Kommentar zu dieser Angelegenheit ab. Was gab es dazu auch zu sagen? Siuan folgte der Roten, als sie sich, gefolgt von den zwei Männern in schwarz, auf den Weg in ihre Räumlichkeiten machte. Dabei unterdrückte sie allerdings den unwillkommenen Impuls, Gareth zu folgen, der unter Begleitung Logains, Mattin Stepaneos' und allen fünf Behütern Egwenes einen anderen Weg nahm. Energisch verdrängte Siuan jede Sorge um seine Sicherheit angesichts der Anwesenheit Logains. Nein, sie hatte wirklich keine Veranlassung, sich über Egwenes Gefühlsleben auszulassen, wo sie doch nicht einmal ihr eigenes unter Kontrolle hatte.

Nach einigen Augenblicken des Schweigens ergriff Tarna schließlich das Wort. „Ist schon seltsam, dass Logain genau im passenden Moment auftauchte. Ich habe mich selbst auch schon manchmal seltsam gefühlt, wenn die Amyrlin in der Nähe war. Weißt Du vielleicht, woran das liegen könnte, Siuan?“ wollte Tarna wissen.

Sie war nicht nur die Behüterin der Chronik und wandelte im Licht, sondern Egwene schenkte ihr offenbar Vertrauen. Siuan beschloss, offen zu sein. „Ich denke, ein Lauschschutz ist eine gute Idee, bevor wir darüber sprechen, Tarna.“

„Ich habe uns bereits geschützt, Siuan.“ gab diese zurück.

Sie hatte? Sie musste das Gewebe umgekehrt und ständig gehalten haben. Ihr Respekt für Tarna Feir wuchs deutlich. „Schön, aber was ist mit den beiden?“, fragte sie mit einem Schulterblick auf die zwei Männer, die ihnen dichtauf folgten. Sie konnte ihre Schritte hören, also schloss der Schutz gegen Lauscher die beiden offenbar mit ein.

Tarna zögerte kaum merklich, bevor sie antwortete. „Ich vertraue meinen Behütern.“

Jetzt war es an Siuan, zu zögern. Es konnte der Roten unmöglich entgehen, dass sie überrascht war. Um ihre Überraschung zu überspielen, machte sie so gelassen sie konnte weiter, wo sie aufgehört hatte. „Ich denke, Du solltest erfahren, dass Egwene al'Vere Ta’vaeren ist. Ich habe das Talent, Ta’vaeren zu erkennen, Tarna, allerdings ist ihres anders als das von Rand und den anderen beiden, daher habe ich es selbst erst gerade eben bemerkt. Anscheinend hat Gareth Bryne eher geschaltet und es der Amyrlin bereits mitgeteilt. Du erinnerst Dich sicher, wie sie ihm verboten hat, darüber zu sprechen, als Sharina genau im passenden Moment eintrat.“

„Gibt es denn verschieden Arten von Ta’vaeren?“ fragte Tarna sofort.

„Anscheinend. Ich kann mich nicht erinnern, davon zuvor schon gehört oder gelesen zu haben, aber es muss so sein. Während Rand förmlich strahlt und die beiden anderen zumindest hell leuchten, scheint Egwene eher zu schimmern und das nicht einmal immer. Besser kann ich es leider nicht beschreiben.“ Siuan gab es nicht gerne zu, aber sie war sowohl überrascht als auch verwirrt durch diese Entwicklung,

„Sind denn schon andere Ereignisse als die der letzten Tage passiert, die in diese Richtung deuteten?“ wollte Tarna als nächstes von ihr wissen.

Sie überlegte einen Moment und begann dann, besonders bemerkenswerte Ereignisse aufzuzählen. „Nun, sie war natürlich mit den anderen am Auge der Welt. Dann war da diese Entführung durch Liandrin, die sie als Damane an die Seanchan ausgeliefert hat. Sie war an den Ereignissen in Falme aktiv beteiligt und auch das trifft auf alle übrigen Ta’vaeren zu. Es gab ein Attentat durch einen Grauen Mann auf sie, als sie zurück in der Burg war, und nur durch pures Glück ist sie entkommen. Allerdings ist es auch möglich, dass dieser Angriff auf Nynaeve zielte. Weil der Angreifer von unbekannter Hand getötet wurde, sobald er die Flucht ergriff, lässt sich das unmöglich noch feststellen.“ Oder auch nicht, fiel ihr ein. Der Vollständigkeit halber fügte sie hinzu: „Es sei denn, Mesaana zeichnet dafür verantwortlich.“

Es gab viele Dinge, die sie selbst in ihrer Regierungszeit zu einem Geheimnis gemacht hatte, aber Tarna Feir war jetzt die Behüterin der Chronik und wandelte im Licht, also erwartete Egwene vermutlich, dass sie sie informierte. „In diesem Zusammenhang sollte ich vermutlich noch erwähnen, dass wenig später Deine Vorgängerin eine tote Seelenlose in ihren Bett fand. Aber zurück zu Egwene. Sie war, wiederum gemeinsam mit den übrigen drei Ta'vaeren, im Stein von Tear, als er fiel. Dann zeigte sich ihr Talent für das Traumwandeln deutlicher und sie ging mit Rand al'Thor und Matrim Cauthon in die Aiel-Wüste nach Rhuidean. Sie war die erste, die Lanfear angriff, als diese in Cairhien ihr wahres Gesicht zeigte, allerdings hielt die Verlorene sie zu dieser Zeit offenbar für eine Aiel. Ich bemühte mich, die Rebellen dazu zu bringen, sie zur Amyrlin zu ernennen, da ich hoffte, so erneut Einfluss auf das Geschehen zu bekommen.“ Es war nicht leicht, so offen zu sein, aber es schien ihr notwendig, ihre lauteren Beweggründe klarzustellen. „Allerdings stellte Egwene al'Vere sich schnell als praktisch unlenkbar heraus, was, wie ich leider sagen muss, auf alle übrigen Ta'vaeren ebenfalls zutrifft. Dann geriet sie unter den Einfluss dieser Halima Saranov, die sie mit Saidin zu beeinflussen versuchte. Sie hielt sich aber trotz beständiger starker Kopfschmerzen ohne jede Abweichung an ihren eingeschlagenen Kurs. Offenbar hatte man diese Frau auf die Mutter direkt angesetzt. Doch so etwas wie gerade eben, habe ich noch nie bei ihr erlebt und ich war oft mit ihr zusammen. Vielleicht zeigt es sich nur unter bestimmten Bedingungen?“

„Ich weiß zwar nur wenig über Ta’vaeren, aber gibt es nicht normalerweise gleich viele positive wie negative Auswirkungen? Bei Egwene al'Vere habe ich bisher nur positive erlebt. Es muss noch mehr dahinter stecken.“ stellte Tarna fest und Siuan gab ihr Recht. „Nach dem“ meinte Tarna ironisch „was ich bisher bei ihr erlebt habe, marschiert sie vermutlich in die Schwarze Burg, während Mazrim Taim und seine Asha'man gerade ein Nickerchen machen und zugleich der Wiedergeborene Drache mit Verstärkung eintrifft. Die Hälfte dessen, was in den letzten Tagen passiert ist, kann ich noch immer kaum glauben oder verstehen, obwohl ich dabei war. Die Sitzung der Schwarzen Ajah, bei der sie sie erwischt hat, war deren erste Vollversammlung seit dem Aielkrieg, kannst Du Dir das vorstellen? Und wie sie sämtliche Novizinnen und Aufgenommenen geschlossen hinter sich bringen konnte! Kaum schließe ich mich ihr als Behüterin der Chronik an, ohne selbst genau zu wissen, warum, außer dass es einfach richtig und notwendig schien, da stellt sich heraus, dass sie das Herz der Burg gefunden hat, und sie enttarnt und überwältigt Mesaana, als wäre es ein Spaziergang. Und erst im Saal der Burg, es war, als zöge sie uns alle völlig in ihren Bann! Klar hat sie sich eine ausgezeichnete Taktik zurechtgelegt, was sicherlich zu großen Teilen auf Deinen Einfluss zurückgeht, und diese ist auch aufgegangen. Aber wie! Ich kann mir beim besten Willen keinen Verlauf der Sitzung denken, bei dem sie besser hätte abschneiden können. Und natürlich war da auch noch die Schlacht, die sie buchstäblich in letzter Sekunde verhindern konnte. Allein die würde schon genügen, um ihr Ta’vaeren zu belegen, meinst Du nicht?“

„Kann ich mal das Protokoll dieser ominösen Sitzung sehen?“ fragte sie und Tarna reichte es ihr wortlos und ohne zu zögern. Sie waren jetzt im Studierzimmer der Behüterin der Chronik angekommen und setzten sich. Tarnas Behüter bezogen auf einen Wink hin draußen vor der Tür Stellung. Verblüfft erkannte Siuan, dass sie die Anwesenheit der beiden Machtlenker praktisch vergessen hatte, konzentrierte sich dann aber lieber auf Wichtigeres. Sie überflog eine Weile das Protokoll und musste Tarna Recht geben. Es war unglaublich, wie gut alles für die Mutter gelaufen war. Sie erkundigte sich nach allem, was sonst so geschehen war und bekam bereitwillig Auskunft. Natürlich hatte auch Tarna viele Fragen und bald tranken sie gemeinsam Tee. Sie konnte es zwar kaum glauben, nach ihrem letzten Treffen in Salidar, aber offenbar kamen sie recht gut miteinander aus.

Es war schon tief in der Nacht, als sie sich in ihr Zimmer im Quartier der Blauen zurückzog. Sie unterdrückte ein Stöhnen, als sie Lelaine dort vorfand.

„Siuan, na endlich! Was gibt es Neues?“ Vieles mochte sich geändert haben, aber Lelaines herrischer Tonfall war derselbe wie immer. So gut sie konnte, sagte sie möglichst wenig mit vielen Worten. Alle weitergehenden Fragen möchte sie doch bitte an die Amyrlin richten, betonte sie mehrmals. Leider konnte sie die Sitzende nicht einfach aus ihrem Zimmer werfen, schließlich war sie wieder eine Blaue. Licht, die Frau hatte versucht, Egwenes Getreue hinter sich zu bringen, und würde das vermutlich auch weiterhin versuchen, um schließlich selbst den Amyrlin-Sitz zu erringen! Nachdem das Mädchen sich vorerst eindrucksvoll behauptet hatte, kam davon natürlich nichts zur Sprache. „Wegen dieser anderen Angelegenheit können wir uns zu angemessener Zeit eingehender unterhalten.“ war Lelaines Kommentar, der einer Erwähnung noch am nächsten kam.

„Woher sollte eine einfache Schwester wie ich das wissen, Lelaine? Selbst Nicola und Sharina bekleiden inzwischen höhere Ränge als ich!“ beantwortete sie schließlich genervt eine weitere Frage nach Egwenes Plänen mit Logain und der Schwarzen Burg. Es war auch kaum wahrscheinlich gewesen, dass dessen Ankunft ihr entgangen war. Endlich gab Lelaine es auf, verabschiedete sich mürrisch und ließ sie allein. Wurde auch Zeit. Sie schlüpfte aus ihrem Kleid und streckte sich. Ihre Kiefer knackten, als sie herzhaft gähnte.

Sie erschrak sich fast zu Tode, als plötzlich eine Stimme sie von hinten ansprach. „Siuan, wir haben einige Fragen an Dich.“

Nicola und Sharina standen mitten im Zimmer und blickten sie gelassen an! Wie beim Licht…? Sie mussten sich unsichtbar gemacht und hier auf sie gewartet haben! Sie hatten sicherlich ihr gesamtes Gespräch mit Lelaine mitgehört, was mochten sie davon halten?

Sharina übernahm erneut das Wort. „Da wir offenbar höhere Ränge bekleiden, als Du, wirst Du uns ein Paar Fragen über unsere Rechte und Pflichten als Adjutantin beantworten, Siuan. Es wird nicht lange dauern, Du kannst Dich ruhig setzen.“ Die unverschämte Frau deutete auf ihr eigenes Bett, als würde sie ihr eine Gunst erweisen!

Seufzend kam sie der Aufforderung nach, auch das noch. „Was wollt ihr wissen?“ fragte sie mit aller Geduld, die sie aufbringen konnte, ohne ihr anschließendes Gähnen zu unterdrücken. Sie fragte sich flüchtig, zu welcher der beiden Herrinnen der Novizinnen sie die beiden wegen ihrer respektlosen Anrede schicken sollte, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. In beunruhigend kurzer Zeit wären diese beiden Frauen sicherlich zumindest dem Namen nach Aes Sedai und stünden dann weit genug über ihr, dass sie froh sein konnte, noch die Gräten zu bekommen, wenn sie Fisch aßen! Wäre Sharina eher aufgetaucht, hätte sie nicht halb so lange gewartet, sie zur Aufgenommenen zu ernennen, wie Egwene es getan hatte. Immerhin konnten beide nicht wissen, dass ihnen bereits morgen die Prüfung bevorstand, aber das war nur ein kleiner Trost. Das Ziel, Aes Sedai zu werden, leuchtete zu stark in ihren Gesichtern. Ihr Wille musste mindestens so stark sein, wie ihr eigener, als sie sich Seite an Seite mit Moiraine auf diese Prüfung gestürzt hatte. Traurig erinnerte sie sich daran, dass ihre beste Freundin zur Unzeit gegen Lanfear den Tod gefunden hatte. Die Verlorene hatte mit Sicherheit ein Angreal besessen, Egwene war sicher, dass auch Rand zu der Zeit eines zur Verfügung gehabt hatte, und dennoch war er unterlegen. Doch es nutzte nichts. Über Bord gegangenen Fischen konnte man nicht hinterherschwimmen, also richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre unwillkommenen Besucherinnen und verdrängte jeden Gedanken an Moiraine.

Sofort schoss zuerst Sharina mit einigen präzisen Fragen heraus und bald schloss sich Nicola ihr in gleicher Manier an. Sie gab so gut Auskunft, wie sie konnte, Egwene würde nichts anderes erwarten, das wusste sie. Offenbar hatten die beiden bereits Einiges herausgefunden, erstaunlich, wenn man ihren bisherigen Status bedachte. Andererseits war Nicola schon immer gut im Sammeln von Informationen gewesen, das musste sie zugeben. Da sie selbst – genau wie die arme Moiraine – zu ihrer Zeit als Aufgenommene selbst Adjutantin der damaligen Amyrlin gewesen war, hatte sie sich auch mit diesem Bereich des Burgrechts intensiv genug beschäftigt, um ausführlich Rede und Antwort zu stehen.

Schließlich fragte Sharina „Wir können also jeder Aes Sedai, sogar einer der Sitzenden, Befehle erteilen, die sofort befolgt werden müssen?“

„Jeder außer der Behüterin der Chronik, ja.“ bestätigte sie müde. „Natürlich muss jeder dieser Befehle zuvor von der Amyrlin genehmigt sein. Vermutlich wird die Mutter Euch allerdings Generalvollmacht erteilen, damit sie Eure Anweisungen auch im Nachhinein genehmigen kann, dadurch könnt ihr flexibler auf unvorhergesehene Veränderungen der Umstände reagieren. Wenn ihr Generalvollmacht habt, könnt ihr sogar Verfügungen der Amyrlin kurzfristig aussetzen, wenn es Eurer Meinung nach in Ihrem Sinne ist. Allerdings seid ihr in solchen Fällen zu sofortiger Mitteilung an die Amyrlin oder ihre Behüterin der Chronik verpflichtet.“

„Und wir können jedes Mittel einsetzen, dass dazu nötig ist?“ vergewisserte sich Nicola und sie konnte sich denken, worauf sie hinaus wollte.

„Ja. Dass Du die beiden Schwestern, die Dich nicht in den Saal lassen wollten, abgeschirmt und gefesselt hast, war genau so ein Fall. Der direkte Befehl der Amyrlin hob die Bedingungen der geschlossenen Sitzung auf und Du hattest die Berechtigung, Dir Zutritt zu verschaffen.“ erklärte sie geduldig. „Euer Status als Aufgenommene bleibt davon natürlich unberührt. Solange es keiner Anordnung der Amyrlin widerspricht, müsst ihr Anweisungen jeder Aes Sedai sofort befolgen. Habt ihr noch weitere Fragen?“

Anscheinend nicht. „Dann verschwindet jetzt endlich und lasst mich gefälligst schlafen!“ Sie war jetzt ernsthaft müde und ihr Hintern schmerzte höllisch vom Reiten, aber Sharina nach all dem um Heilung zu bitten, kam natürlich nicht in Frage!

Hastig zogen sich beide nach kurzem Dank zurück und endlich konnte sie ins Bett. Draußen wurde es bereits wieder hell!

Sie berührte kurz das Ter'angreal an ihrem Hals, um sich davon zu überzeugen, dass sie es noch hatte, das war schon seit einer Weile feste Gewohnheit geworden. Dann nahm sie es bedauernd ab und legte es auf den Nachttisch. Heute war sie zu erschöpft, um in Tel'aran'rhiod etwas Nützliches zustande zu bringen. Ihr Kopf berührte kaum das Kissen, da war sie auch schon eingeschlafen.


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