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21. Nesan

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Schichten

Die vage Freude, endlich auf ein Stückchen Zivilisation zu treffen, nahm ab, je näher sie dem Dorf kamen. Natürlich konnte es noch keiner der anderen hören, aber sobald sie etwas mehr der Einen Macht in sich aufnahm als zuvor, war die dort erklingende Stimme deutlich als männlich zu erkennen. Zwar konnte sie keine einzelnen Worte verstehen, aber da die Stimme lauter war, als von Natur aus möglich, konnte es sich wohl nur um einen oder gar mehrere dieser Asha'man handeln. Vermutlich eine Art Rekrutierungstrupp. Und sie konnten noch nicht lange dort sein, sonst hätte Vanin von ihnen berichtet. Nach seiner Darstellung war Waldquell ein beschauliches kleines Dorf mitten im Nirgendwo und ideal, um ihre Vorräte zu ergänzen. Da er vor kaum einer halben Stunde wieder aufgebrochen war, um den weiteren Weg nach Norden zu erkunden, mussten die Asha'man erst vor kurzem aufgetaucht sein. Moiraine zügelte ihr Pferd und die übrigen taten es ihr nach.

„Was ist los?“ wollte Thom wissen. Besorgnis drang durch den Bund.

War es ein Fehler gewesen?, fragte sie sich nicht zum ersten Mal. Einerseits fühlte es sich richtig an, wieder einen Behüter zu haben, aber andererseits war es mit Thom so... anders. Und das lag nicht daran, dass er sie gefragt hatte, was für sich schon außergewöhnlich genug war. Sie war seit Rhuidean – im Nachhinein betrachtet sogar seit Tear! - natürlich in gewisser Weise vorgewarnt gewesen, aber damit hatte sie in dieser Form sicherlich nicht gerechnet. Er war so anders als Lan, doch bei einigen Gelegenheiten fühlte er sich ganz genauso an. Dies war eine solche. Trotz seiner Besorgnis war er aufmerksam und völlig konzentriert, beobachtete die Umgebung mit einer Wachsamkeit, die der Lans kaum nachstand. Seine Neugier allerdings stellte die ihres vorigen Behüters um Längen in den Schatten, sobald sein Blick wieder auf ihr ruhte.

„Es könnte Schwierigkeiten geben.“ Was immer im Dorf geschah, hatte zumindest den Vorteil, dass noch niemand sie entdeckt zu haben schien. Damit das so blieb, zog sie sich langsam hinter ein kleines Gehölz zur Rechten zurück und bedeutete den anderen, es ihr gleichzutun. Die Soldaten zögerten keine Sekunde und auch die anderen folgten ihr rasch, nur die Aes Sedai ließen sich Zeit und näherten sich dann mit mürrischen Mienen. Als sie ankamen, waren die übrigen bereits abgesessen. Schon erstaunlich, dass sie nicht ihrer Wege gegangen waren, sobald sie die Berge passiert hatten. War es nur Neugier, die sie bei der Stange hielt? Sie war sich nicht sicher.

Vorerst kümmerte sie sich jedoch nicht darum, sondern wob einen haarfeinen Strang aus Feuer, den sie sofort invertierte, damit die anderen ihn nicht sahen, und immer weiter ausstreckte. In den meisten Fällen war mit dem Wissen um ein Gewebe auch das Wissen um seine Bezeichnung im Zeitalter der Legenden gekommen, dieses nannte man schlicht „Spüren“, allerdings nicht immer. Es war so, dass sie für einige wenige Gewebe im Geiste eigene Namen verwendete, während sie von anderen nur die Bezeichnung kannte, aber nicht wusste, wie sie gewoben wurden. Hinzu kam, dass sie von weiteren Geweben eine Vorstellung hatte, was sie bewirkten, jedoch ahnungslos war, wenn es darum ging, sie anzuwenden. Diese Lücken ärgerten sie, aber daran war nichts zu ändern. Ein knappes Drittel der neu erworbenen Gewebe war noch dazu für sie nutzlos, sofern nicht ausschließlich Schattenkreaturen sie umzingelten, weil es sich um pure Waffen handelte. Da war dieses Gewebe aus reinem Wasser mit dem passenden Namen „Kochendes Blut“, Mit ihm konnte sie tatsächlich im Umkreis von vielleicht zehn Schritten das Blut jedes Anwesenden zum Kochen bringen, innerhalb von Augenblicken. Mit ihrem Angreal war es ihr vielleicht sogar möglich, damit ein kleines Dorf wie Waldquell auszulöschen! Ein anderes Gewebe, das hauptsächlich aus starken Luftsträngen bestand, versetzte die Luft in noch weit größerem Umkreis in so starke Schwingungen, dass jedem auf der Stelle die Trommelfelle platzen würde. Unwahrscheinlich, dass es selbst Nynaeve gelingen würde, die Betroffenen von ihrer Taubheit zu heilen. Unfassbar, dass man Saidar so missbrauchen konnte! Jetzt jedoch konzentrierte sie sich einzig auf ihren Strang aus Feuer, hielt ihn schnurgerade auf das Dorf gerichtet, das sie durch die Zweige verwilderter Stachelbeeren und fast mannshoher Brennnesseln im Auge behielt. Der Strang war so fein, dass kein Mann etwas davon spüren würde, wie er sich verlängerte. Auch ohne Invertierung, die war nur für die Schwestern und Sul'dam gedacht.. Sobald der Strang über das Dorf hinausreichte, schwenkte sie ihn darüber hinweg. Es kostete sie eine Menge Konzentration, aber sie wollte sichergehen, wie funktionstüchtig es wirklich war, weil ihr einige von Lanfears Geweben nicht so leicht fielen. Ein kaum wahrnehmbares Schwanken ging so kurz durch den Strang, dass sie es erst spürte, als er auch schon riss, weil er einen weit stärkeren Strang aus Feuer berührt hatte. Sie hatte gehofft, dass Männer für derartige Gewebe Feuer verwendeten, war sich aber nicht sicher gewesen. Es wäre nicht sehr angenehm gewesen, es mit Luft noch einmal probieren zu müssen, während die Schwestern in der Nähe waren und zusahen.

„In diesem Dorf befinden sich Asha'man.“ stellte sie ruhig und an Egeanin gewandt fest.

„Das kann nicht Euer Ernst sein.“ brummte Thom. Allerdings nicht aus Unglauben, wie einige der anderen, die vergleichbare und deutlich lautere Kommentare hören ließen. Nein, er war zornig. Ohne Zweifel hatte er sofort erkannt, was sie vorhatte.

„Denkt Ihr, ich sollte lieber einen anderen Weg einschlagen?“ wandte sie sich leicht erheitert an ihren neuen Behüter und ignorierte die übrigen. Verglichen mit der Alternative waren Asha'man ein spielend leichter Weg, Rand aufzuspüren, wie er gleich darauf erkannte. Fast alles war besser als die Fäule und absolut alles war besser als der Shayol Ghul. Mürrisch spähte er daraufhin durch das Gestrüpp zum Dorf hin.

„Wohl nicht.“ murmelte er und seufzte.

Mit einem leichten Stirnrunzeln hatte die Seanchanerin ihren Austausch verfolgt, ohne selbst einen Kommentar abzugeben. „Ihr wollt ins Dorf, obwohl Ihr glaubt, dass sich dort diese Männer befinden?“ vergewisserte sie sich. Auf ihr bestätigendes Nicken hin fügte sie verwundert hinzu: „Warum?“ Wie stets konnte man ihre Gefühle nur in ihrer Stimme hören, während ihr Gesicht ausdruckslos blieb. Die Seanchanerin hätte beinahe eine Aes Sedai sein können.

Wie seltsam war es da, die Gesichter ihrer Schwestern zu sehen, in denen sich ihre Gefühle deutlich abzeichneten, als sie sich einmischten, ohne eine Antwort abzuwarten. Selbst die Sul'dam, ja sogar Juilin hatte sich besser in der Gewalt als diese drei! Es fiel ihr beinahe schwer, sie noch als Aes Sedai zu betrachten, gleich, was sie erlebt hatten.

„Woher seid Ihr Euch so sicher?“ wollte Joline grimmig wissen.

„Es wäre verrückt, sich ihnen zu nähern!“ rief Teslyn gleichzeitig.

Auch Edesina hatte den Mund schon geöffnet, schloss ihn jedoch gleich wieder. Offenbar waren die Kommentare, die sie hatte anbringen wollen, schon gefallen. Ihre Miene zeigte deutlich, dass sie derselben Ansicht war.

„Habe ich Euch gebeten, mich zu begleiten?“ gab sie ruhig zurück und wandte sich nicht einmal von Egeanin ab.

Es war beinahe zu einfach. Joline fasste nach ihrem Arm und zog sie zu sich heran. „Das könnte Euch so passen, uns auf diese Art loszuwerden! Wir begleiten Euch!“

Gelassen blickte sie auf die Hand an ihrem Arm, bis Joline sie wieder zurückzog. „Na schön. Aber verhaltet auf unauffällig und zieht eure Kapuzen tief herunter. Sicherlich erkennen sie eine Aes Sedai sofort, wenn sie sie sehen, und ich möchte keine Missverständnisse aufkommen lassen. Meister Domon, lasst die Männer in sicherer Entfernung vom Dorf das Lager aufschlagen, dies könnte eine Weile dauern.“

„Wie Ihr meint, Lady Alys.“ Er wirkte keineswegs erfreut, tat aber nach einem bestätigenden Nicken Egeanins wie geheißen.

Die drei Aes Sedai blinzelten verblüfft, aber Moiraine wandte sich bereits wieder der Seanchanerin zu und sie schwiegen. Thom strich behäbig über seinen Schnurrbart, um ein Lächeln zu verbergen. Sie konnte seine Belustigung fühlen, teilte sie jedoch nicht. Es gefiel ihr keineswegs, wenn Schwestern zum Narren gehalten wurden, und noch weniger, wenn sie es selbst tun musste.

„Warum, Lady Egeanin? Nun, zum einen können wir von ihnen Neuigkeiten erfahren. Ich habe gehört, dass diese Männer das Schnelle Reisen beherrschen, sicherlich erfahren sie einiges von dem, was in der Welt vorgeht.“ Das nachdenkliche Nicken bei Egeanin ließ sie lächeln, als sie fortfuhr. „Und zum Zweiten können wir sie vielleicht überreden, uns ein wenig zur Hand zu gehen. Nur wenige Männer sind so unbestechlich, wie sie tun, und sie können uns überallhin mitnehmen – wenn es nicht gerade Tar Valon ist.“ schloss sie mit einem Blick zu den Aes Sedai.

Trennlinie


Schon nach wenigen raschen Schritten hatte er sie eingeholt und schritt an ihrer Seite in einen Gang, der sich in nichts von den übrigen zu unterscheiden schien. Wilde Ranken in allen Größen und Formen zogen sich in komplizierten und vielfältigen Mustern über die hohen runden Tunnelwände. Licht und Schatten spielten seiner Wahrnehmung seltsame Streiche. Er musste nicht nach unten blicken, um zu wissen, dass der Boden unter seinen Füßen als einziges völlig schmucklos war. Die schwachen, gelblichen Lichter an den Wänden gaben genug Licht, dass er das auch bei jedem Blick nach vorne sehen konnte. Er hatte nie ein Bedürfnis verspürt, dem Boden unter seinen Füßen besondere Beachtung zu schenken, aber jetzt, wo er es nicht durfte und diese verdammten Muster ihn schwindelig machten, musste er sich stark zusammenreißen, um nicht unbewusst runterzuschauen. Er hatte das Gefühl, der Boden unter seinen Füßen würde schwanken, während er weiterging, weil die Tunnelwände seinem Blick einfach keinen Halt boten.

Hinter ihnen beiden folgten jetzt die übrigen mit laut klappernden Füßen. Es war ihm vorher neben allem anderen garnicht aufgefallen, aber Ma’atha’ar und die anderen trugen tatsächlich Sandalen, die komplett aus Stein gefertigt schienen! Sie waren annähernd schwarz und so dünn, dass das Material, aus dem sie gemacht waren, ungeheuer hart sein musste. Fast musste er kichern, als er daran dachte, sie zu fragen, ob sie ihm auch ein Paar Schuhe brummen könnten.

„Eure Waffe wurde von Eurem Stamm schon vor der Zerstörung angefertigt. Das kann ich fühlen.“ Die schlichte Feststellung klang wie eine Einladung zu höflicher Konversation.

„Aes Sedai haben sie geschaffen.“ stellte er klar. Es gefiel ihm nicht besonders, dass ausgerechnet er mit Aes Sedai in einen Topf geworfen wurde. Von meinem Stamm? Es wird Zeit, dass ich auch mal ein paar Fragen stelle. „Was hat es eigentlich mit den fünf Stämmen auf sich? Und warum versteckt ihr euch hier in den Bergen?“

„Das sind sehr weitreichende Fragen.“ kam es langsam zurück. „Da ich nicht weiß, welche Kenntnisse Euch bereits eigen sind, wird die Beantwortung wohl einige Zeit in Anspruch nehmen.“

Nachdenkliches Schweigen folgte. So geduldig er es zustande brachte, wartete er auf mehr, als sich direkt neben ihm ein Stück der Tunnelwand aufzulösen schien. Er sprang erschrocken zurück und ein weiterer Steinmann trat aus der entstandenen Öffnung. Verblüfft erkannte er, dass er es offenbar mit einer Art Tür zu tun hatte, die in einen sehr geräumigen aber schlichten Raum führte. Er hatte allerdings nur Zeit für einen raschen Seitenblick, der ihm glitzernde Erhebungen und weitere Steinleute zeigte, bevor die „Tür“ sich geräuschlos wieder schloss, also in einen Teil der Tunnelwand zurückverwandelte. Ohne Mat oder seinen Begleitern mehr als einen flüchtigen Blick zu gönnen, trat der Steinmann brummend an ihnen vorbei und watschelte dorthin, wo sie hergekommen waren.

Mat war automatisch zum Halten gekommen und strich jetzt mit der Hand über die Stelle, an der der Steinmann aufgetaucht war. Er fühlte nur kalten harten Stein. Er fragte sich, wie viele dieser Räume es wohl gab und ob er selbst sie wohl würde öffnen können, falls es notwendig wäre. Vermutlich würde er dafür selbst mit einem von Perrins Schmiedehämmern Stunden brauchen, überlegte er mürrisch. Wie aus Reflex wappnete er sich gegen die Bilder vor seinen Augen, doch nichts geschah! War Perrin etwas zugestoßen? Und was war mit Rand?

Besorgt musste er feststellen, dass die Bilder erneut ausblieben. Doch irgendwie war er sicher, dass es nicht beide auf einmal erwischt haben konnte. Die Letzte Schlacht würde nicht ohne ihn stattfinden, unmöglich. So viel Glück hatte er bestimmt nicht! Er konnte nur vermuten, dass es etwas mit diesem Ort zu tun hatte – oder mit diesen Steinleuten.

„Das Muster besteht aus vielen Schichten...“ unterbrach die hohe Stimme seiner Begleiterin diesen Gedanken und sie setzten sich wieder in Bewegung „...und niemand außer dem Schöpfer kennt sie alle. Was ihr Menschen - so nennt ihr euch doch? - was ihr Menschen also gewöhnlich als die Welt bezeichnet, ist letztlich nur eine Schicht von vielen, soweit wir wissen. Ihr könnt diese anderen Schichten, von denen es nach unserer Überzeugung unzählige gibt, als andere Welten betrachten, die beinahe wie diese sind, aber eben nur beinahe. Das ist natürlich nur eine sehr grobe Vereinfachung, aber ich denke, Ihr könnt mir folgen.“

Vom seltsamen Fehlen der Bilder abgelenkt, hatte er nur einen Teil ihrer Erklärung mitbekommen. Das letzte klang fast wie eine Frage, also nickte er zur Antwort, aber die Steinfrau blickte nach vorne und hatte es offenbar nicht gesehen. Also erklärte er barsch, er könne ihr folgen, woraufhin sie fortfuhr. Nach und nach lausche er immer interessierter, als die Erklärung weiterging, und verschob die Lösung des Bilderrätsels auf später. Es konnte sicher nicht schaden, mehr darüber zu erfahren, wie das Muster nach Ansicht der Steinleute beschaffen war.

„Je weiter nun eine Schicht von einer anderen entfernt ist, desto unähnlicher werden sie. Es könnte sein, dass manche Schichten unbewohnt sind, aber falls das so ist, wissen wir nichts darüber. Die Schichten jedoch, über die wir zumindest ein wenig wissen, sind alle bewohnt. Es gab eine Zeit, die noch vor derjenigen lag, die ihr als Zeitalter der Legenden bezeichnet, und in dieser wurde entdeckt, wie man in einige dieser Schichten vordringen konnte, sofern es dort Bewohner gab. Das Wissen darüber, wer diese Entdeckung machte, ist lange verloren, auch wenn wir vermuten, dass die Entdeckung von mehreren der Völker gemeinsam gemacht wurde. Allerdings nehme ich an, dass Euer Volk zumindest daran beteiligt war, da nur ihr allein könnt die Quelle berühren, die den Stein rollen lässt. >Das Rad dreht sich< pflegt ihr es zu nennen, wie ich gehört habe, aber wir verwenden eher den Ausdruck >Der Stein rollt<, versteht Ihr, doch letztlich bleibt sich das natürlich gleich.“

„Natürlich.“ Besser, der Stein rollt, als verdammte Würfel!

„Nun versteht Ihr also den Ursprung der fünf Völker. Vielleicht gibt es sogar noch mehr, in Schichten, die wir jetzt wohl nie mehr entdecken werden, wer weiß.“

„Also stammt ihr aus einer anderen... ähm... Schicht als dieser? Aus einer anderen Welt?“

„Das tun wir.“

Das klang weit hergeholt, aber irgendwie auch logisch. Diese Türen zu den Schlangen und Füchsen mussten ein Überbleibsel dieser Entdeckung darstellen, genau wie der Turm von Ghenjei. Oder zumindest, hatte letzterer es einmal getan. Seine erste Reise mit einem Portalstein kam ihm in den Sinn, auf der er andere Leben gelebt hatte, aber er verdrängte diese Erinnerungen schnell wieder. Sie waren einfach zu unangenehm gewesen, so verschwommen sie inzwischen auch schienen. Dennoch glaubte er zu verstehen, dass auch sie ihn zu anderen „Schichten“ des Musters geführt haben mussten. Da die Portalsteine mithilfe der Einen Macht aktiviert wurden, war er überzeugt, dass es die Aes Sedai gewesen waren, die diese Entdeckung machten, aber er hielt es für eher undiplomatisch, darauf hinzuweisen.

„Und warum seid ihr hierher gekommen?“ fragte er neugierig.

„Aus demselben Grund wie ihr oder die Atha'an Aridh, auch wenn ihr eher hier ankamt als wir.“

Wir? Ihr meint, auch wir Menschen kommen aus einer anderen Welt?“ Unmöglich! Das hier war ihre Welt, genau wie die der Ogier! Oder nicht? Wie sollte man das feststellen?

„Das wissen wir nicht. Entweder ihr oder die Atha'an Aridh, wie gesagt. Das Muster hat eigentlich jede Schicht nur für ein Volk vorgesehen, heißt es. Wer von euch eher hier war, kann ich nicht sagen. Vielleicht wissen es die Alten.“ Diesen Worten folgte ein kurzes fragendes Brummen, das von einem der Steinleute hinter ihnen knapp erwidert wurde. „Falls sie es wissen, dass sprechen sie nicht darüber.“ fügte sie dann hinzu.

Es wurde immer rätselhafter. Wer beim Licht waren diese „Alten“? Er fragte auch danach und wieder erfolgte ein kurzer brummender Wortwechsel. Mit wem, konnte er nicht ausmachen, denn keine der Gestalten hinter ihm zeigte auch nur die kleinste Regung im Gesicht und das Brummen konnte von überall her kommen.

„Ihr wisst...“ erklärte Ma'atha'ar schließlich „...von den Baumsängern der Atha'an Aridh. Nicht alle von ihnen besitzen dieses Talent und ich habe gehört, dass es schwindet, doch es gab schon immer solche, die es hatten, und solche, die es nicht hatten. Bei euch ist es ähnlich. Nur wenige von euch können die Quelle, die den Stein bewegt – „das Rad dreht“, würdet Ihr wohl sagen, - berühren und auch bei euch werden es, wie ich gehört habe, weniger. Bei den Atha'an Ael und Atha'an Eel dagegen ist es eher so, dass jeder zumindest ein wenig ihrer Talente beherrscht, aber es gibt große Unterschiede darin, wie stark sie ausgeprägt sind. Bei uns ist es genauso. Jeder von uns, außer den ganz jungen, kann den Stein in geringem Ausmaß besingen. Aber das sind einfache Dinge, wie das Öffnen von Türen, wie Ihr es eben gesehen habt. Die Alten dagegen sind viel stärker. Sie können in wenigen Augenblicken mehr Stein bewegen, als ich es in meinem ganzen Leben könnte.“

„Sie übertreibt.“ kam von hinten eine Erwiderung, „So stark sind nur wenige von uns.“

„Ihr seid also einer dieser Alten?“ Verblüfft musterte Mat den Steinmann, der ihn hereingelassen hatte. „So alt seht Ihr garnicht aus.“ fügte er hinzu. Das stimmte. Von allen hier hatte Ghyrrill noch die am wenigsten buschigen Augenbrauen und er wirkte auch sonst beweglicher.

„Ich habe einen gesunden Schlaf.“ Er klang belustigt, als er das sagte.

Mat verdrehte frustriert die Augen. Je mehr Antworten er bekam, desto mehr neue Fragen tauchten auf! „Gibt es hier irgendwo etwas zu trinken? Ich habe allmählich Durst.“ Zumindest auf diese Frage sollte er wohl eine eindeutige Antwort bekommen können. Er bezweifelte, dass es hier gewürzten Wein oder auch nur einen Krug Bier für ihn gab. Dennoch wäre er im Moment auch mit einfachem Wasser zufrieden. Eine Kleinigkeit zu essen wäre natürlich noch besser. Hoffentlich aßen diese Leute keine Steine. Zwar hatte er keine Ahnung, wie spät es draußen sein mochte, aber vom Gefühl her konnte es durchaus schon Mittag sein.

„Ein bisschen weiter voraus...“ erklärte Ma'atha'ar „...gibt es eine Schule, dort können wir eine Pause einlegen, wenn Ihr eine braucht, und es gibt dort auch Nahrung und Wasser. Bitte entschuldigt, dass ich nicht eher daran dachte, auf Eure Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Wir selbst nehmen zwar sicherlich mehr Nahrung zu uns, als ihr Menschen, aber in deutlich größeren Abständen.“

Mat schenkte es sich, Fragen über diese „Schule“ zu stellen. Er würde sie früh genug zu sehen bekommen. Als er in der Aussicht auf Verpflegung schneller ausschritt, stellte er fest, dass die Steinleute kein Problem damit hatten, ihr Tempo ebenfalls zu erhöhen. Sie waren beweglicher, als er zunächst gedacht hatte, auch wenn sie jetzt deutlich stärker beim Gehen schwankten als vorher.

Während er durchaus interessiert ihrer Antwort auf die Frage lauschte, warum sie sich hier in den Bergen verkrochen hatten, wobei es in erster Linie darum ging, dass bei einem Leben in ihrer natürlichen Umgebung von Verstecken keine Rede sein konnte, zog die Zeit sich ganz schön hin. Ganz so nah war diese Schule offenbar doch nicht.


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