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18. Nesan

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Zurück in den Traum


„Bist Du sicher, dass Du das tun willst?“ fragte Faile besorgt. Sie hielt trotz des hohen Tempos ihren Platz an seiner Seite mit der beiläufigen Eleganz einer Frau, die schon im Kindesalter das Reiten gelernt hatte. Er bezweifelte nicht, dass er selbst neben ihr bestenfalls unbeholfen wirkte.

„Ich kann sie doch nicht einfach sterben lassen, es sind Menschen.“ gab Perrin mit einer Selbstverständlichkeit zurück, die er keineswegs so deutlich empfand, wie er es klingen ließ. Die Weißmäntel waren nach allen verfügbaren Berichten deutlich zahlreicher, als seine eigenen Truppen und er konnte sich durchaus vorstellen, dass es Ärger mit ihnen gab, sobald die Schattenhunde vertrieben oder getötet waren. Er hatte weiterhin Mühe, die Wölfe im Süden von ihrem Angriff abzubringen, selbst wenn Elyas ihn darin unterstützte. Sie verstanden zwar, dass die Weißmäntel sie ebenso angreifen würden, wie sie es von anderen Menschen gewohnt waren, aber ihr Hass auf die Schattenverzerrten war viel größer als ihre Furcht vor dem Tod. Von den Wölfen wusste er, dass es nur zwölf Schattenhunde waren, aber sie hielten offenbar die rund sechstausend Männer dort im Süden weiterhin in Atem. Es schien unmöglich, dass noch nicht ein einziger von ihnen gefallen sein sollte, immerhin ging der Kampf schon fast eine halbe Stunde, aber die Wölfe ließen daran keinen Zweifel.

Sein erster Impuls war es gewesen, die Rufe zu ignorieren, die ihn plötzlich von den Wölfen erreicht hatten. Dann war ihm klargeworden, dass er ihre Warnungen schon zu oft ignoriert hatte. Er hatte Elyas, der ihn fragend angeblickt hatte, leicht zugenickt und sich den Rufen geöffnet. Es hatte nicht lange gedauert, die Situation zu erfassen: Die sechs Wölfe hatten in den Kampf eingreifen wollen und hatten nur gezögert, um andere Wölfe zu informieren, die vielleicht in der Nähe waren. Zwar hatte Elyas natürlich nicht mitbekommen, wie er den Wölfen auftrug, zu warten, bis er mit seinen Truppen einträfe, aber er hatte es wohl aus der Reaktion der Wölfe geschlossen. Jedenfalls waren die Wölfe plötzlich doch zum Warten bereit und sprachen über die Frauen, die den Wind lenken konnten und ihn begleiten würden. „Halte sie zurück, wenn Du kannst.“ hatte er den ehemaligen Behüter gebeten und sich dann an alle übrigen in seiner Umgebung gewandt.

„Im Süden schlagen die Weißmäntel eine Schlacht gegen Schattenhunde.“ Seine Stimme war auf dem freien Feld, welches sie gerade durchquerten, weit zu hören. „Wir werden ihnen helfen, alles folgt mir auf der Stelle nach Süden.“ Er hatte Steher die Sporen gegeben und war nach rechts geritten, ohne darauf zu achten, ob ihm jemand folgte, direkt auf den Ort der Schlacht zu. Wenn die Weißmäntel, so hatte er überlegt, es alleine schafften, konnten sie sich immernoch unbemerkt wieder von ihnen entfernen. Er hatte wieder Kontakt zu den Wölfen aufgenommen, um ihnen zu versichern, dass schlagkräftige Hilfe auf dem Weg war.

Zu seiner Verblüffung hatte er sie damit offenbar beleidigt und es war Elyas nur mühsam gelungen, die sechs davon abzuhalten, sich in die Schlacht zu stürzen.

„Überlass mir die Wölfe.“ Der grauhaarige Mann hielt sich eng an seiner Seite und sie beide waren den übrigen einiges voraus, auch wenn offenbar alle ihnen folgten – Failes Haar wehte wie eine Fahne im Wind, sie hatte ihn schon fast eingeholt. Elyas hatte nicht vorwurfsvoll geklungen, sondern so gelassen wie immer, als er hinzufügte „Du hast noch viel zu lernen, Perrin Aybara.“

Er hatte dennoch wieder Kontakt aufgenommen, diesmal allerdings ohne etwas zu sagen, sondern nur, um an den Gefühlen der anderen teilzuhaben. Er war schockiert gewesen, als er durch Fangs Augen sah, wie einer der gefallenen Schattenhunde sich wieder erhob, nachdem er durch einen Schwerthieb seinen Kopf verloren hatte und kurz darauf offenbar völlig wiederhergestellt in den Kampf zurückkehrte. Die Furcht, die Fang von den Menschen witterte, hatte es nicht gebraucht, um ihm zu sagen, dass sie zu Tode verängstigt waren.

Aus einem Impuls heraus hatte er versucht, mit den Schattenhunden auf dieselbe Weise Kontakt aufzunehmen, wie mit den Wölfen, doch alles, was er spürte, waren Hass, der Wille zu töten und eine furchtbare Dunkelheit, die ihn übel werden ließ, daher gab er den Versuch schnell wieder auf. Wenn das wirklich einmal Wölfe gewesen waren, dann hatte der Dunkle König so sehr von ihnen Besitz ergriffen, dass davon praktisch nichts mehr zu spüren war. Keiner der Schattenhunde schien auch nur genug von seiner früheren Existenz zu wissen, um im Gegenzug zu versuchen, gleichfalls Kontakt zu ihm aufzunehmen. Er war innerlich sehr dankbar dafür, denn er bezweifelte, dass er dieser Dunkelheit lange hätte widerstehen können.

Er hörte Schreie und wusste, dass der Ort des Kampfes nicht mehr weit entfernt war. Den schweißgebadeten Traber etwas zurücknehmend wandte er sich um und sah, dass ihm offenbar tatsächlich die meisten gefolgt waren, auch wenn er, Elyas und Faile den anderen weit voraus waren. Dann spürte er starke Ungeduld beim Rudel und wusste, dass sie nicht länger warten würden.

„Wartet!“ rief er energisch in seinen Gedanken und spürte, wie das Rudel überrascht innehielt, allerdings nur für einen Moment, Wölfe warteten nicht auf Menschen. Er trieb sein Pferd wieder mit voller Geschwindigkeit auf die dünne Baumreihe zu, die sie noch von dem Feld trennte, wo die Schlacht stattfand. Vage hörte er, wie Elyas ihm von hinten etwas zurief, aber er achtete nicht darauf, sondern durchbrach das Dickicht und setzte über einen Baumstamm hinweg, den irgendein Sturm gefällt habe mochte, bevor er das Feld erblickte.

Versprengte Gruppen aus Weißmänteln hetzten umher, offenbar bemüht, die zwischen ihnen wütenden Schattenhunde mit ihren Lanzen auf Abstand zu halten. Die widernatürlichen Gestalten waren von übermenschlicher Schnelligkeit und die Toten, die auf dem Feld verstreut lagen, trugen dem sehr deutlich Rechnung. Todesschreie von Menschen und Pferden erfüllten die Luft.

Mühsam kontrollierte er seine Wut, als er zwischen einigen Gestalten in Weiß hindurchpreschte und sich auf den nächstgelegen Haufen von Reitern konzentrierte, in deren Mitte einer der Schattenhunde sein Unwesen trieb. Er war nicht gekommen, um Menschen zu töten, sondern sie.

Ohne dass er es hätte zurückhalten können, erklang ein lautes Heulen aus seiner Kehle, als er seine Axt erhob. Er fühlte, dass die Wölfe ihm keine Chance gaben, die Reihen der Reiter allein zu durchbrechen, fühlte bereits ihre Bereitschaft, den anderen vom Mut des Jungen Bullen zu berichten, sobald sie erwachten, doch ihn hatte bereits der Kampfgeist gepackt. Er spürte jetzt, wie ihm auch von dem umringten Schattenverzerrten Gefühle entgegenschlugen, der gleiche Hass und die gleiche Dunkelheit, die er auch zuvor schon von allen zwölf gemeinsam wahrgenommen hatte, doch das vorrangige Problem waren die Weißmäntel, die zwischen ihm und seinem Feind den Weg versperrten. Einige hatten sich bereits zu ihm umgewandt und hoben ihre Lanzen.

Es kam ihm nicht einmal in den Sinn, umzukehren, oder auch nur langsamer zu werden, stattdessen brüllte er „Aus dem Weg! Macht gefälligst Platz und lasst mich durch! Licht, macht den Weg frei! Ich bringe Verstärkung! Aus dem Weg!“ Zu seiner Verwunderung wichen sie tatsächlich zurück und ließen ihn durch. Am Rande sagte er sich, dass es sein Ta'vaeren sein musste das dies bewirkte, vergaß es aber gleich wieder.

Der Schattenhund kam direkt auf ihn zu, hatte in ihm offenbar eine Bedrohung erkannt. Mit einem weiteren Heulen schwang er die Axt und warf sich zur Seite, als er dessen Absicht unter all dem Hass erkannte und nur knapp dem unglaublich kraftvollen Sprung des Angreifers auswich. Er spürte, wie die Axt durch Fleisch und Knochen drang und ihm fast aus der Hand gerissen wurde, bevor er hart auf dem Boden aufkam und sich überschlug. Er sprang sofort wieder auf, hier würde es keine Pausen geben. Der Schattenhund war schwer getroffen, aber bereits wieder auf den Beinen. Statt sich jedoch Perrin zuzuwenden, galt seine Aufmerksamkeit den sechs Wölfen, die sich seine Bresche zunutze gemacht hatten, um ihm zu folgen.

„Nein!“ rief er, sowohl mit seiner Stimme, als auch im Geist „Der gehört mir! Verschwindet!“ Sofort spürte er Zustimmung von den Wölfen, die sich beeilten, dem tödlichen Ring aus Speeren wieder zu entkommen, bevor er sich um sie schloss. Perrin achtete nicht darauf, denn er nahm außer seinem Gegner nichts anderes mehr bewusst wahr. Er spürte jetzt ständig die Dunkelheit, die von seinem schattenverzerrten Gegner ausging, der sich wieder zu ihm gewandt hatte. Er kämpfte in seinem Inneren genauso wutentbrannt wie äußerlich. Ihm war kaum bewusst, wie er sich mit erhobener Axt und heulend in Bewegung setzte, bevor sein Gegner es ihm gleich tat. Er heulte den Hass heraus, den er spürte, all die Übelkeit und das Grauen – und spürte, wie sein Gegner zögerte, als er sich selbst darin erkannte.

„Ich habe keine Angst vor Dir, Schattenverzerrter, lass uns kämpfen!“ rief er und führte einige schnelle Hiebe, denen mit großem Geschick ausgewichen wurde. Dann sprang der Schattenhund mit einem mächtigen Satz auf ihn zu. Aber wieder spürte er vorher die Absicht und konnte gerade noch ausweichen, landete auf den Knien und schwang ohne nachzudenken die Axt zu einem weiteren tief dringenden Hieb herum, bevor ihm bewusst wurde, was er bei der leichten Berührung im Vorbeistreifen gespürt hatte. Wind! Dieser Schattenhund war niemand anderer Wind, den er vor so langer Zeit, wie es schien, schon einmal getroffen hatte!

„Wind!“ rief er und übermittelte gleichzeitig das Bild, an das er sich erinnerte und welches durch dieses Wort der menschlichen Sprache nur sehr verstümmelt zur Geltung kam, an jeden, der sich in der näheren Umgebung befinden mochte. „Wind, ich bin es, Perrin, erinnerst Du Dich denn nicht?“

Innerlich war er aufgewühlt und wusste kaum, was er denken sollte, aber seine Entschlossenheit war stärker. Er hörte die Schreie von Menschen um ihn herum und hörte auch das Heulen der Wölfe, aber das alles nahm er nicht wahr. Es gab nur noch ihn und den Schattenhund. Den Schattenhund, der einmal Wind gewesen war und der sich jetzt duckte, wie zum Sprung. Nur konnte Perrin nicht glauben, dass Wind ihn tatsächlich angreifen würde, er war ein Wolf und etwas von einem Wolf war noch in ihm. Unter all der Dunkelheit und all dem Hass lag noch ein winziger Kern seines wahren Selbst!

„Du bist es, ich weiß, dass Du es bist, Wind.“ sagte er ruhig und ließ die Axt vorsichtig sinken. Die ganze Zeit kämpfte er gegen die Dunkelheit, die den Wolf im Inneren dieses Schattens gefangen hielt, wie er jetzt deutlich wahrnahm. Er machte einen langsamen Schritt nach vorne.

„Erinnerst Du Dich an den Wolfstraum, Wind? Du kannst noch immer dorthin zurückkehren, ich weiß es!“ er sprach eindringlich, hörte nur am Rande, wie Elyas die Reiter zurückscheuchte und etwas wie „Lasst ihnen immer einen Fluchtweg“ rief.

Er machte einen weiteren Schritt und Wind wich zurück. Er war es, war es ganz sicher! „Hab keine Angst, Wind, ich werde Dir nichts tun, ich weiß, das auch Du mir nicht weh tun willst.“ Er ließ seine Axt fallen und unterdrückte rasch das Gefühl, etwas unheimlich Dummes zu tun. Der Schattenhund hob kurz den Kopf und fletschte die Zähne, aber in seinem Inneren war nichts von einer Absicht zu erkennen, ihn anzugreifen. Er las Furcht und Zorn und Schmerz, unerträglichen Schmerz und die Dunkelheit in seinem eigenen Innern drohte ihn zu verschlingen. Doch mit jedem Atemzug, mit jedem Schritt hielt er länger durch und näherte sich dem Wolf, der einmal Wind gewesen war.

„Ich kann Dir helfen, Wind, ich weiß, dass ich es kann. Du musst in den Traum zurückkehren, Wind, ich weiß, dass Du das auch willst, kehre dem Schatten den Rücken. Ich kann Dich nach Hause bringen, Wind.“ Worte waren nur ein schwacher Abdruck dessen, was in ihren Gefühlen ausgetauscht wurde. Er hatte geglaubt, auf das vorbereitet zu sein, was ihn erwartete, aber als er den gesenkten Kopf Winds berührte, steigerten sich die Furcht, der Hass und die Dunkelheit um ein Vielfaches und er sank stöhnend in die Knie, bevor er sich fing und den Kampf gegen die Dunkelheit aufnahm.

Trennlinie

„Perrin!“ sie wollte zu ihm eilen, aber Elyas hielt sie abermals zurück. Ihr Pferd hatte sie abgeworfen, als die Wölfe plötzlich hinter Perrin erschienen waren und sie war zu Fuß hierher geeilt. Doch statt ihrem Mann in tödlichem Duell mit einem Schattenhund vorzufinden, war er unbewaffnet auf einen davon zugetreten und hatte seine Hand auf dessen Kopf gelegt!

„Ich habe keine Ahnung, was er da tut, Lady Faile, aber ich bezweifle, dass es eine gute Idee ist, ihn dabei zu stören.“ Elyas klang ernst, aber auch überrascht – er war natürlich nicht abgeworfen worden, sondern stand von sechs Wölfen umringt neben seinem zitternden Pferd, das er beiläufig beruhigend streichelte. Sein Blick lag unverwandt auf Perrin, der jetzt in die Knie ging, wie sie zu ihrem Entsetzen feststellte. „Kümmert Ihr Euch um die Weißmäntel, Lady Faile, Perrin und ich kümmern uns um die Wölfe.“ Es klang wie ein Befehl und war zweifellos auch so gemeint, aber sie konnte den Blick einfach nicht von ihrem geliebten Mann lösen, der jetzt tatsächlich beide Arme um den Schattenhund legte, der dreimal so massig wirkte, wie Perrin es jemals gewesen war und ihn fest an sich drückte.

Ein markerschütterndes Heulen drang zugleich aus den Kehlen von Mann und Schattenhund, das von Leid und Schmerz durchdrungen war. Sie registrierte, dass nur noch wenige Schreie auf dem Schlachtfeld zu hören waren als das Heulen endete. Sie konnte es kaum fassen, aber in den Armen ihres Mannes, der offenbar haltlos schluchzte, lag jetzt ein ganz normaler Wolf, der allerdings von zahlreichen tiefen Wunden bedeckt war. Diesmal hielt Elyas sie nicht auf, als sie an ihm vorbeitrat, ja, er schien es nicht einmal zu bemerken, so ungläubig musterte er die in weitem Bogen von Reitern umringten Gestalten.

„Kehre in den Traum zurück, mein Freund.“ Sie erkannte seine tränenerstickte und seltsam sanfte Stimme kaum wieder, aber es war zweifellos Perrins. Dann brach er dem Wolf mit einem weithin hörbaren Knacken das Genick, bevor er begann, ihn sanft in den Armen zu schaukeln.

Sie war noch einige Schritte von ihm entfernt, als er den Kopf hob und sie mit dem traurigsten Blick ansah, den sie je bei ihm gesehen hatte. „Er konnte doch nichts dafür, Faile! So viel Leid und Furcht und Hass und Schmerz! Er konnte doch nie etwas dafür!“ Tränen rannen über seine Wangen und sie ging rasch auf ihn zu. Doch bevor sie ihn auf die Füße ziehen konnte, hatte er den Wolf sanft hingelegt und sich energisch aufgerichtet. „Ich muss ihnen helfen, Faile, ich muss es einfach.“ Er hatte den Blick auf etwas hinter den Reitern gerichtet, vermutlich waren dort weitere Schattenhunde, überlegte sie innerlich erschaudernd. Dann setzte er sich in Bewegung und die Reiter in Weiß machten nicht die geringsten Anstalten, ihn aufzuhalten, sondern wichen vor ihm zurück

„Lady Faile“ sie hatte, wie üblich, nicht einmal bemerkt, dass Elyas sich ihr genähert hatte „ich bin mit Sicherheit so erstaunt wie Ihr – Ha! Mehr sogar, ich hätte so etwas nie für möglich gehalten! - aber Ihr müsst jetzt die Männer zurückhalten, bevor ein Unglück geschieht, das niemand von uns will. Kümmert Ihr Euch um die Menschen, Lady Faile, und wir werden uns um die Wölfe kümmern.“ Damit drückte er ihr seine Zügel in die Hand, ließ sie stehen und folgte Perrin mit eleganten und wiegenden Schritten, wobei er ein lautes und herausforderndes Heulen ausstieß, das von den sechs Wölfen aufgenommen wurde, die ihm folgten, ohne sie oder die Reiter weiter zu beachten.

Sie erkannte, dass er völlig recht hatte, immer mehr Reiter ihrer eigenen Truppen näherten sich jetzt und einige Weißmäntel hoben ihre Lanzen! „Haltet ein! Ihr alle, die Schlacht ist vorbei! Wer hat hier das Kommando?“ Sie schwang sich auf den zottigen grauen Hengst von Elyas, ein Reiter besaß immer mehr Autorität als jemand, der zu Fuß unterwegs war. Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern fuhr einfach fort, die ersten Lanzenreiter aus Ghealdan brachen bereits durch die Baumreihe und hatten die Waffen gesenkt!

„Zieht Euch zurück und senkt die Waffen! Wir sind nicht mit den Shaido und dem Propheten fertiggeworden, um jetzt in einer sinnlosen Schlacht gegen die Kinder des Lichts unsere Leben aufs Spiel zu setzen. Ihr befindet Euch auf ghealdanischem Hoheitsgebiet und Königin Alliandre ist bereits auf dem Weg hierher, sie wird voraussichtlich in wenigen Minuten hier eintreffen. Senkt Eure Waffen, das ist ein Befehl.“ Ein zweites, von Leid durchzogenes Heulen hallte über das Feld, dann ein weiteres, offenbar waren zwei weitere Schattenhunde erledigt.

„Bleibt, wo ihr seid!“ rief sie, um das Heulen zu übertönen und trieb ihr geliehenes Pferd auf die Reiter zu, die im Galopp auf sie zuhielten. Sie sah sowohl Cons aus Ghealdan wie auch aus Mayene, wenigstens waren die Leute von den zwei Flüssen keine guten Reiter, so dass weder der Wolfskopf noch die Fahne von Manetheren zu sehen waren, um die Verwirrung komplett zu machen. Sie bemerkte, dass einer der Weißmäntel ihr folgte, beachtete das aber nicht weiter, sondern rief lauthals „Haltet ein! Die Situation ist unter Kontrolle! Sofort anhalten, das ist ein Befehl!“

Tatsächlich zügelten die ankommenden Reiter ihre Pferde und sie hielt direkt vor Berelain und Gallenne, die zuvorderst geritten waren.

„Wo ist Perrin?“ fragte die Schlampe aus Mayene sofort. Auch wenn sie zugeben musste, dass dies eine naheliegende Frage war, musste sie sich stark zurückhalten, um ihr keine Ohrfeige zu verpassen – falls ihr das gelänge, die verdammte Frau war schnell.

„Der kümmert sich mit Elyas um die Schattenhunde.“ gab sie mühsam beherrscht zurück und wie aufs Stichwort hallte erneut ein zweifaches Heulen heran und Berelain zuckte äußerst zufriedenstellend zusammen. „Sorge Du lieber dafür, dass Anoura und die anderen sich nicht blicken lassen, als Dir um Perrin Gedanken zu machen. Gallenne, wo steckt Alliandre? Sie soll sich sofort bei mir melden, damit wir diese Angelegenheit friedlich regeln können, bevor die Pfeile fliegen. Zieht Euch etwas zurück und sagt den Aiel, sie sollen ihre Nasen besser unten halten und sich hier nicht blicken lassen. Die Weisen Frauen sind natürlich etwas anderes.“

„Und wen hast Du uns da mitgebracht?“ Berelain deutete auf den Weißmantel, der ihr gefolgt war und sie nahm ihn das erste Mal wirklich wahr. Der Mann sah verboten gut aus! Nicht einmal eine Uniform der Kinder des Lichts konnte dem etwas anhaben, oder der Umstand, dass Schweißperlen vom Kampf gegen die Schattenhunde auf seiner Stirn standen.

Er brauchte sich nicht aufzurichten, bevor er sprach, schien nicht einmal zu wissen, wie man sich nicht aufrichtete. „Ich bin Galadedrid Damodred, kommandierender Lordhauptmann der Kinder des Lichts, Lady Faile.“ Er brachte, obwohl er im Sattel saß, eine anmutige Verbeugung zustande. Kommandierender Lordhauptmann? Was war mit Eamon Valda passiert? fragte sie sich verwundert. Vermutlich hatten die Seanchan ihn erwischt, überlegte sie dann. „Aber die meisten nennen mich einfach Galad. Ihr kamt wahrlich zur rechten Zeit, ich bin Euch und ... Perrin?“ sie nickte „Perrin zu großem Dank verpflichtet. Der Schattenhund hätte mich fast erwischt, bevor er plötzlich seinen Angriff abbrach und sich ... Eurem Gefolgsmann zuwandte. Ohne ihn, das steht außer Zweifel, hätte keiner meiner Männer noch den morgigen Tag erlebt.“

„Sein Name ist Perrin t'Aybara und er ist mein Ehemann.“ erklärte sie. Wenn ihre Wangen sich röteten, lag das sicher an der Aufregung. „Ich bin Faile ni'Bashere t'Aybara, Lordhauptmann, und wenn Euer Dank etwas wert ist, dann kehrt bitte auf der Stelle zu Euren Männern zurück und sorgt dafür, dass meinem Mann durch sie kein Leid geschieht.“

„Keiner meiner Männer würde jemandem Schaden zufügen, der so offensichtlich im Licht wandelt, Lady Faile.“ erklärte er selbstsicher.

„Mein Mann wurde bereits zuvor von den Kindern des Lichts verdächtigt, ein Schattenfreund zu sein, Lordhauptmann, auf ihn wartet bei Euren Männern die Todesstrafe. Ehrlich gesagt ist es mir ein Rätsel, warum er für Euch Kinder des Lichts schon wieder sein Leben aufs Spiel setzt.“ Sie konnte es nicht vermeiden, dass eine gewisse Schärfe in ihrer Stimme lag.

Auch wenn sein Gesicht keine Regung zeigte, klang er zumindest überrascht. „Die Todesstrafe? Beim Licht, Ihr habt völlig recht, unter diesen Umständen sollte ich schnellstmöglich eingreifen, wenn Ihr mich entschuldigt, Lady Faile?“ Er wendete mit beiläufiger Anmut rasch sein Pferd und hielt eilig auf seine Männer zu, während ein weiteres zweifaches Heulen ertönte, das voller Schmerz und Leid war. Kaum noch überrascht hörte sie, wie es aus der Ferne von weiteren Wölfen beantwortet wurde, vermutlich würde es hier demnächst vor Wölfen wimmeln, überlegte sie leicht frustriert.

Dann jedoch entschied sie, dem Rat von Elyas zu folgen, die Wölfe ihm und Perrin zu überlassen und sich stattdessen um die Menschen zu kümmern. Sie bemerkte, dass Berelains Blick dem Weg des Lordhauptmanns nachdenklich folgte und erkannte eine gute Gelegenheit, die Frau von ihrem eigenen Mann abzulenken. „Berelain, Du folgst mir, aber nimm nicht mehr als zehn Mann als Eskorte mit, wir wollen niemanden provozieren, klar? Gallenne, alle anderen sollen sich vorerst auf die andere Seite dieser Baumreihe zurückziehen, sorgt dafür, dass es möglichst ruhig und friedlich bleibt. Geht sicher, dass auch Arganda nicht mehr als zehn Mann mitnimmt, wenn er mir mit Alliandre folgt.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ritt sie auf die Quelle des nächsten Heulens zu, in dem sie Perrins Stimme erkannte.

Zufrieden stellte sie fest, dass die Weißmäntel sie ungehindert passieren ließen, vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung, dass Perrin mit den Kindern des Lichts endlich ins Reine kam. Sie entdeckte Perrin über einen weiteren Wolf gebeugt, dem er offenbar vor Sekunden erst das Genick gebrochen hatte, und folgte ihm dann auf Elyas' Hengst in einigem Abstand, während er sich auf den Weg zum nächsten Schattenhund machte. Wie zuvor teilten die Weißmäntel schweigend ihre Reihen, als er auf sie zutrat und wenig später trat er auf einen weiteren Schattenhund zu, der sich inmitten eines großen Ringes aus gesenkten Speeren befand. Unter normalen Umständen wäre es ihm sicherlich gelungen, auszubrechen, aber als Perrin auf ihn zutrat duckte er sich lediglich und kauerte sich schließlich auf den Boden, bevor Perrin ihm die Hände auf den Kopf legte. Sie sah erneut, wie er schwankte und nur mühsam sein Gleichgewicht wiederfand, auch wenn er diesmal nicht in die Knie ging. Er schien etwas zu sagen, aber es war zu leise, als dass sie es hätte verstehen können. Dann umfasste er auch diesen Schattenhund beinahe sanft und schien ihn sogar zu streicheln, bevor sie gemeinsam erneut dieses durchdringende Heulen ausstießen, von einem Moment zum anderen ein einfacher, wiederum schwer verletzter Wolf in seinen Armen lag und sofort darauf ein scharfes Knacken erklang. Sie sah, dass weiterhin Tränen über seine Wangen rannen, aber ihm selbst schien das nicht einmal bewusst zu sein, als er sich rasch wieder erhob und in die nächste Richtung wandte. Ihr eigenes Erstaunen stand dem der Männer in ihrer Umgebung in nichts nach, aber sie beherrschte sich zumindest äußerlich. Hinter sich hörte sie Berelain ungläubig keuchen und als sie hinüber blickte, sah sie deren angsterfüllten Blick, der wie gebannt auf dem toten Wolf lag und dann mit einem Ausdruck puren Entsetzens zu Perrin wanderte. Ha! Die Frau würde in Perrins Nähe jetzt deutlich zurückhaltender auftreten, wenn sie sich nicht sehr irrte. Sie selbst setzte sich sofort in Bewegung, um ihrem Mann zu folgen.



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